Einhergehend mit kariösen wie auch nichtkariösen Zahnhartsubstanzdefekten zeigt sich oftmals ein Verlust an vertikaler Dimension und / oder vermehrt das Auftreten sekundärer Malokklusionen. Der Artikel soll daher insbesondere den primären negativen Einfluss okklusaler Disharmonie(n), meist einhergehend mit einem Anstieg des Stresslevels im Körper und einer daraus resultierenden (vermehrten) Parafunktion (Pressen und Knirschen) wie auch sekundär bedingt kompromittierende Auswirkung(en) auf benachbarte Organsysteme (Kopfhaltung, Halswirbelsäule, Schultergürtel) aufzeigen.
Die rasante Entwicklung im digitalen Bereich in den vergangenen zehn Jahren, der eine Vielzahl positiver Aspekte bei der vorhersagbaren Planung / Herstellung und Reproduzierbarkeit der Arbeitsabläufe zugesprochen wird, sollte sich auch mit der Frage eines funktionsgerechten Therapieansatzes beschäftigen. Offen bleibt bis heute die spannende Frage wie sich funktionelle Aspekte (klinische und instrumentelle Funktionsanalyse) in ihrer analogen Tradition mit schädelbezüglich montierten Modellen in horizontaler und vertikaler Referenzposition (Zuordnung) des Unterkiefers in einem teil- oder volljustierbaren Artikulator-System nutzbringend in ein digitales Behandlungskonzept integrieren lassen.
Ästhetik und Funktion gehen bei zahnärztlichen Rehabilitationen Hand in Hand. Eine digitale Schnittstelle zur Implementierung sämtlicher funktioneller Parameter aus dem analogen Artikulatorsystem in ein digitales Konzept wird laut Industrie angeboten, ist aus Sicht der Verfasser aber noch nicht praxistauglich. Die Schwierigkeit scheint hier darin zu liegen, das „Koordinaten-System menschlicher Schädel“ inklusive Okklusion ohne geometrische Einbußen so in die Simulations-Situation (CAD) zu übertragen, dass die Projektion der statischen und insbesondere der dynamischen Okklusion morphologisch auch den Gegebenheiten des Patienten entspricht; was den entscheidenden Punkt bei der Herstellung funktionell exakter Kauflächen ausmacht. Hier haben derzeit noch fast alle digitalen Systeme bestimmte Schwächen in der Erfassung und Übertragung der wirklichen Patienten-Geometrie in die virtuelle Welt, gegenüber dem gut untersuchten und bewährten analogen Artikulatorsystem. Derzeit scheint eine Kombination von analog (Aufwachsen von Hand durch den Techniker) und eines anschließenden Scans zur digitalen Fertigung funktioneller Kauflächen (CAM) einen sinnvollen Kompromiss darzustellen – allerdings kann aktuell von einem „funktionell reinen digitalen Workflow“ (noch) nicht ausgegangen werden. Die Versorgung mit Hochleistungskeramiken oder monolithischen Zirkoniumdioxid-Restaurationen sollten nicht standardisiert als „Airbags“ mögliche Defizite im funktionellen Bereich kompensieren.