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Fortbildung
pen unddes Kieferbogens diewichtigsten Elemente bei der nonverbalen Kommunikation. Bei der
Planung einer Rekonstruktionmüssen lautMolinari Bezugslinienberücksichtigtwerden–wie etwa
die Verbindungder Gingiva-Scheitelpunkte, dieZahnachsen, die inzisalen Einziehungen (Dreiecke),
dieGingiva-Papillen, die inzisaleEbene sowiedieProportionderZahnformen (Abb. 8).AlleÄnderun-
genanZähnenundWeichgewebe sollten inStudienmodelleüberführt und fotografischdokumen-
tiertwerden. DiesumfasstAufnahmendes Lächelnsbei entspanntemGesicht, bei halbgeöffnetem
Mund, imProfil, desKiefers inOkklusionsstellung, desOK-FrontzahnbogensohnedieUK-Zähne, und
derokklusalenAnsichtvonOKundUK. Eindigitales Imaging (Vorher/Nachher-Situation)mittelseiner
CAD-Software (SmileDesign) kannhilfreich sein (Reichet al., 2016).
Bei der digitalen Erfassung des Mock-up und des Lippenbildes können die Datensätze von der
Software deckungsgleichübereinandergelegt werden. Damit kannman denGesamteindruck von
Lippenverlauf, dieMorphologie der Zahnformen in verschiedenen Ausprägungen simulieren und
das „neue Lächeln“ durch den Patienten bewerten lassen. Wenn die Lösung gefunden ist, werden
Langzeitprovisorienhergestellt, umdie funktionelleUmformungderOkklusionunddieUmgewöh-
nungder Kaumuskulatur einzuleiten sowiedieUmweltdesPatientenmitder ästhetischenVerände-
rung vertraut zumachen. Die definitive Ästhetik-Versorgung kannmittels dünnwandiger Veneers,
Teilkronen, Table Tops ausgeführt werden. Molinari bevorzugt zur Zahngestaltung dünnwandige
Veneers undVeneer-Kronen, gepresst aus leuzitverstärkter Silikatkeramikmit Individualisierung von
Textur undMamelons. IndiesemRahmenwerden Inzisalkanten vonFrontzahn-Kronen imCutback-
Verfahrenverblendkeramischaufgebrannt.
BiokiefernachdemVorbildderNatur
Ziel der konservierenden und prothetischen Rekonstruktion ist, die fehlenden Außenflächen und
insbesondere die Kauflächender verlorengegangenenZahnsubstanzwieder soherzustellen, dass
sichder Zahnersatz nach statischenund funktionellenGesichtspunktenharmonisch indie vorhan-
dene Gebisssituation einfügt. Dafür hatte Prof. Albert Mehl, Universität Zürich, das Biogenerische
Zahnmodell entwickelt, das aufgrund weniger Parameter mittels einer Datenbank eine passende
Zahnformberechnet und andieMorphologie der Nachbarzähne undAntagonisten angleicht. Da-
mitwar esgelungen, bei fehlender ZahnsubstanznatürlicheZahnformen indieKonstruktions-Soft-
ware einzufügen. Mit demwissensbasierten Ansatz der Biogenerik war es möglich, jede klinische
Defektsituationnachzubilden (Litzenburger et al., 2013; Ender et al., 2011).
Inzwischen zumCerec-Standardgehörend,wurdedarauf aufbauend, das „Biokiefer“-Konzept entwi-
ckelt. Dieser Prozessschritt innerhalb der Software nutzt den noch vorhandenen Restzahnbestand
als Referenz für den virtuellen Erstvorschlag. Hierbei wird der gesamte Kieferverlauf in die Berech-
nungeinbezogen.MitdiesemVerfahrenkönnenganzeZahngruppenundZahnstellungen individu-
ell rekonstruiertwerden (Abb. 9). Hierfürwurden laut demReferenten 400 verschiedene, natürliche
Zahnmodelle indieAnalyseundAuswertung für daswissensbasierteBiokiefer-Modell einbezogen.
Abb. 8:GrundformenvonOK-Frontzähnen.Quelle:Molinari/Paolucci
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