ddm | Ausgabe4 | 2017
        
        
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          Fortbildung
        
        
          Sicht wichtig ist die gewebeschonende Extraktion ohne Aufklappung, um eine zusätzliche Kno-
        
        
          chenresorption ander Oberflächedes Alveolarfortsatzes zu verhindern. JenachGrößeder Alveole
        
        
          ist eineAbheilphase von vier bis achtWochenerforderlich. Damit gewinntmaneine intakteWeich-
        
        
          teildeckeund 3-6Millimeter zusätzliche keratinisierteMukosa. Beides ist bei der späteren Implanta-
        
        
          tion vongroßem Vorteil, um einen spannungsfreien, primärenWundverschluss zu erzielen (Chu et
        
        
          al., 2015, 2014; Velaet al., 2012).
        
        
          InderAbheilphasenachder Extraktionkommt es zueiner leichtenAbflachungder Papillenundder
        
        
          fazialenKontur desAlveolarfortsatzes inderMittederAlveole, diedurchdieResorptiondesBündel-
        
        
          knochens verursachtwird (Stimmelmayr et al., 2013). Amwichtigsten ist eineprothetischorientierte
        
        
          Implantation; deshalbmüssen die Implantate in der korrekten dreidimensionalen Position inseriert
        
        
          werden. Dabei soll das Implantat mit seiner Implantatschulter inmesiodistaler, in korono-apikaler
        
        
          und inorofazialerRichtung inden sogenanntenKomfortzonenplatziertwerden (Tarnowetal., 2014).
        
        
          DieFrühimplantationnachExtraktionhat im fazialenBereich inderRegel einenkleinenbismittleren
        
        
          Knochendefekt zur Folge, dermeist zweiwandig istundder simultanmitder Implantationaugmen-
        
        
          tiert werden sollte, um ein langfristig stabiles, ästhetisches Ergebnis erzielen zu können (Chu et al.,
        
        
          2014).
        
        
          
            Ästhetik trifftHarmonie
          
        
        
          Ästhetischangezeigte InterventionenundFrontzahnrestaurationen sind sensibel zu lösenund zäh-
        
        
          len zur Königsdisziplin inder Zahnheilkunde. Dr. RobertoMolinari,Mantua (Italien), bewiesmitmeh-
        
        
          reren vorgetragenen Fällen einehohe Empathie für dienatürlichwirkende, „roteundweißeÄsthe-
        
        
          tik“. Parameter wie Form und Stellung der Zähne, Helligkeit und Farbe spielen einewichtige Rolle.
        
        
          KeinenochsoschönegeschichteteKronewirddieErwartung „Ästhetik“erfüllen,wenndasgingivale
        
        
          Umfelddefizitär ist. „Symmetrie“ ist lautMolinari ein Trugschluss; vielmehr ist die „Harmonie“ anzu-
        
        
          streben. Harmonie erreichen wir nur, wenn ein gesundes Weichgewebe den „roten“ Rahmen für
        
        
          das Zahnbild vorgibt. Die „weiße“ Ästhetikwirdnebender Helligkeitweitgehend vonder Formder
        
        
          Zähne beeinflusst. Das Verhältnis vonHöhe zur Breite, besonders im Frontzahnbereich, wird dann
        
        
          als harmonisch empfunden, wenndieAusdehnungder bukkalenZahnfläche durchdie Zahnlänge
        
        
          zu ihremgrößeren Teil der Breiteder Inzisalkanteentspricht und somit vom „Goldenen Schnitt“ be-
        
        
          stimmtwird (Fradeani, 2004) (Abb. 6-7).
        
        
          UmdiepassendeZahnformundHarmonieherauszufinden, sindSimulationenwieWaxup, Imaging
        
        
          oder Mockup hilfreich. So kann festgestellt werden, ob es Diskrepanzen zwischen Anspruch und
        
        
          Wirklichkeit beimPatientengibt –undobdasGewünschteüberhaupt technischumsetzbar ist. Die
        
        
          mittleren, oberenSchneidezähne sind, wegen ihrer prominentenPosition, nebender Formder Lip-
        
        
          Abb. 6:DieGesetzmäßigkeitenderZahnformenbestimmenunser
        
        
          ästhetischesEmpfinden.Quelle:Molinari
        
        
          Abb. 7: VirtuellePlanungzurRekonstruktionvonabradierten
        
        
          FrontzähnenundPrämolaren.Quelle:Molinari/Paolucci