Aktuelle Rekonstruktionskonzepte auf dem Prüfstand
Das alljährlich stattfindende Keramiksymposium der AG Keramik wird stets von Beiträgen wissenschaftlicher Fachgesellschaften begleitet. Eingebettet in den Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI), stellte Frau Prof. Irena Sailer, Universität Genf, auf dem 16. Keramiksymposium aktuelle Prothetikkonzepte für monolithische und verblendete Vollkeramik-Kronen und -Brücken in den Fokus.
Man muss die prothetische Vergangenheit kennen, um die Gegenwart zu verstehen und für die Zukunft gerüstet zu sein. Früher standen für die prothetische Rekonstruktion überschaubare Materialkombinationen zur Verfügung (EM-, NEM-Legierungen, Feldspatverblendkeramik), die in ihrer Funktionalität gut taxierbar waren. Inzwischen hat sich der Versorgungs-Kanon geändert. Vollkeramiken haben Metall bei vielen Indikationen substituiert; die CAD/CAM-Technik hat die Verarbeitung völlig neuer Werkstoffe ermöglicht, die bisher manuell nicht zu verarbeiten waren. So können heute alternativ zur bewährten Metallkeramik vollkeramische Restaurationswerkstoffe sowie keramikdotierte Hybridmaterialien eingesetzt werden. Die Vorteile bestehen darin, dass Keramiken so modifiziert wurden, dass sie mit ihren Abrasionseigenschaften dem natürlichen Zahnschmelz möglichst nahe kommen. Die neuen Materialien bieten im Vergleich zur Metallkeramik eine zahnähnlichere Lichtdynamik und damit ästhetische Vorteile; sie sind jedoch nicht nur Substitute, die vorhandene Werkstoffe ersetzen, sondern zwingen oftmals auch zum Umdenken, zu neuen Konzepten und Indikationen.
Die richtige und patientenindividuelle Auswahl des Restaurationsmaterials legt somit den Grundstein für einen erfolgreichen und dauerhaften Behandlungserfolg. Heutzutage sehen wir uns einer ständig größer werdenden Produktvielfalt gegenüber, deren klinische Bewährung im Einzelfall bis- weilen noch nicht beantwortet wurde. Dazu gesellen sich die subjektiven oder weichen Faktoren der Materialauswahl, bei denen z.B. der Patient nach Internetrecherche mit konkreten Vorstellungen in die Praxis kommt und eine metallfreie Versorgung verlangt. Diese Einflüsse bergen Risiken und verleiten möglicherweise, dass eine falsche Werkstoffentscheidung getroffen wird. Damit in der jeweiligen Patientensituation die erfolgversprechende Entscheidung getroffen wird, sollte jeder Fall individuell analysiert werden.