In Deutschland werden jedes Jahr ca. 55 Millionen zahnärztliche Röntgenbilder angefertigt; die Zahnmedizin fertigt die Mehrzahl aller Röntgenbilder in Deutschland an (und generiert dabei allerdings nur einen Bruchteil der gesamten Strahlendosis) (KZBV 2017, BfS 2019). Röntgenbilder sind Routine in der Kariesdiagnostik (Detektion approximaler Läsionen), der Endodontie (Detektion apikaler Läsionen, Therapieplanung, -begleitung und -evaluation), der Chirurgie und Parodontologie (Evaluation anatomischer Strukturen bzw. parodontalen Knochenabbaus sowie Therapieplanung) sowie der Kieferorthopädie (Diagnostik, Planung und Verlaufskontrolle).
Allerdings ist auch die Röntgendiagnostik (ähnlich wie andere, nicht bildgebende Verfahren) nur bedingt valide; die Validität ist zudem stark erfahrungsabhängig und wird durch äußere Umstände (u. a. den Zeitdruck, unter dem gearbeitet wird) mitbestimmt. Zahnärzte unter- oder überschätzen oft das Vorhandensein oder den Schweregrad einer Erkrankung (einer kariösen Läsion, eines parodontalen Knochenabbaus etc.) und verschiedene Untersucher kommen zu unterschiedlichen Diagnosen (und oftmals Therapien). Zudem ist die Befundung von Röntgenbildern, vor allem größerer Aufnahmen (Panoramaschichtaufnahmen, DVT, CT) umfänglich und zeitintensiv, müssen doch eine große Zahl anatomischer Strukturen (Kieferknochen, Kiefergelenke, Kieferhöhlen) beurteilt, die Zahl und der Zustand der Zähne untersucht und etwaige pathologische Auffälligkeiten (Karies, Knochenabbau, apikale Läsionen) bzw. ihre röntgenologischen Zeichen (überwiegend Aufhellungen bei Speichelsteinen oder odontogenen Tumoren etc., aber auch Verschattungen) detektiert und bewertet werden. Um hier nichts zu übersehen, gehen die meisten Zahnärzte systematisch vor und zeichnen etwaige Detektionen detailliert auf, u. a. um die anschließende Therapie planen und später begründen zu können und Verlaufskontrollen zu ermöglichen. Diese detaillierte Dokumentation kostet erneut Zeit, zudem entstehen bei der Übertragung der getroffenen Diagnosen in die Patientenakte erneut Fehler (Verwechslung von Zähnen etc.). Eine Verknüpfung der Befunde verschiedener Bildmaterialien oder der direkte Vergleich zweier ähnlicher Bilder aus unterschiedlichen Zeitscheiben (z. B. wiederholte Bissflügelbilder) bleibt trotzdem aufwändig. Um die Diagnostik valider, reliabler, schneller und einfacher zu machen, kann der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) sinnvoll sein.