Über Usability, Wirtschaftlichkeit und Gefahrenpotenzial
Der Patient sitzt bei seinem Zahnarzt und füllt den Anamnesebogen aus. Erbkrankheiten? Bluthochdruck? Medikamenteneinnahme? Wie hieß noch das Präparat, dass er vor zwei Wochen gegen die Schmerzen im Fuß eingenommen hat? Er kann sich nicht mehr erinnern. Bestimmt ist es auch nicht so wichtig. Er geht weiter zur nächsten Frage. So wie ihm, geht es vielen Patienten in Deutschland.
Die Grundidee der digitalen Patientenakte
Die Sammlung von Patientendaten in nur einer digitalen Akte, für jeden behandelnden Arzt abrufbar, lückenlose Behandlungsdokumentationen, übergreifend zwischen Allgemeinmediziner, Fachärzten und Behandlern in Krankenhäusern – das ist die Grundidee digitaler Patienten- und Gesundheitsakten. Sie ist nicht neu. Anbieterseitig existieren vielfältige Entwürfe und Projekte von staatlicher, wie auch privater Seite. Flächendeckend erfolgreich war bisher allerdings keines. Mitte September preschte jetzt der Anbieter Vivy auf den Markt und sorgte für ordentlich Aufruhr.
Innovative Idee mit Optimierungsbedarf
Vivy sorgte, dank ihres Marktmodells, mit der Veröffentlichung bereits für die nötige Aufmerksamkeit. Mitte September ging eine App durch die Öffentlichkeit. Vivy, eine digitale Patientenakte, die, als App verfügbar, endlich alle Probleme des Gesundheitswesens löst.
Wo liegt das Problem?
Die App Vivy speichert und verarbeitet Gesundheitsdaten. Diese gehören per DSGVO zu den Daten der besonders schützenswerten Kategorie. Es gelten besondere Maßnahmen. Doch gerade in Deutschland, wo man im europäischen Vergleich besonderen Wert auf Datenschutz legt, ist es verwunderlich, dass diese App teilweise undurchdacht wirkt und Fragen aufwirft. Ein sicherlich kritisch zu betrachtender Aspekt ist der, dass der App-Betreiber Vivy einem weltweit agierenden Konzern zugehörig ist. Unter Anbetracht von Big Data, also dem Sammeln und Zusammenführen von großen Datenmengen zur, beispielsweise Profilbildung, lassen sich hier beunruhigende Zukunftsszenarien bilden.