In der präprothetischen Chirurgie oder zur Vorbereitung von enossalen Implantationen stellt der knöcherne Alveolarkammdefekt eine häufige Indikation für die operative Behandlungsnotwendigkeit dar. Oft haben rezidivierende und über Jahre bestehende parodontale Erkrankungen des Patienten zu Knochenabbau und parodontalen Knochenresorptionen geführt. Vor allem der Seitenzahnbereich im Oberkiefer weist nach Zahnverlust eine besonders hohe Resorptionsdynamik auf. Unbehandelt kommt es in der Regel auch ohne ausgeprägte parodontitisbedingte Knochenresorption zunächst häufig zu einer Ausdehnung der Nasennebenhöhle mit Knochenresorption von cranial nach kaudal ohne eine Veränderung der Alveolarkammposition.
In Zusammenhang mit Zahnextraktionen im OK-Seitenzahnbereich wird jedoch sehr zeitnah ein vertikaler Knochenverlust beobachtet, welcher durch Verfahren zum Anheben des Kieferhöhlenbodens und damit verbundenen Augmentationen (Sinusbodenelevationen) zu therapieren ist (Liebaug und Wu 2010, Liebaug und Wu 2011). Hier unterscheidet man im Wesentlichen zwei Techniken: Zum einen die direkte Sinusbodenelevation nach Tatum, wobei ein knöchernes Fenster in die bukkale Kieferhöhlenwand präpariert und die Schneidersche Membran vom Knochen in den Sinus maxillaris luxiert wird. Das präparierte laterale Fenster über dem alveolaren Restknochen dient zum Einbringen von Augmentationsmaterial. Je nach Restknochenhöhe ist eine simultane Implantation möglich. Abgewandelte Techniken schließen das Präparieren eines Fensters ohne Knochendeckel oder auch das Anheben der auskleidenden Kieferhöhlenmembran durch den Implantatstollen ein. Die zweite Technik zur Sinusbodenelevation wird als indirekte Technik nach Summers bezeichnet. Hierbei wird mit Osteotomen durch den Implantatstollen von crestal der Sinusboden bzw. die Membran indirekt angehoben.
Es folgt über diesen relativ engen Zugang wiederum das Einbringen von autologen Knochenspänen möglichst unter Beimischung von xenogenem Material, sowie als Vollendung das Einbringen von enossalen Implantaten. In dem nachfolgend beschriebenen Fall konnte auf Grund der ungünstigen Knochensituation keine sofortige Implantation erfolgen, zumal die ohnehin schwierige Augmentation simultan und zeitgleich zur Zahnentfernung erfolgte.
Mit Hilfe CAD/CAM basierter Verfahren kann heute, unter Nutzung des digitalen Workflows, die Sicherheit von chirurgischen Eingriffen erhöht werden. DVT-Daten machen es möglich, dass heute patientenindividuelle Titangitter zur Versorgung von komplexen Kieferkammdefekten gedruckt werden können.