Am 8. und 9. November 2019 fand in Franfurt am Main, begleitet von der Fachmesse id – infotage dental, der diesjährige Deutsche Zahnärztetag statt. Begrüßt wurden die Kongressteilnehmer zum „Familientreffen der zahnärztlichen Community“ von Prof. Dr. Michael Walter (Abb. 1), Präsident der DGZMK, Dr. Peter Engel (Abb. 2), Präsident der BZÄK, und Dr. Michael Frank (Abb. 3), Präsident der LZK Hessen. Bezugnehmend auf den Veranstaltungstitel „Meine Praxis – meine Zukunft: Trends auf dem Prüfstand“, stellte Engel fest, dass sich in der Vergangenheit so manche Neuerung am Ende „als viel Lärm um nichts“ herausgestellt hätte, aber: „Der Trend, dem wir uns alle nicht entziehen können, ist die Digitalisierung.“ Passend dazu war auch der von Frank anmoderierte Festvortrag gewählt: „Künstliche Intelligenz in der Medizin, Vision – Hype – Realität“.
Festvortrag zu KI
Festredner Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. mult. Wolfgang Wahlster (Abb. 4) ist eine Koryphäe auf einem Gebiet, das derzeit die ganze Welt elektrisiert: künstliche Intelligenz (KI). Er war Professor für Informatik an der Universität des Saarlandes und leitete bis 2018 als technisch-wissenschaftlicher Direktor und Vorsitzender der Geschäftsführung das 1988 gegründete Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI GmbH), die weltweit größte Forschungseinrichtung auf diesem Gebiet mit über 900 Wissenschaftlern. Seine aktuellen Forschungsgebiete sind multimodale Sprachdialogsysteme, benutzeradaptive Assistenzsysteme für das Internet der Dienste und der Dinge sowie cyber-physische Produktionssysteme auf der Basis digitaler Produktgedächtnisse. Für seine Forschungen wurde er mit dem deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten und diversen Ehrendoktorwürden ausgezeichnet. Er ist Mitglied der Nobelpreis-Akademie in Stockholm sowie der deutschen Nationalakademie Leopoldina. Als Mitglied von Beratungsgremien der Bundesregierung wie den Partnern für Innovation und der Forschungsunion hat er Zukunftsprojekte wie Industrie 4.0 und Smart Service Welt mitinitiiert. In seinem Vortrag legte Wahlster dar, dass KI nicht nur im Alltag angekommen ist, sondern auch speziell im Gesundheitswesen zur disruptiven Änderung von Arbeitsabläufen, Berufsbildern und Geschäftsmodellen führt. KI definierte er dabei als Realisierung von intelligentem Verhalten und den zugrundeliegenden kognitiven Fähigkeiten auf Computern. Die Abkürzung KI stünde nicht nur für künstliche Intelligenz, sondern auch für künftige Informationstechnik und sei als die Avantgarde der Digitalisierung zu begreifen. Während es bei der ersten Welle der Digitalisierung noch um maschinenlesbare Daten gegangen sei, stünde die zweite Welle für maschinenverstehbare Daten. Mittlerweile kämen immer mehr digitale Assistenten bei Prävention, Diagnose und Therapie zum Einsatz. Vor allem selbstlernende Bildauswertungsverfahren würden Ärzte und Pflegekräfte entlasten. Erwähnung fand dabei u. a. die die Softwarelösung DentaliQ von CellmatiQ (siehe auch den Beitrag „Künstliche Intelligenz in der Zahnmedizin… am Beispiel der kephalometrischen Analyse“ , S. 24). Kollaborative Roboter, so der Referent, unterstützen bei komplexen Operationen sowie in der Pflege. Die Betonung läge dabei auf ‚kollaborativ‘, denn eine FDA-Zulassung gibt es nur für Roboter, die den Zahnarzt in der physischen Arbeit unterstützen, nicht ihn ersetzen. Eine durch Roboter autonom durchgeführte Implantation, wie bereits 2017 in China erfolgt, ist hierzulande nicht erlaubt. Des Weiteren machte der Referent auf das Potenzial von KI-basierten Datenbrillen aufmerksam, die entscheidungsrelevante Daten und Hintergrundwissen mobil und zum passenden Zeitpunkt bereitstellen können.