ddm Ausgabe 2 | 2023

Die digitale Zahntechnik und Zahnmedizin vereint an einem Ort Virtueller Rundgang auf www.denseo.de/IDS-VR oder hier scannen. Ausgabe 2 | 2023

2 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Standplan der IDS exocad 3Shape OnyxCeph BiteReg Das verfügbare Kursangebot finden Sie hier: https://www.denseo.de/fortbildung oder hier scannen. Catering 10 moderne Schulungsplätze Großbild-Monitor Digitalisierung aus einer Hand - Ihre Lösung für eine harmonierende Prozesskette! Die Digitalisierung ist unaufhaltsam und essentiell für die deutsche Wirtschaft. Um diesem Wandel erfolgreich zu begegnen, bieten wir Ihnen maßgeschneiderte Lösungen aus einer Hand. Mit langjähriger Erfahrung haben wir Prozesse in Labor und Praxis analysiert, um Ihnen bedarfsgerechte Lösungen anzubieten. Unser „aus-einer-Hand“-Konzept ermöglicht Ihnen abgestimmte Produkte, die von nur einem Partner professionell supportet werden. Kein lästiges Zusammensuchen von Hard- und Softwarekomponenten mehr - wir bieten Ihnen eine reibungslose und harmonische Prozesskette. Besuchen Sie uns auf der Innovative Denseo Show, einem Ort des Erlebens, Verstehens und Sammelns von Inspirationen. Hier können Sie sich an allen Werktagen des Jahres von unseren präsentierten Prozessketten überzeugen lassen und deren Abstimmung mit unseren Experten diskutieren. Nutzen Sie die IDS als Ihren Treffpunkt und Schnittstelle für Zahntechnik und Zahnmedizin, um gemeinsam Lösungen für die Zukunft zu erarbeiten. Leinwand Alignerlösung Catering Eingang Standplan der IDS exocad 3Shape OnyxCeph BiteReg Das verfügbare Kursangebot finden Sie hier: https://www.denseo.de/fortbildung oder hier scannen. Catering 10 moderne Schulungsplätze Großbild-Monitor Digitalisierung aus einer Hand - Ihre Lösung für eine harmonierende Prozesskette! Die Digitalisierung ist unaufhaltsam und essentiell für die deutsche Wirtschaft. Um diesem Wandel erfolgreich zu begegnen, bieten wir Ihnen maßgeschneiderte Lösungen aus einer Hand. Mit langjähriger Erfahrung haben wir Prozesse in Labor und Praxis analysiert, um Ihnen bedarfsgerechte Lösungen anzubieten. Unser „aus-einer-Hand“-Konzept ermöglicht Ihnen abgestimmte Produkte, die von nur einem Partner professionell supportet werden. Kein lästiges Zusammensuchen von Hard- und Softwarekomponenten mehr - wir bieten Ihnen eine reibungslose und harmonische Prozesskette. Besuchen Sie uns auf der Innovative Denseo Show, einem Ort des Erlebens, Verstehens und Sammelns von Inspirationen. Hier können Sie sich an allen Werktagen des Jahres von unseren präsentierten Prozessketten überzeugen lassen und deren Abstimmung mit unseren Experten diskutieren. Nutzen Sie die IDS als Ihren Treffpunkt und Schnittstelle für Zahntechnik und Zahnmedizin, um gemeinsam Lösungen für die Zukunft zu erarbeiten. Leinwand Alignerlösung Catering Eingang

3 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Öffnungszeiten der IDS: Mo. - Fr. 9.00 - 17.00 Uhr Sa. nach Vereinbarung Um telefonische Terminvereinbarung wird gebeten unter 06021- 451 060 oder direkt über unser Buchungstool. https://www.denseo.de/fortbildung oder hier scannen Virtueller Rundgang auf www.denseo.de/IDS-VR oder hier scannen. Anschrift IDS Denseo GmbH Stengerstraße 9 D-63741 Aschaffenburg Telefon 06021- 451 060 Telefax 06021- 451 06-29 E-Mail info@denseo.de Kontaktieren Sie uns noch heute und lassen Sie uns gemeinsam den Weg der Digitalisierung beschreiten! Íntraoralscanner Dentalscanner Software Software Blanks & Zubehör 3D-Druck Fräsmaschinen Öfen Tiefziehen Empfang

4 ddm | Ausgabe 2 | 2023 VOCO GmbH · Anton-Flettner-Straße 1-3 · 27472 Cuxhaven · Freecall 00 800 44 444 555 · www.voco.dental Die STÄRKSTEN ihrer Klasse Außergewöhnliche Materialien für starke CAD / CAM-Restaurationen • Zur Herstellung von definitiven Kronen, Inlays, Onlays, Veneers und implantatgetragenen Kronen • Hochästhetisch durch multicolor-Farben – ideal für den Frontzahnbereich • Höchster Füllstoffgehalt (86 Gew.-%) für langlebige haltbare Restaurationen • Zahnähnlichkeit in Perfektion • Kein Brennen erforderlich • Beste Polierbarkeit und Reparaturfähigkeit blocs / disc Auch als multicolor disc erhältlich

ddm | Ausgabe 2 | 2023 5 Gastkommentar Quo vadis? Oft wurde ich in letzter Zeit gefragt, was denn die Highlights der IDS waren, was man unbedingt gesehen haben muss und wohin die Reise gehen wird. Es dreht sich bei den wirklichen und noch öfter bei den Pseudo-Innovationen leider häufig um den Themenkreis „schneller, weiter, höher“ – und billiger! Das alles soll uns unser Leben leichter machen, setzt aber im Gegenteil viele Menschen einer ungekannten Beschleunigung und einem Druck aus, welcher leider auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen hat. Allein die Statistik der Zunahme psychischer Erkrankungen spricht deutliche Worte genug. Die Thematik betrifft eben nicht nur die Dentalbranche, sondern unsere gesamte Lebenswelt. Zurück zum Dentalen. Es fragt leider kaum jemand, was denn aber hinter den vielen tollen Innovationen von der IDS verschwunden oder nicht mehr wahrnehmbar ist. Das betrifft Produkte und ihre Hersteller gleichermaßen. Zum Beispiel spreche ich da vom Gold. Das Urmaterial der Zahntechnik ist auf der Leitmesse der Dentalbranche einfach nicht mehr sichtbar. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Der Patient will es weiß, er will kein Metall im Mund, das ist doch nicht mehr zeitgemäß etc. Das häufigste Gegenargument sind die hohen Edelmetallpreise. Es stimmt, sie sind sehr hoch und in den letzten Jahren immer weiter angestiegen. Aber ist das allein ein Grund, darüber mit Patienten gar nicht mehr zu sprechen und (auch im Hinblick auf den Patienten) auf die vielen Vorteile von Goldversorgungen zu verzichten? Immerhin handelt es sich um den bewährtesten Werkstoff der Zahnmedizin, leicht zu verarbeiten, biokompatibel und sehr beständig im Mund und auch im Wert. Was steckt also dahinter? Wer den Markt beobachtet hat, wird feststellen, dass der dramatische Knick in der Kurve beim Edelmetallabsatz in Deutschland auf dem Jahreswechsel 2004/2005 liegt. Ein Schelm, wer nun denkt, das hätte mit der Einführung der Festzuschüsse zu eben jenem Zeitpunkt zu tun. Also mit der Möglichkeit des Zahnarztes, Materialkosten zu sparen und dafür das Honorar in gewünschter Höhe anzupassen. Die fertige Krone ist für den Patienten in Zirkoniumdioxid in der Regel nicht billiger zu haben als eine aus Gold. Interessant in diesem Zusammenhang ist meine Wahrnehmung, dass ZahnärztInnnen und ihre Angehörigen dann doch häufiger als erwartet mit Goldrestaurationen versorgt sind. So schlecht und viel zu teuer kann also dieser Werkstoff nicht sein. Eine gewisse Janusköpfigkeit ist den ZahnärztInnen in dieser Frage also nicht abzusprechen. Nun schreibe ich hier in einem Magazin, welches sich der digitalen Zahnmedizin widmet. Was also könnte man tun? Dass die manuelle Fertigung zahntechnischer Arbeiten im Zuge der Digitalisierung immer weniger wird, lässt sich nicht aufhalten und ist eine logische Konsequenz technologischer Entwicklung. Und wer soll es auch machen in Zeiten sinkender Ausbildungszahlen? Die Rahmenbedingungen sind schlecht – siehe schneller, weiter, höher – und billiger! Also Edelmetall digital verfügbar machen! Angebote dafür gibt es. Zwar nicht viele, aber immerhin. Billig im obengenannten Sinne sind sie auch nicht. Aber sie gewährleisten in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung noch den Zugriff auf den Super-Werkstoff Gold (zu dieser Bezeichnung versteigere ich mich hier mal). Und die digitale Fertigung kann sogar noch optimierend auf die ohnehin schon guten Eigenschaften der Edelmetalle wirken, weil z. B. fehleranfällige Gießprozesse im zahntechnischen Labor entfallen. Ich bin mir ziemlich sicher. Am Ende liegt es nur am Geld. Leider sehr oft nicht an dem Betrag, den der Patient zu zahlen bereit ist, sondern dort, wo der behandelnde Zahnarzt sein maximales Honorar sichert. Ich breche also an dieser Stelle eine Lanze für das altbekannte Edelmetall, modern digital gefertigt und aus meiner Sicht daher absolut zeitgemäß. Es würde mich freuen, wenn sich diese Sichtweise in der Branche wieder mehr etabliert. Wir verlieren andernfalls einen der besten Dentalwerkstoffe überhaupt. Heiko Grusche Vertriebsleiter Dental bei C.HAFNER

ddm | Ausgabe 2 | 2023 6 www.kavo.com KaVo Imaging – die nächste Generation von Dental Excellence. Erfahren Sie mehr: www.kavo.com/de/imaging KaVo ProXam Die Zukunft der digitalen Diagnostik.

ddm | Ausgabe 2 | 2023 5 L.V.G. Labor-VerrechnungsGesellschaft mbH Hauptstraße 20 / 70563 Stuttgart T 0711 66 67 10 / F 0711 61 77 62 kontakt@lvg.de Warten Sie nicht länger auf Zahlungseingänge und wählen sie den direkten Weg zur Liquidität. Denn mit der LVG an Ihrer Seite wird Ihre Arbeit umgehend honoriert. Mit dem Know-how von über 35 Jahren und dem feinen Gespür für sensible Kundenbeziehungen, sichern wir zuverlässig die laufende Liquidität unserer Partner durch Vorfinanzierung ihrer Rechnungswerte. Entscheiden Sie sich für den direkten Weg. Mit der LVG als kompetenten und finanzstarken Partner, dem bereits mehr als 400 Labore vertrauen. Jetzt laufende Liquidität sichern Inhalt Der komplette Fall 8 Sofortimplantation und digitale Abformung im Oberkiefer Inga Boehncke 18 Konservative Rehabilitation im Seitenzahnbereich in direkter und indirekter Technik (Teil 1) Vincenzo Zuccaro, Gianfranco Roselli, Trifone Lorenzo Bruno Kollegentipp 30 Von der kreativen Keramikkünstlerin zur begabten CAD-Designerin | Magdalena Kotula 32 Feldspatkeramik VITABLOCS: Mark II als hochästhetisches und präzises Labormaterial | Julio Gomez Paris 38 Analog oder digital? Ein Scheideweg der Präzision Julius Lorbiecki 42 Der Programat CS6 im Praxisalltag | Sven Holtorf Fortbildung 45 Masterlehrgang „Digitale Dentaltechnik“ | Sebastian Weidner ABRE§ 46 EuGH zur DSGVO: Rechte Betroffener auf immateriellen Schadensersatz enorm gestärkt! |Christian Solmecke New Media 48 Nachhaltige Patientengewinnung und Imageverbesserung für Zahnarztpraxen | Sebastian Weidner Journal 50 (IDS-Nachlese) Mira Ross-Büttgen 51 IDS-Media Conference von Ivoclar in den Rheinterrassen 52 Gemeinsame Pressekonferenz von KaVo und Planmeca 53 Carestream: Durch Vernetzung und Austausch zum Erfolg 53 Carbon steht für Effizienz im 3D-Druck 54 IDS hoch 2 – mit Denseo 56 exocad: Chillige exoTime in Kölle am Rhing 57 „Echter Mehrwert“ durch VOCO 58 SHERA zeigte auf IDS Neues zum Modell-Design 59 IDS-Rundgang bei Dentsply Sirona 60 Daruma-Puppen für alle! bei GCs IDS-Pressekonferenz 61 IDS-Mediengespräch von Henry Schein 62 Mit Usain Bolt bei SprintRay 63 Straumann: Sechs Neueinführungen auf einen Streich 64 Pressefrühstück von Align Technology 65 #VORWÄRTS Zirkonzahn bei der IDS 5 Gastkommentar 66 Vorschau / Impressum

8 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Die Rehabilitation des kompletten Kiefers mithilfe von Implantaten zur Gewährleistung einer bestmöglichen Lebensqualität stellt bei geringem Knochenangebot und insuffizienter Erstversorgung eine hohe Anforderung dar1. Der folgende Beitrag soll eine implantologische Versorgung des Oberkiefers einer 58-jährigen Patienten mit Sofortimplantation und digitaler Abformung zeigen. Die zunehmende Verbreitung von IOS und die digitale Abformung mittels eines Intraoralscanners ist eine der vielversprechendsten und meist diskutierten Entwicklungen in der Zahnmedizin der letzten Jahre, insbesondere im Hinblick auf den Patientenkomfort durch Abdruckfreiheit und deutlicher Einsparung von Behandlungsterminen. Eine 58-jährige Patientin stellte sich mit einer insuffizienten Interimsversorgung des Oberkiefers auf drei nicht erhaltungswürdigen Restzähnen vor (Abb. 1 und 2). Die Patientin beklagte den schlechten Sitz der Prothese sowie die starke Geschmacksbeeinträchtigung. Die beiden verbliebenen Zähne wiesen starke Lockerungsgrade auf. Nach Angabe der Patientin bestand dieser Zustand seit ca. 1,5 Jahren. Sofortimplantation und digitale Abformung im Oberkiefer Inga Boehncke Der komplette Fall

9 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Abb. 1: Röntgenstatus Ausgangssituation. Abb. 3: Intraoralscan der alten Oberkieferprothese. Abb. 5: Intraoralscan der Bisssituation. Abb. 2: Intraoralscan der Ausgangssituation im Oberkiefer. Abb. 4: Intraoralscan der Ausgangssituation im Unterkiefer. Abb. 6: Scanprothese = spätere Positionierungsschablone. Der Patientin wurden die Entfernung der teleskopierend versorgten Restzähne sowie die Insertion von sechs Implantaten – teils als Sofortimplantate – empfohlen, um eine gaumenfreie teleskopierende Brückenversorgung herzustellen. Klinisches Vorgehen Es erfolgte eine Panoramaschichtaufnahme mit Röntgenreferenzkörpern sowie ein digitaler Scan von Oberkiefer und Unterkiefer und der Bisssituation mit alter Oberkieferprothese (Primescan, Dentsply Sirona; Abb. 3 bis 5.) Für die spätere Implantation wurde eine Scanprothese für den Oberkiefer erstellt, die gleichzeitig als Positionierungsschablone während der Implantation diente (Abb. 6).

10 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Es wurden sechs 3,8 x 11 mm-Implantate (Camlog Screw-Line, CAMLOG) regio 16, 13, 11, 21, 23 und 26 nach schonender Entfernung der Zahnwurzeln inseriert. Es erfolgte im hinteren Bereich beidseits je ein externer Sinuslift mit simultaner Implantatinsertion. Der Kieferknochen wurde mit Eigenknochenspänen, die mittels Safescraper2 gewonnen wurden, und einem Knochenersatzmaterial (MinerossX, BioHorizons, CAMLOG) aufgebaut und mit einer Membran (MemlokRCM, BioHorizons, CAMLOG) zum Schutz vor dem einwachsenden Weichgewebe bedeckt.3,4 Die inserierten Implantate wurden intraoperativ mit CAMLOG Gingivaformern (wide body, Höhe 4 mm) verschlossen. Diese wurden mit gedeckt (Abb. 7 bis 9). Perioperativ erhielt die Patientin Clindamycin 600 mg: Es erfolgte eine Gabe von 600 mg eine Stunde präoperativ und eine weitere Einnahme von 600 mg Clindamycin bis einschließlich 5 Tage postoperativ. Zusätzlich fand präoperativ eine Keimreduktion der Mundhöhle mit einer 0,2-prozentigen Chlorhexidin-Spülung alkoholfrei für 3x 30 Sekunden statt. Der Wundverschluss erfolgte mit Nahtmaterial der Stärke 5.0 (ETHICON, Johnson & Johnson Medical) für eine geschlossene Einheilung. Abschließend wurde eine postoperative Röntgenkontrollaufnahme angefertigt (Abb. 10). Die ehemalige Prothese des Patienten wurde umgearbeitet, ausgeschliffen und mit Pumasoft (R- Dental) direkt unterfüttert. Abb. 7: Es erfolgte beidseits ein externer Sinuslift … Abb. 11: Situation 6 Monate post-op. Abb. 9: Die Gingivaformer wurden mit übernäht. Abb. 8: … mit simultaner Implantatinsertion. Abb. 10: Röntgenstatus nach Implantatinsertion.

11 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Abb. 14: Intraoralscan mit Scanprothese als Matchinghilfe. Abb. 15: Scanansichten für das Matching im Überblick. Abb. 12: Intraoralscan nach Einheilung – Weichgewebesituation. Abb. 13: Intraoralscan mit Scanpfosten. Freilegung und intraoraler Scan Die Freilegung erfolgte 6 Monate nach Implantatinsertion beziehungsweise erfolgte die schrittweise Freilegung der Gingivaformer durch das Gewebe automatisch im Zuge der Abheilung (Abb. 11). Nach einem Kieferscan ohne Gingivaformer, um das Weichgewebe darzustellen, wurden die Implantatpositionen mithilfe von Scanbodys (CAMLOG) intraoral gescannt (Primescan, Dentsply Sirona). Des Weiteren erfolgte ein Oberkieferscan mit angefertigter Scanprothese zur Bestimmung der Bisslage (Abb. 12 bis 14). Die Scanprothese diente auch als grobe Voraufstellung der späteren Zähne. Um die einzelnen Scans matchen zu können, bedarf es fixer Referenzpunkte, die auf den einzelnen Scans unveränderlich sind. In diesem Fall dienten die Gaumenraphen und die beiden Tuberbereiche als sichere Referenzpunkte. In der angefertigten Scanprothese wurden diese Bereiche daher ausgespart (Abb. 14). Definitive Versorgung Nach Konstruktion der individuellen Abutments (Dedicam) und der Primärteleskope erfolgte eine Anprobe im Mund und eine Einprobe der Modellguss-Sekundärkonstruktion auf Spannungsfreiheit sowie eine direkte Verklebung intraoral von Sekundärteilen und Tertiärgerüst (AGC Cem, C.HAFNER) sowie eine erneute Bissüberprüfung mit Aufbissen aus Pattern Resin (Abb. 16 bis 21). Nach Fertigstellung der Arbeit wurden die Gingivaformer gegen die Abutments getauscht (Abb. 22), welche mit 30 Ncm angezogen und vor Insertion einem speziellen Reinigungsprotokoll unterzogen wurden.5

12 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Abb. 16: Computer Aided Design – individuelle Abutments. Abb. 18: Design der Primärteleskope. Abb. 20: Design des Tertiärgerüsts. Abb. 17: Matching – Einblendung der Scanprothese als Konstruktionshilfe. Abb. 19: Design der Modellguss-Tertiärkonstruktion. Abb. 21: Direkte Verklebung im Mund.

13 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Die Schraubenkanäle wurden mit Guttapercha verschlossen und die Primärteleskope mit Harvard zementiert (Abb. 23). Die Arbeit wurde eingegliedert (Abb. 24 und 25). Nach kleineren Okklusionskontrollen und Überprüfung der Ein- und Ausgliederbarkeit durch den Patienten wurde die Patientin entlassen und am nächsten Tag zur Kontrolle einbestellt. Eine weitere Kontrolle erfolgte drei Tage später um den spannungsfreien Sitz, die Ein- und Ausgliederbarkeit durch die Patientin und die Mundhygiene an den Teleskopen zu überprüfen. Der neue Oberkieferersatz ließ sich problemlos ohne Spannungen herausnehmen und einsetzen, die Patientin wies ein gleichmäßiges okklusales Belastungsmuster auf und konnte feste Speisen zerkleinern sowie frontal abbeißen bei festem Prothesensitz. Der Recall erfolgte zunächst 4-wöchig. Fazit Der hier vorgestellte Versorgungsfall einer 58-jährigen Patientin zeigt eine kombiniert festsitzendherausnehmbare Versorgung, welche die Pflegbarkeit und einen festen Sitz der teleskopierenden Brücke sowie Gaumenfreiheit gewährleistet. Abb. 22: Individuelle Abutments in situ. Abb. 24: Okklusalansicht der neuen Oberkieferprothese. Abb. 23: Primärteleskope in situ. Abb. 25: Endergebnis

14 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Die bestehende Interimsprothese auf drei stark gelockerten Restzähnen der ehemals komplett teleskopierenden Arbeit bot keinerlei Halt mehr und war zusätzlich mit starken Geschmacksbeeinträchtigungen für die Patientin verbunden. Sie empfand ihre Lebensqualität als stark eingeschränkt und litt unter der Situation. Eine besondere Herausforderung stellten hier die digitalen Abformungen im zahnlosen Oberkiefer sowie das genaue Matching der einzelnen Scans der Weichgewebesituation, der Bisslage und der Scanbodys im Hinblick auf die Passgenauigkeit und die Spannungsfreiheit der Suprakonstruktion dar. Die verfügbaren unveränderlichen Referenzpunkte stellten hier die Gaumenraphen sowie die beiden harten Tuberareale dar, die beim Matching der einzelnen Scans übereinandergelegt wurden. Dieses genaue Matching der anatomischen Referenzpunkte stellt stets eine spezielle Herausforderung dar.6 Interimplantäre Abstände, das Design der verwendeten Scanbodys, das Scanmuster und letztendlich die Erfahrung des Anwenders stellen zusätzlich wichtige Parameter bei der Erzielung der gewünschten Präzision dar. Die digitale Abformung ist vielversprechend, aber sensibel in der Anwendung bei großen Oberflächen mit beweglicher Schleimhaut und fehlenden Zähnen als Referenzpunkte. Das Anfertigen einer Referenzscanprothese ist hier eine sehr hilfreiche Möglichkeit. Hierbei muss jedoch sichergestellt werden, dass diese Referenzschablone beim Scannen absolut unbeweglich sitzt und die wichtigen anatomischen Referenzflächen freilässt. Im vorliegenden Fall konnte so eine gute Passgenauigkeit und eine Spannungsfreiheit der Suprakonstruktion auf den Teleskopen erreicht werden. Die komplette Fertigstellung der teleskopierenden Brücke konnte mithilfe der digitalen Übertragung direkt nach der intraoralen Anprobe mit direkter Verklebung erfolgen. Die Patientin hatte somit inklusive Fertigstellung lediglich zwei Termine. Dies verdeutlicht die Bedeutung der digitalen Implantatprothetik. Der Komfort für den Patienten im Hinblick auf Abdruckfreiheit und einer minimalinvasiven Vorgehensweise sowie einer deutlichen Einsparung von Behandlungsterminen nimmt stetig zu.7 Regelmäßige Kontrollen werden durchgeführt und der Sitz und etwaige Spannungen überprüft, um den Langzeiterfolg zu gewährleisten. • Studium der Zahnmedizin an der Georg-August-Universität Göttingen • Assistenzzeit in Bremen • Promotion zum Dr. med. dent. • niedergelassene Zahnärztin für zwei Jahre in Gemeinschaftspraxis in Bremen • Zahnärztin in eigener Praxis seit 2009 • Tätigkeitsschwerpunkt Implantologie (DGI + APW Curriculum, Zertifikat) • Mitglied der DGI – Deutsche Gesellschaft für Implantologie • Mitglied der DGZMK – Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde • Erwerb der DVT-Fachkunde in 2015 • Tätigkeitsschwerpunkt Implanto- logie (DGI) seit 2017 • Masterstudiengang der DGI für orale Implantologie und Parodontologie (M.Sc.) Kontakt: Zahnarztpraxis Dr. Inga Boehncke Bürgermeister-Spitta-Allee 7E D-28329 Bremen Tel. +49 (0)421 / 23 27 22 info@zahnarzt-boehncke.de www.zahnarzt-boehncke.de Dr. med. dent. Inga Boehncke M.Sc.

15 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Literaturverzeichnis [1] Z iebart T, Ehl A, Graf-Balun U, Ayna M, Halling F: Kompromittierter Patient in der Oralchirurgie. Der Freie Zahnarzt.2017; 61(11):78-85 [2] Zaffe D, D'Avenia F: A novel bone scraper for intraoral harvesting: a device for filling small bone defects. Clin Oral Implants Res. 2007; 18(4):525-533 [3] Esposito M, Grusovin MG, Felice P, Karatzopoulos G, Worthington HV, Coulthard P: Interventions for replacing missing teeth: horizontal and vertical bone augmentation techniques for dental implant treatment. Cochrane Database Syst Rev. 2009 Oct 7;(4):CD003607 [4] Park SH, Lee KW, Oh TJ, Misch CE, Shotwell J, Wang HL: Effect of absorbable membranes on sandwich bone augmentation. Clin Oral Implants Res. 2008;19(1):32-41 [5] G ehrke P, Fischer C: Abutmenthygiene im Workflow von Labor und Praxis. Quintessenz 2017; 68(4).403-409 [6] Wulfman C et al.: Digital scanning for complete-arch-implantsupported restaurations: a systematic review. J Prosthet Dent.2020 [7] Cunha de Oliviera NR, Pigozzo MN, Sesma N, Cruz Langaná : Clinical efficiency and patient preference of digital and conventional workflow for single implant crowns using immediate and regular digital impression: A meta-analysis. Clin Oral Implants Res.2020; 31(8): 669-686 C.HAFNER GmbH + Co. KG Gold- und Silberscheideanstalt 71299 Wimsheim · Deutschland Tel. +49 7044 90 333-0 dental@c-hafner.de www.c-hafner.de Die logische Konsequenz: digitale Prozesskette, höchste Präzision, Primär- und Sekundärteil in nur einem Arbeitsgang! Mit dem neuen All-in-ONE-Service schließt C.HAFNER die letzte Lücke in der digitalen Bearbeitung des Hochleistungswerkstoffs Edelmetall. Schnell, kalkulierbar und von unübertroffener Ergebnissicherheit! Ergebnissicherheit Kalkulierbarkeit Digitaler Prozess Konstant gute Passung und Qualität Zeit- und Materialersparnis Minimaler Scan- und Konstruktionsaufwand

16 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Abrechnungsbeispiel: Sofortimplantation und digitale Abformung im Oberkiefer Zähne Geb.-Nr. Bezeichnung Anz. Faktor Vorbereitende Maßnahmen: Einzige Leistung! Ä3 Eingehende, das gewöhnliche Maß übersteigende Beratung 1 2,3 Ä6 Vollständige körperliche Untersuchung mindestens eines der folgenden Organsysteme: 1 2,3 alle Augenabschnitte, der gesamte HNO-Bereich, das stomatognathe System, die Nieren und ableitenden Harnwege (bei Männern auch ggf. einschließlich der männlichen Geschlechtsorgane) oder Untersuchung zur Erhebung eines vollständigen Gefäßstatus - ggf. einschließlich Dokumentation Ä5000 Röntgen, je Projektion 1 1,8 Ä5004 Panoramaschichtaufnahme der Kiefer 1 1,8 OK, UK 0065 Optisch-elektronische Abformung einschließlich vorbereitender Maßnahmen, einfache digitale Bissregistrierung und Archivierung, je Kieferhälfte oder Frontzahnbereich (Das Auswerten des Scans kann als BEB-Postition Chairside angelegt werden). Empfehlung Scanprothese als zahnärztlicher Aufwand im Zusammenhang mit der Herstellung einer Schablone nach den GOZ-Nr. 9003 bzw. 9005 entsprechend GOZ-Nr. • • • • ... anlegen 1 2,3 OK 9000 Implantatbezogene Analyse und Vermessung des Alveolarfortsatzes des Kieferkörpers und 1 2,3 der angrenzenden knöchernen Strukturen sowie der Schleimhaut einschließlich metrischer Auswertung von radiologischen Befundunterlagen, Modellen und Fotos zur Feststellung der Implantatposition, je Kiefer Implantations-Sitzung: O A Analog Full-Mouth-Therapie (FMT) entsprechend GOZ-Nr. … OK 0080 Oberflächenanästhesie 2 2,3 16, 15, 17, 14, 0090 Infiltrationsanästhesie 14 2,3 13, 12, 11, 21, (zzgl. Materialkosten) 22, 23, 24, 25, 26, 27 16,13, 11, 21, 9010 Implantatinsertion 23, 26 (zzgl. der Implantatkosten und anhängiger Teile) 6 3,5 0530 Zuschlag bei nichtstationärer Durchführung von zahnärztlich-chirurgischen Leistungen, die mit Punktzahlen von 1200 und mehr Punkten bewertet sind 1 NN 3000 bzw. 3010 Entfernung der Restzähne 16, 26 9120 Sinusbodenelevation durch externe Knochenfensterung (externer Sinuslift), je Kieferhälfte 2 3,5 (zzgl. Membran und Nahtmaterial) 16, 26 OK Aufbau des Alveolarfortsatzes durch Augmentation ohne zusätzliche Stabilisierungsmaßnahmen, 1 je Kieferhälfte oder Frontzahnbereich (mit 1/3 der Gebühr, da bereits GOZ 9120 mitberechnet) OK Ä5004 Panoramaschichtaufnahme der Kiefer 1 1,8 Prothese umarbeiten 5260 Wiederherstellung / Erweiterung Prothese (mit Abformung) 1 2,3 (zzgl. Material und Laborkosten) 5280 Vollständige Unterfütterung einer Prothese sowie bei 3300 Nachbehandlung nach chirurgischem Eingriff, je Operationsgebiet (Raum einer zusammen- 2 2,3–3,5 evtl. Naht- hängenden Schnittführung) entfernung Beispielberechnung eines PKV-Patienten:

17 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Zähne Geb.-Nr. Bezeichnung Anz. Faktor Ä1 Beratung eines Kranken, auch fernmündlich 1 2,3 Ä5 Symptombezogene Untersuchung 1 2,3 OK, UK 0065 Optisch-elektronische Abformung einschließlich vorbereitender Maßnahmen, einfache digitale 4 2,3–3,5 Bissregistrierung und Archivierung, je Kieferhälfte oder Frontzahnbereich 16, 13, 11, 0090 Infiltrationsanästhesie 6 2,3 21, 23, 26 (zzgl. Material) 16, 13, 11, 9040 Freilegen eines Implantats und Einfügen eines oder mehrerer Aufbauelemente (z. B. eines 8 3,5 21, 23, 26 Gingivaformers) bei einem zweiphasigen Implantatsystem 8000ff FAL nach Aufwand Definitive Versorgung 16, 13, 11, 5040 Versorgung eines Lückengebisses durch eine Brücke oder Prothese: je Pfeilerzahn oder Implantat 8 3,5 21, 23, 26 als Brücken- oder Prothesenanker mit einer Teleskopkrone, auch Konuskrone (zzgl. Labor- und Materialkosten) 15, 14, 12, 5070 Versorgung eines Lückengebisses durch eine Brücke oder Prothese: Verbindung von Kronen 5 3,5 22, 24, 25 oder Einlagefüllungen durch Brückenglieder, Prothesenspannen oder Stege, je zu überbrückende Spanne oder Freiendsattel 16, 13, 11, 9050 Entfernen und Wiedereinsetzen sowie Auswechseln eines oder mehrerer Aufbauelemente bei 8 3,5 21, 23, 26 einem zweiphasigen Implantatsystem während der rekonstruktiven Phase 0010 Eingehende Untersuchung zur Feststellung von Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen einschließlich 1 2,3–3,5 Erhebung des Parodontalbefundes sowie Aufzeichnung des Befundes (ohne zeitliche Einschränkungen berechenbar!) BZÄK-Kommentar zu der GOZ-Nr. 0065 (Stand August 2022) Die Leistung beschreibt die dreidimensionale Datenerfassung intraoraler Strukturen mittels optisch-elektronischer Apparaturen zum Zweck der Herstellung einer Restauration bzw. Rekonstruktion auf direktem Weg oder auf indirektem Weg nach Herstellung eines CAD/CAM-Modells. Die einfache Registrierung der Bissverhältnisse auf digitalem Weg ist nicht gesondert berechnungsfähig. Darüber hinausgehende Bissregistrierungen sind nicht inbegriffen. Die Leistung wird je Kieferhälfte oder Frontzahnbereich berechnet und kann ggf. bis zu viermal je Sitzung anfallen. Bei unterschiedlicher Indikation kann die Leistung auch mehrfach berechnet werden. Vorbereitende Maßnahmen wie z. B. die optische Aufbereitung der abzuformenden Zähne oder Modelle sowie die Archivierung der Daten sind eingeschlossen. Die Nebeneinanderberechnung dieser Leistung und einer konventionellen Abformung in derselben Sitzung für dasselbe Behandlungsgebiet ist nicht statthaft. Die Geb.-Nr. 0065 darf neben einer Leistung, die neben anderen Leistungsbestandteilen auch Abformungen beinhalten, zusätzlich berechnet werden. Konventionelle Abformungen im Sinne der nachgelagerten Abrechnungsbestimmungen sind ausschließlich die Abformungen nach den Geb.-Nr. 5170, 5180, 5190 GOZ. Die Nebeneinanderberechnung dieser Leistungen und der Geb.-Nr. 0065 für denselben Kiefer ist nicht statthaft. Die PC-gestützte Auswertung zur Diagnose und Planung ist bei dieser Gebührennummer nicht enthalten und muss daher analog berechnet werden. BZÄK-Kommentar zu der GOZ-Nr. 2200 (Stand Oktober 2018) Die Verschraubung von Implantat und Suprakonstruktion sowie der Verschluss eines Schraubenkanals sind nicht gesondert berechnungsfähig. Nachkontrollen und ggf. Korrekturen an der Krone im zeitlichen Zusammenhang mit der Behandlung sind Bestandteil der Leistung. Die Berechnung der Begleitleistungen erfolgt je nach Aufwand und Schwierigkeit sowie aller Auslagen nach §4 Abs. 3 der GOZ. Materialkosten werden nach §9 GOZ nach BEB berechnet und individuell kalkuliert. Diese Muster-Berechnung basiert auf der gültigen GOZ 2012 unter Berücksichtigung des Bremer Kurzkommentars und der Empfehlung des aktuellen BZÄK-Kommentars. Der Inhalt ist ohne Gewähr! ZMV Martina Weidinger • 1983 Abschluss der Ausbildung zur Zahnarzthelferin • 2006 Abschluss der Fortbildung zur zahnmedizinischen Verwaltungsassistentin • seit 2006 freiberuflich tätig in verschiedenen Praxen im Bereich Abrechnung, Management, Verwaltung • seit 2020 Leitung Zentrale Abrechnung bei Dentadox Kontakt: Martina Weidinger Roggenstraße 40 D-86356 Neusäß Weidinger-Wege@gmx.net • Fortbildung: Intensivseminare in den Bereichen BEMA / GOZ / GOÄ-Abrechnung, Implantatabrechnung, Kommunikation, Praxismarketing, Rentabilität der Praxisleistung • Publikation von Fachartikeln und diverser Abrechnungswerke • Referententätigkeit für die Bereiche Abrechnung, Verwaltung, Organisation, Praxismanagement

18 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der Patient stellte sich mit insuffizienten Restaurationen und Kariesrezidiv an den Zähnen 14, 15 und 16 vor. Die funktionsorientierte Rehabilitation bestand aus einer direkten Restauration mit einem Bulk-Fill-Nano-Hybrid-Composite mit temperaturabhängiger variabler Viskosität (Zahn 16) und einer indirekten Restauration mit einem NanoHybrid-Composite für die CAD/CAM-Technik (Zahn 15). Die Ränder des Inlays in Zahn 14 wurden versiegelt. Ein 44-jähriger Patient stellte sich mit alten insuffizienten Restaurationen in der Praxis vor. Sein Allgemeinzustand war augenscheinlich gut, ohne Vorerkrankungen in der allgemeinen Anamnese. Er hatte keine oralen Beschwerden. Er berichtete von einer früheren Wurzelbehandlung und mehreren „sehr teuren Füllungen vom vorherigen Zahnarzt“. Klinische, radiologische und instrumentelle Befunde Klinisch waren an den Zähnen 14, 15 und 16 alte Restaurationen sichtbar, wobei bei Zahn 15 der mesiopalatinale Anteil der Restauration fehlte (Abb. 2). Die Röntgenaufnahmen zeigten keine periapikalen Aufhellungen, jedoch verdächtige Aufhellungen im Randbereich und im Kontaktbereich der Füllungen mit der Zahnhartsubstanz. Die Wurzelkanalfüllung von Zahn 15 (Abb. 1a) war ausreichend homogen, wies jedoch im koronalen Drittel Inkonsistenzen auf, wobei der apikale Abschluss nicht bis zum Apex zu reichen schien. Die Zähne 14 und 16 waren vital. Der Alveolarfortsatz zeigte einen vertikalen Knochenabbau. Konservative Rehabilitation im Seitenzahnbereich in direkter und indirekter Technik (Teil 1) Vincenzo Zuccaro, Gianfranco Roselli, Trifone Lorenzo Bruno Der komplette Fall

19 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Abb. 1a und b: Vorher-Nachher-Situation im Vergleich: Periapikale Röntgenaufnahme der Zähne 14, 15 und 16 zu diagnostischen Zwecken (l.) und nach erfolgter prothetischer Rehabilitation (r.). Diagnose Kariöse Infiltrationen mit partieller Ablösung alter, insuffizienter Restaurationen: - Inlay Zahn 14 - Inlay Zahn 15, Fraktur des mesiopalatinalen Anteils; Prämolar devital, Röntgenbild inhomogen - Composite- und Amalgamfüllungen Zahn 16 Behandlungsplanung Erster Prämolar (Zahn 14): Es wurde vorgeschlagen, die alte Restauration zu ersetzen, da das Röntgenbild verdächtige Aufhellungen im Randbereich und im Kontaktbereich der Füllung mit der Zahnhartsubstanz zeigte. Der Patient war damit jedoch nicht einverstanden, da „die Füllung ein halbes Jahr zuvor bei einem anderen Zahnarzt viel Geld gekostet hatte“. Da der Zahn völlig beschwerdefrei war, wurde nur eine präventive Versiegelung des Inlayrandes mit GrandioSO Light Flow (VOCO) durchgeführt und dann die „Watch & Wait-Strategie“ (Beobachten und Abwarten) gewählt. Der Patient wurde über das mögliche Problem aufgeklärt und darüber informiert, dass bei Auftreten von Symptomen ein Eingriff notwendig wird. Zweiter Prämolar (Zahn 15): Das gleiche galt für die vorhandene Wurzelkanalfüllung dieses Zahnes. Der Patient lehnte eine endodontische Revision ab, obwohl er über den vorliegenden kritischen Röntgenbefund aufgeklärt worden war. Es wurde daher beschlossen, das Inlay durch ein Nano-Hybrid-Composite-Onlay im digitalen CAD/CAM-Workflow zu ersetzen (Grandio blocs, VOCO). Erster Molar (Zahn 16): Geplant war der Ersatz der alten Restaurationen durch solche aus dem thermoviskosen Nano-Hybrid-Bulk-Fill-Composite (VisCalor bulk, VOCO). Die mesio-okklusale Composite-Füllung sollte teilweise, die okklusale Amalgamfüllung im distalen Bereich vollständig ersetzt werden. Der verbleibende mesiale Anteil des Zahnes sollte präventiv versiegelt werden.

20 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Abb. 2: Klinische Ausgangssituation der Zähne 14, 15 und 16 von okklusal. Fraktur des mesiopalatinalen Anteils der Restauration an Zahn 15. Abb. 3a bis c: Nacheinander eingesetzte Diamantfräser bei der Präparation für eine indirekte Restauration an Zahn 15. Abb. 4: Kontrolle der Kavität nach der Präparation auf Restkaries und visuelle Kontrolle auf Präparationsdefekte, die mit dem Fräser korrigiert werden müssen.

21 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Abfolge der Behandlungsschritte Die Behandlung begann mit einer vestibulären und palatinalen Infiltrationsanästhesie mit einem adrenalinhaltigen Articain (1:100.000). 1. Entfernung alter Restauration und Präparation > Zahn 15 • Primärer Zugang von okklusal und Präparation des Kavitätenbodens: Ees wurden Diamantfräser mittlerer Körnung verwendet. Zur Eröffnung der Kavität und groben Entfernung der alten Restauration ein kurzer Diamantzylinder mit runder Kante 838.314.010 (Komet) (Abb. 3a) und zur Entfernung der letzten Restaurationsreste und Präparation des Kavitätenbodens ein langer umgekehrter vergoldeter Kegel 807.012 („fresissima“, DAM Group) / alternativ 807.314.012 (Komet) (Abb. 3b). • Kariesexkavation mit Wolframkarbidbohrer; es wurde ein Mehrschneide-Rosenbohrer C1S.314.016 (Horico) verwendet / alternativ H1S.314.016 (Komet). • Ausarbeitung der distalen Restwand; beim Ausarbeiten der Kavität wurde ein spezieller Fräser für Composite-Füllungen verwendet, um ungestützte Schmelzprismen zu entfernen: extrafeiner nadelförmiger Arkansasstein 661.314.420 (Komet). • Initiale Kavitätenpräparation für adhäsive Restaurationen; es wurde pro Präparation und Zahn ein feiner Diamantschleifer verwendet: runder Diamantschleifer grober Körnung (grün codiert) mit langem Hals 697.016 (Horico) / 6801L.314.016 (Komet). • Okklusale Kastenpräparation in Zahn 15 und Zugang von Zahn 15 zur mesialen Wand von Zahn 16; es wurde in einem Schritt der Kasten für das zukünftige Onlay präpariert und die Kavität distal erweitert, um Zahn 16 approximal zu erreichen, wobei der mesiale Anteil der anterioren Restauration entfernt wurde, da sie infiltriert und abradiert war: konischer Diamantschleifer mit flachem Kopf, runder Kante und mittlerer Körnung 959KR.314.018 (Komet) (Abb. 3c). • Visuelle Kontrolle der Präparation mit einem Farbindikator; es wurde Caries Marker (VOCO) zur visuellen Kontrolle in verschiedenen Situationen und an verschiedenen Zähnen nach zahnärztlichem Ermessen eingesetzt. Durch den Einsatz von Caries Marker konnten die resultierende Kavitätengeometrie zuverlässig kontrolliert und Ungenauigkeiten auch im Randbereich lokalisiert werden (Abb. 4). Auch Restkaries konnte ausgeschlossen werden, da sich gesundes, nicht infiziertes und remineralisierbares Dentin nicht dunkelrot-violett verfärbt. • Restwandstärke bei Zahn 15; es wurde zur Messung der Wandstärke ein Iwanson-Tasterzirkel (Pluradent) verwendet (Abb. 5a und b). Trotz der vorhandenen Wandstärke von 2,5 mm, die auf ausreichende Festigkeit schließen ließ, war es ratsam, den palatinalen Höcker vertikal in der Höhe zu reduzieren (Abb. 11a; weitere Erläuterungen dazu siehe in der Diskussion). 2. Entfernung alter Restauration und Präparation > Zahn 16 • Primärer Zugang zu den anterioren und posterioren Restaurationen; nach dem gleichen Vorgehen wurde zunächst der approximale Teil der anterioren Füllung sowie die Amalgamfüllung (siehe Abb. 6) entfernt. Der Fräser für diese erste Grobentfernung war also derselbe wie für die okklusale Kastenpräparation an Zahn 15 (siehe oben und Abb. 3c). Als Referenz für die mesiale Kavität diente die distale Präparation des Nachbarzahns 15. • Die Entfernung der Füllungsreste an Zahn 16 und Präparation des Kavitätenbodens erfolgte wieder mit dem umgekehrten vergoldeten Kegel 807.012 („fresissima“, DAM Group) wie bei Zahn 15 (Abb. 3b).

22 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Abb. 5a und b: Messung der Restwandstärke der Kavität am devitalen Zahn: 2,5 mm am palatinalen Höcker (l.) und 3,0 mm am bukkalen Höcker (r.). Abb. 6: Vorbereitung für die direkte Restauration der Kavität in Zahn 16, die damit für die Konditionierung bereit ist. Ein Teil der früheren mesiookklusalen Restauration konnte erhalten werden. Abb. 7: Zahn 16: Totalätzung der mesialen Kavität und selektive Schmelzätzung der distalen Kavität.

23 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall 3. Oberflächenkonditionierung und Bulk-Inkremente > Zahn 16 • Isolierung des Arbeitsbereichs für die adhäsive Füllung; nach dem Anbringen der Klammern wurde Kofferdam zwischen Zahn und Gingiva gelegt, indem die Schutzfolie auf Höhe der Zahnhälse zurückgeschoben wurde. Um den Zugang für die Instrumente nicht zu erschweren, wurde der Kofferdam tief zwischen die Zähne geschoben. Zur besseren Darstellung der späteren mesialen Wand wurde mesial eine Teilmatrize eingebracht, durch tiefes Einschieben eines Holzkeils interproximal Freiraum geschaffen und die Matrize mit einem Matrizenring stabilisiert. • Ätzung; mit einem 35%igen Phosphorsäuregel (Vococid, VOCO) wurden mechanische Mikroretentionen für ein tiefes Eindringen des Adhäsivs in das Schmelzkristallgitter geschaffen (Abb. 7). Für die selektive Ätzung des distalen Bereichs der zuvor mit Amalgam gefüllten Kavität genügten 20 s, da es sich um den Schmelzrand eines vitalen Zahnes handelte. • Bonding; das selbstätzende dualhärtende Universal-Adhäsiv Futurabond U (VOCO) wurde mit einem Applikationspinsel (Single Tim, VOCO) in die Kavitäten eingebracht und für jeweils 20 s einmassiert (Abb. 8). Anschließend wurde das Lösungsmittel für mindestens 5 s mit Druckluft verblasen, um eine dünne, immobile und glänzende Adhäsivschicht zu erhalten. Die Lichthärtung wurde mit einer Hochleistungs-LED-Lampe (VALO, Ultradent) aus mehreren Richtungen für jeweils 10 s durchgeführt. Das Ergebnis waren opake, aber glänzende präparierte Flächen, ein optisches Zeichen dafür, dass das Adhäsiv die Flächen gleichmäßig bedeckte. 4. Direkte Restaurationen mithilfe der Bulk-Fill-Technik > Zahn 16 Nach der Kavitätenvorbereitung kann das Legen der Füllung mit dem innovativen Nano-HybridBulk-Fill-Composite mit thermisch kontrolliertem Viskositätsverhalten (VisCalor bulk, Farbe A2, VOCO) erfolgen. • Erster Füllungsschritt mit VisCalor bulk; das Material war bei Applikation zunächst fließfähig und wurde zuvor mit einem speziellen elektronischen Dispenser (VisCalor Dispenser, VOCO) anhand Infrarot-Technologie innerhalb von nur 30 s auf 65 °C erwärmt. Anschließend hält der Dispenser diese Vorwärmtemperatur 2 min 30 s, sodass insgesamt genügend Zeit blieb, zu entscheiden, wo, wie und wann injiziert werden sollte (Abb. 9a und b). Da der VisCalor Dispenser das Material über einen langen Zeitraum flüssig hält, ist es in einem Arbeitsgang möglich, mehrere Schichten aufzutragen bzw. mehrere Kavitäten zu füllen. Im vorliegenden Fall wurde zunächst der Großteil der mesialen Kavität gefüllt (maximale Polymerisationstiefe 4 mm) (Abb. 9a), für 20 s polymerisiert und anschließend die fehlende Menge injiziert (Abb. 9b). • Verdichten und Modellieren von VisCalor bulk in pastöser Konsistenz; mit sinkender Temperatur nimmt das noch flüssige VisCalor bulk eine zunehmend pastöse Konsistenz an. Daher ist es empfehlenswert, das Material bereits in den ersten Sekunden an die mesialen Kavitätenwände zu adaptieren. So wurde eine optimale Randdichtigkeit der zervikalen Stufe und der axialen Wände erreicht. Mit der VALO-Polymerisationslampe (Ultradent) wurde diese letzte Schicht innerhalb von 20 s polymerisiert (nicht abgebildet). Das Material eines bereits verwendeten Caps reichte aus, die Kavität komplett zu füllen und die anatomische Form wiederherzustellen. Danach erfolgte die Lichtpolymerisation für 20 s. • Zum Auffüllen der distalen Kavität wurde ein zweites Cap des Materials verwendet. Zunächst wurde eine kleine palatinale Wand modelliert, wodurch die Kavität von einer Klasse II in eine Klasse I umgewandelt wurde (Ergebnis in Abb. 10). Es folgte eine weitere Lichtpolymerisation von 20 s. • Letzter Füllungsschritt; um die distale Füllung zu vervollständigen, reichte das im zweiten Cap enthaltene Composite aus. Mit VisCalor bulk konnte das fehlende Volumen im Bulk-Verfahren ausgeglichen werden. Das Material wurde im Bereich der fehlenden Höcker appliziert (Abb. 10); anschließend wurde es modelliert und für 20 s lichtpolymerisiert.

24 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Abb. 8: Adhäsivprotokoll für Klasse-II-Restaurationen. Abb. 9a und b: Direkte Bulk-Fill-Restauration an Zahn 16. Abb.10: Modellierung der direkten Restauration an Zahn 16 vor der Lichtpolymerisation.

25 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall 5. Onlay-Präparation > Zahn 15 (erste Schritte) Die Wandstärke des zweiten Prämolaren war ungleichmäßig – maximal 3,0 mm am bukkalen Höcker (Abb. 5b). Obwohl eine Wandstärke des palatinalen Höckers von 2,5 mm eigentlich ausreichen sollte (Abb. 5a), war diese schwächer als erwartet. Hierbei es handelte sich hier um einen Zahn, der durch eine vorangegangene Wurzelkanalfüllung und das Fehlen einer Randleiste geschwächt war. Die Entscheidung, ein Onlay zu verwenden, wurde getroffen und damit für eine weniger invasive Versorgung als eine Krone. Außerdem bot das Onlay ein größere Langzeitstabilität im Vergleich zu einem Inlay. In diesem Fall wurde eine vertikale Reduktion des palatinalen Höckers vorgenommen (Abb. 11a und b). Das Onlay bestand aus Nano-Hybrid-Composite (Grandio blocs, VOCO), einem hochwertigen nano-keramischem Hybrid-Material, das speziell für CAD/CAM-Restaurationen entwickelt wurde. • Präventive horizontale Reduktion des relativ dünnen Höckers; es wurde ein langer Diamantfräser für parallele Stufen mit flachem Kopf, runder Kante und feiner Körnung (rot codiert) 8837KR.314.016 (Komet) verwendet (Abb. 11c). Andere Behandler bevorzugen den IsthmusPräparationsfräser (siehe unten), der für die Präparation von Eckzähnen entwickelt wurde. • Aussparung der approximalen Ränder; hierfür eignen sich sowohl Diamantfräser als auch Hartmetallfräser, wobei der Diamant zur Formung der approximalen Kastenwände und der Hartmetallbohrer zum Finieren verwendet wird. Im Einzelnen wurden verwendet: ein Flamme-Diamantschleifer mit grober Körnung (grün codiert) 274 G, Durchmesser .014 (Horico) / 6863.314.014 (Komet) und ein 12-Schneiden-Flamme-Hartmetallfräser TC246.314.012 (Edenta) / H246.314.012 (Komet). Empfehlung: Nadelförmige Fräser sollten nur seitlich an den Wänden und nicht am Boden der Kastenpräparation verwendet werden. Flammenförmige Diamantfräser formen die approximalen Wände zwangsläufig leicht konkav, da die Konvexität an der Fräserspitze eine konkave Kontur an Präparationsrändern erzeugt. 6. Onlay-Präparation > Zahn 15 (letzte Schritte) • Geometrische Form des Onlays; der Einfachheit halber wurden nacheinander drei Diamantfräser desselben Typs mit abnehmender Körnung verwendet. Sie waren konisch mit flachem Kopf und abgerundeter Kante bei gleichem Durchmesser .018 (Abb. 3a bis c). o Mittlere Körnung zur Präparation des Isthmus zwischen den beiden Wänden; es wurde ein konischer Diamantschleifer mit flachem Kopf, runder Kante und mittlerer Körnung 959KR.314.018 (Komet) (nicht abgebildet) verwendet – derselbe, der bereits für die okklusale Eröffnung der alten Restauration von Zahn 15 verwendet wurde (Abb. 3c). Empfehlung: Die Isthmusbreite sollte mindestens 2,5 mm betragen. o Feine Körnung für die Präparation des approximalen Kastens; es wurde ein konischer Diamantschleifer mit flachem Kopf, runder Kante und feiner Körnung (rot codiert) 8959KR.314.018 (Komet) (nicht abgebildet) verwendet. Empfehlung: Eine zu steile Präparation sollte vermieden werden, indem in divergenter statt in paralleler Richtung gearbeitet wird. In Querschnittansicht kann man sich vorstellen, dass zwischen palatinaler und bukkaler Wand ein Öffnungswinkel von 6° bis 10° nach okklusal entsteht. Dies wurde hier erreicht, indem das konische Instrument leicht nach oral und vestibulär geneigt gehalten wurde. o Finierdiamantschleifer zur Beseitigung scharfer Kanten; es wurde ein konischer Diamantschleifer mit flachem Kopf, runder Kante und extrafeiner Körnung (gelb codiert) 959KREF.314.018 (Komet) verwendet. Empfehlung: Innenwinkel in schwer zugänglichen Bereichen der Präparation (z. B. zwischen Kavitätenwänden und -boden), Präparationsränder und ggf. verbliebene Schnittkanten sollten abgerundet werden.

26 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall • Vestibuläre, palatinale oder gingivale Abschrägungen: Bei den obigen Schritten sollten sie stets vermieden werden. • Präventives selektives Einschleifen der Okklusion zur Vermeidung von Frühkontakten: Spannring, Keil und Teilmatrize wurden entfernt und eine Kontrolle mit Artikulationsfolie durchgeführt. Frühkontakte wurden mit dem Hartmetall-Mehrschneide-Rosenbohrer entfernt, der zuvor zur Kariesexkavation verwendet worden war (C1S.314.016, Horico oder H1S.314.016, Komet). Derselbe Fräser wurde am Ende der Behandlung erneut verwendet. In Abb. 11b sind nach der dynamischen Adjustierung noch kleine rote Punkte auf dem Zahn 14 zu sehen. Abb. 11a und b: Reduktion des palatinalen Höckers von Zahn 15 mit einem konischen Diamantfräser (l.) und anschließendes Anlegen eines Retraktionsfadens der Stärke 000, hier im palatinalen Bereich zu sehen (r.). Abb. 12a und b: Auftragen einer adstringierenden Retraktionspaste (l.) und Abformung mit A-Silikon (r.).

27 ddm | Ausgabe 2 | 2023 Der komplette Fall Dr. Vincenzo Zuccaro wurde in Italien geboren, ist Zahnarzt und Zahntechniker (DDS, MDT) und schloss sein Studium der Zahnmedizin an der Universität Bari im Jahr 2003 ab. Er arbeitete in der Abteilung für Zahnprothetik der Universität in der Vor- und Nachbereitung und ist Spezialist für ästhetische restaurative Zahnmedizin, Prothetik, Endodontie und folgt den Konzepten der Gnatologie von Prof. R. Slavicek. Derzeit arbeitet er an verschiedenen zahnmedizinischen Zentren in Italien und betreibt eine Privatklinik in Sannicandro (Ba). Dr. Vincenzo Zuccaro ist Referent und Stipendiat und arbeitet seit vielen Jahren mit VOCO zusammen. Seit 2013 hält er regelmäßig Vorträge und Workshops in ganz Italien. In seiner Freizeit widmet er sich der Familie, ist Vater von drei Kindern, hat eine große Leidenschaft für die Musik und ist Jazzpianist in Nachtclubs. Kontakt: Dr. Vincenzo Zuccaro Private Zahnarztpraxis, Sannicandro (BA), Italien zuccaro.vince@alice.it ZA Gianfranco Roselli (Fachzahnarzt für Kieferorthopädie) Allgemeines Regionalkrankenhaus „F. Miulli“, Acquaviva delle Fonti (BA), Italien gianfrancoroselli88@gmail.com Trifone Lorenzo Bruno (Student der Zahnmedizin) Zahnklinik der Universität Titu Maiorescu, Bukarest, Rumänien trifonebruno99@gmail.com Dr. Vincenzo Zuccaro 7. Präzisionabformung für das Onlay > Zahn 15 Ein mit Eisensulfat imprägnierter Retraktionsfaden der Stärke 000 (in Abb. 11b im palatinalen Bereich zu sehen) wurde um den subgingivalen Rand gelegt. Um die Präparationsränder – insbesondere interdental – möglichst tief und exakt mit einem Präzisionsabformungsmaterial abformen zu können, kann die vorübergehende Gingivaretraktion durch Auftragen einer adstringierenden Retraktionspaste (Retraction Paste, VOCO) verstärkt werden (Abb. 12a). Die Anwendung der Retraction Paste auf der palatinalen Seite, insbesondere an Zahn 16, sollte die durch die Kofferdamklammer verursachte leichte Blutung stillen, die sonst die Genauigkeit der Abformung hätte beeinträchtigen können. Die Entfernung der Paste mit einem einfachen Wasserstrahl war einfach, schnell und effektiv. Die Abformung erfolgte in einem kombinierten Arbeitsschritt mit einem mittelfließenden A-Silikon (V-Posil Mono Fast, VOCO), im Bild grün-türkis, und einem in den Zahnfleischsulkus spritzbaren Light-Body-Abformmaterial zur Aufnahme feinerer Strukturen (V-Posil Light Fast, VOCO), im Bild orange (Abb. 12b). Für die Aushärtung galt die einfache Merkregel von V-Posil: maximal 2 min extraorale Verarbeitungszeit und dann 2 min intraorale Abbindezeit. Gelingt es im eingespielten Team, die Abformmasse in weniger als 2 min extraoral anzumischen und in den Mund zu bringen, so wird die intraorale Abbindezeit von 2 min durch die Temperatur der Mundhöhle thermisch aktiviert („Snap-Set artige“ Abbindung), sodass die Gesamtzeit zwischen Anmischen und Abziehen der Abformung auf unter 4 min reduziert werden kann. Fortsetzung folgt.

ddm | Ausgabe 2 | 2023 28 Tobacco Harm Reduction Zahnärzt:innen sprechen das Thema Rauchstopp regelmäßig an. Zu schadstoffreduzierten Alternativen zum Weiterrauchen fehlen ihnen aber oft Informationen. Dabei hält die Mehrheit der Zahnärzt:innen das Konzept der Schadensminimierung beim Rauchen für einen sinnvollen Ansatz für Raucher:innen, die sonst weiter rauchen würden. Die Raucher:innenprävalenz in Deutschland liegt aktuell bei 32,4 Prozent.1 Und das, obwohl Rauchen vielfältige gesundheitliche Risiken birgt. Auch auf die Mundgesundheit hat Rauchen gravierende negative Auswirkungen von Zahnverfärbungen, beeinträchtigten Erfolgsaussichten bei Implantationen, Parodontitis, Karies und Veränderungen der Mundschleimhaut bis hin zu Krebs.2 Hinzu kommt, dass Rauchen den Erfolg von Behandlungen der oben genannten Probleme beeinträchtigen kann – sich also doppelt negativ auswirkt. Diese gesundheitlichen Risiken sind unter anderem auf eine Reihe von Entzündungsreaktionen zurückzuführen, die von den Schadstoffen im Zigarettenrauch hervorgerufen werden. Die Schadstoffe entstehen bei herkömmlichen Zigaretten hauptsächlich im Prozess der Tabakverbrennung. Zahnärzt:innen sprechen häufig über den Rauchstopp Fast jede:r Deutsche geht ein bis zwei Mal pro Jahr in die Zahnarztpraxis. Damit sind Zahnärzt:innen wichtige Ansprechpartner:innen für Raucher:innen, die für die gesundheitlichen Gefahren durch das Rauchen sensibilisieren können, bevor Krankheiten entstehen. Zahnärzt:innen und ihre Teams können das Bewusstsein von Raucher:innen für die Risikofaktoren schärfen. Eine Umfrage unter Zahnärzt:innen, die Psyma im Auftrag der Philip Morris GmbH durchgeführt hat, zeigt: 88 Prozent sprechen das Thema Rauchen bereits regelmäßig bei Raucher:innen an, 47 Prozent thematisieren konkret den Rauchstopp.3 Hoher Informationsbedarf unter Zahnärzt:innen zum Thema Schadensminderung Insgesamt und damit auch speziell für die Mundgesundheit, gilt: Der vollständige Verzicht auf Tabak- und Nikotinprodukte ist immer die beste Option. Gleichzeitig erreicht der alleinige Appell zum Rauchstopp die Lebenswirklichkeit vieler Raucher:innen nicht. Lediglich 8 Prozent der Raucher:innen haben im letzten Jahr einen Rauchstopp versucht.4 Und 52 Prozent der Raucher:innen ist aktuell nicht motiviert, mit dem Zigarettenrauchen aufzuhören. Besonders ältere Raucher:innen erwägen den Rauchstopp kaum. Und rund die Hälfte aller Raucher:innen gibt Genuss beim Rauchen als Barriere für einen Rauchstopp an. Schadensminderung beim Rauchen: Welche Rolle können Zahnmediziner:innen einnehmen?

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