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ddm | Ausgabe3 | 2017
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Der besondere Fall
ein sehr anspruchsvolles Procedere. Zu dünne bukkale Knochenlamellen führen an den späteren
Implantatrekonstruktionen oftmals zu Rezessionen
[19, 34]
und somit auch zu Weichgewebedefizi-
ten
[32]
, die im Nachhinein nur sehr schwer korrigiert werden können
[21]
. Bei der Extraktion kommt
es zu einem Abriss der Sharpey'schen Fasern; dadurch verliert der Bündelknochen seine Funktion
undwird resorbiert
[13]
. Die transversale Resorption kann innerhalb von zwölfMonaten etwa 50 Pro-
zent betragen, wobei zwei Drittel der Resorption auf denbukkalen Bereich entfallen
[33]
. Bereits drei
MonatenachExtraktionverringert sichdievertikaleKnochenhöheum1,2mm. Araujoet al.
[1]
konnte
belegen, dass der Bündelknochen entscheidend an den Heilungsvorgängen in der Extraktionsal-
veole beteiligt ist. Da stets ein bestimmter Anteil der inneren Alveolenwand aus Bündelknochen
besteht, weisendünneparodontaleBiotypenbukkale Lamellen auf, die fast vollständig aus Bündel-
knochenbestehenundnachZahnentfernung vollständig resorbieren
[31]
. Esmussdaher bei dünnen
parodontalenBiotypen–vor allemmitprominent imAlveolarknochen stehendenoberenFrontzäh-
nen –mitmassivenhorizontalenund vertikalenResorptionengerechnetwerden. Überdies kommt
es im Rahmen der natürlichen Alveolenheilung zu einer Verlagerung der mukogingivalen Grenze
und zurAbflachungder Interdentalpapillen
[40]
sowieder fazialenKontur desAlveolarfortsatzes
[8]
.
Sofort implantieren–oderspäter?
Ziel derAlveolenheilungaus implantologischer Sicht ist dieErhaltungdesHart- undWeichgewebes
nachZahnextraktion.Dies istVoraussetzung fürdieSchaffungeines idealenEmergenzprofils,beson-
ders im leicht einsehbaren, ästhetisch sensiblen Frontzahnbereich. Um den Volumenverlust von
Hart- undWeichgewebe zuminimieren, werdenunterschiedliche Behandlungskonzepte diskutiert.
Sohat Hämmerleet al.
[21]
denZeitpunkt der Implantation inPhaseneingeordnet. Die Sofortimplan-
tationnach Extraktion erfordert, dass Alveole und Bündelknochennoch intakt sindund eine dicke
Gingiva vorhanden ist – eine Situation, die imOberkiefer-Frontzahnbereich nur selten anzutreffen
ist
[14]
. Die Frühimplantation nach Extraktion hat im fazialen Bereich in der Regel einen kleinen bis
mittlerenKnochendefekt zur Folge, dermeist zweiwandig ist, undder simultanmitder Implantation
augmentiertwerdenmuss. Somit lässt sichein stabiles Langzeitergebniserzielen. Risiko ist eventuell
eine erschwerte Positionierung und Verankerung des Implantats. Ob jedoch der Bündelknochen
durch eine Sofortimplantation oder knochenerhaltendeMaßnahmen (Ridge Preservation) erhalten
werden kann, ist nicht sichergestellt
[2, 12, 25]
.
Bei der verzögerten Sofortimplantation, die 4 bis 8 Wochen nach Extraktion erfolgt, ist die knö-
cherneAusheilungderAlveolenochnicht abgeschlossen, aberdasRisiko fürunerwünschte, ästheti-
scheKomplikationen ist geringer
[7]
. Vorteilhaft ist hier dasgrößere, abgeheilteWeichteilangebotmit
keratinisierterMukosa, daseine leichtereLappenmanipulationundeinenspannungsfreienWundver-
schluss ermöglicht. JenachGrößedes Knochendefektswird ein Implantat einzeitigoder zweizeitig
mit einer Hartgewebeaugmentation inseriert. Der primäreWeichgewebeverschlusswirdmit einem
koronalenVerschiebelappen erzielt. Risikodes Verfahrens ist einunterschiedlich ausgeprägter Kno-
chenabbau.
Die Spätimplantation findet nachmehr als 16Wochen statt. Zu diesem Zeitpunkt ist eine nahezu
vollständige Resorption und Volumenreduktion des Alveolarkamms anzutreffen. Knochen und
Weichgewebe sindvollständigausgeheilt. Ziel ist,mit einer Konturaugmentationeine rund2-3Milli-
meter dicke, fazialeKnochenwand zur StützungdesWeichgewebes zuerreichen
[24]
.
Warbisvorwenigen JahreneinKnochendefizitnocheineabsoluteKontraindikation füreine Implan-
tatinsertion
[35]
, sokonntedurchdievonBuseretal.
[11]
beschriebenegesteuerteKnochenregeneration
(GTR)dasSpektrumder Implantologiedeutlicherweitertwerden.NachZahnverlustwurdebisherdie
verzögerteSofortimplantationbevorzugt
[21]
, umeine teilweiseWeichgewebe- undKnochenheilung
zu erreichen. Je nach Größe undMorphologie des Knochendefekts
[16]
wurde ein einzeitiges oder
zweizeitiges, augmentatives und implantologisches Vorgehendurchgeführt. Wurde anfänglichmit
Zeltpfosten-KonstruktionenzumVolumenerhaltundmitMembrantechnikengearbeitet
[10]
, sowurde
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