ddm | Ausgabe3 | 2017
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Der besondere Fall
schnell erkannt, dass mit Knochenersatzmaterial oder Knochentransplantaten bessere Ergebnisse
hinsichtlichdesVolumengewinnserzieltwerdenkonnten
[9]
.AutologeKnochentransplantatewerden
aus der näheren Umgebung, aus der Retromolar-Region oder dem Kinnbereich entnommen
[18, 30]
.
Für größere Defektrekonstruktionenwerden extraorale Spenderareale herangezogen. Der primäre
Weichgewebeverschluss wirdmit einem koronalen Verschiebelappen erzielt
[3]
; dieses kann jedoch
zueiner VerschiebungdermukogingivalenGrenzeund somit zueinerÄsthetikeinbuße führen.
Strukturerhaltund langfristigeGewebestabilität
Alternativ zur Sofortimplantation in Extraktionsalveolen kann bei intakter, bukkaler Knochenwand
mittels Socket-Preservation-Technik versucht werden, die Veränderungen nach Zahnextraktion zu
kompensieren
[29, 39]
. Socket-Preservation umfasst regenerative Maßnahmen zur Stabilisierung des
BlutkoagulumsunddieAugmentationder Extraktionsalveolebei intaktenKnochenwänden, d.h. die
AuffüllungderAlveolemit Eigenknochen, Knochenersatzmaterial oder Kollagen (Abb. 1).
Umder Knochen- undWeichgeweberesorption innerhalbder erstendrei bis vierMonateentgegen
zuwirken (Dehiszenzdefekte der bukkalen und/oder oralen Alveolenränder, apikale Fenestrations-
defekte), empfiehlt sich zeitgleichbei Zahnentfernungdie Ridge-Preservation-Technik in Kombina-
tionmit einer Alveolendeckung (Socket-Seal-OP) durchzuführen
[29, 39]
. Über denZugangder Alveole
kannminimalinvasiv, ohne zusätzliche Lappenbildung, eine Augmentation durchgeführt werden.
Bei dieser Technik wird vor dem Auffüllen der Alveole mit resorbierbarem Knochenersatzmate-
rial oder autologem Knochen bukkal eine resorbierbare Kollagenmembran zwischen Periost und
Knochenoberfläche eingebracht. (Abb. 2, 3, 4). Diese Augmentation kannminimalinvasiv über den
Zugang der Alveole ohne zusätzliche Lappenbildung durchgeführt werden. Hierdurch kann eine
Knochenresorptionundein später notwendiger, großer koronaler Verschiebelappen-Eingriffverhin-
dertwerden.DieseminimalinvasiveTechnikohneLappenabklappungbeugt einerweiterenResorp-
tionvor, da jeglicheDeperiostierungdes Knochens zumVerlust vonHartgewebe führenwürde
[17]
.
Das von Iglhaut et al.
[23]
angewandte Verfahren zur Socket-Seal mit kombinierten Bindegewebe-
Schleimhaut-Transplantaten zumVerschluss vonExtraktionsalveolenmit einstieligenTransplantaten
ist aufgrundder nicht notwendigen Lappenbildungdeutlichweniger invasivunddurchdie zusätz-
licheWeichgewebevermehrungundStabilisierung inder ästhetischenZone zubevorzugen. Dieses
Verfahrenwurde von Stimmelmayr
[37]
mit zweistieligen Transplantatenweiterentwickelt (Abb. 5, 6).
NebeneinembesserenGefäßanschluss kommt es zueiner Verdickungder bukkalenWeichgewebe.
Dies ist in der ästhetischen Zone zur Ausformung eines natürlichen Emergenzprofils von großer
Bedeutung. Außerdem stütztderWeichgewebeverschlussder Extraktionsalveolediebenachbarten
Papillenundbeugt einer Schrumpfungder ortständigen, befestigtenGingivavor
[23, 27, 28, 33, 40]
.
Der Erfolg der Socket- oder Ridge-Preservation-Technik hängt entscheidend von einem speichel-
dichten primären Wundverschluss der augmentierten Extraktionsalveole ab
[39, 40]
. Deshalb ist ein
speichelfreier, bakteriendichterWundverschlussder augmentiertenExtraktionsalveoleunabdingbar
[26, 40]
, wodurch entzündlich-resorptive Umbauvorgänge verhindert werden. Entscheidend für den
Langzeiterfolg ist auch die Gingivaverdickung; bei dünner Gingiva empfiehlt sich die Einbringung
eines subepithelialen Bindegewebstransplantats
[27]
. Eine zweiteWeichgewebs-Augmentation kann
bei der Implantatfreilegungerfolgen.
Diewichtigste Handlung ist eine prothetisch orientierte Insertion des Implantats; deshalbmüssen
die Implantate inderkorrektendreidimensionalenPositionplatziertwerden.Dabei solldas Implantat
mit seinerSchulter inmesiodistaler, inkoronoapikalerund inorofazialerRichtung indiesogenannten
Komfortzonenplatziertwerden
[42]
. Die Freilegungdes zweizeitigen Implantatswirdheutenach 3-5
Monatenmit graziler Lappentechnik durchgeführt, umdieMorbidität des Patientengering zuhal-
ten. Anschließenderfolgt dieprovisorischeVersorgungmit demZiel derWeichgewebskonditionie-
Priv.-Doz.
Dr.MichaelStimmelmayr
(Cham)
• 1990StaatsexamenZahnmedizin
anderUniversitätRegensburg
• 1991-1994Wissenschaftlicher
MitarbeiteramLehrstuhl für
ZahnärztlicheProthetik,
LMUMünchen, LeiterProf.W.
Gernet
• 1994Promotion
• 1994-1997Weiterbildungsassistent
fürOralchirurgie inderMKG-Praxis
vonProf.G.W.Paulus,München
• 1997Facharztbenennungzum
Oralchirurgen
OberarztamLehrstuhl Zahnärztli-
cheProthetik, LMUMünchen
• 1997-1998StudienaufenthaltPar-
odontologiebei BobLambDDS,
MSD, California/USA
• 1998Gemeinschaftspraxismit
Dr.UlrichZimmermann,
Regensburg
• 1998Gründungder eigenenPraxis
inCham
• 1999ErhaltdesTätigkeitsschwer-
punkts ImplantologieBDiZ
ErhaltdesSpezialistenParodon-
tologieEDA
• seit2000MitglieddesLehrkörpers
derAPW/DGI imRahmendes
Curriculum
Implantologie
• seit2001GastarztamLehrstuhl
ZahnärztlicheProthetik, LMU
München
• seit2011Gemeinschaftspraxismit
Dr. Stangl inCham
• 2013HabilitationundErhalt
der venia legendi ander LMU
München