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ddm | Ausgabe2 | 2017
Der komplette Fall
Was lässt die Hyaluronsäure im Rahmen der biologisch orientierten Geweberegene-
rationsoerfolgversprechenderscheinen?
Hyaluronsäurebesitzt antiinflammatorische, antiödematöseund zusätzlichalsRadikalfänger protek-
tive Effekte sowieeine antibakterielleWirkung, was sich klinisch als bakteriostatischer Effekt bemer-
ken lässt. Außerdem trägt sieentscheidendzuProzessenderWundheilungbei.Dabei interagiertdas
Glykosaminoglykanmit der extrazellulärenMatrix bei der Regenerationparodontaler Strukturschä-
digungen (Moseleyet al. 2002; Sukumar undDrizhal 2007).
EineausdenpositivenEffektenderWundheilungbeschleunigteAbnahmedersubjektivenBeschwer-
den nach exogener Hyaluronsäureapplikation im Rahmen der Gingivits- und Parodontitistherapie
könntedarüber hinaus eineVerbesserungder vorher gegebenenfalls schmerzhaftenMundhygiene
ermöglichenundbesserePlaquewertebei den sobehandeltenPatienten zur Folgehaben (Liebaug
2015, LiebaugundWu2015, LiebaugundWu2017).
Hyaluronsäure imbiologischenTherapiekonzeptderGuidedBoneRegeneration
Bei chronischen Entzündungsprozessen kommt es zur Zerstörung von Proteoglykanen und einer
Veränderung der Hyaluronsäurestruktur in Bindegewebsfibroblasten. Hierbei konnten steigende
Konzentrationen vonGlykosaminoglykanen inder Sulkusflüssigkeit als einZeichen für parodontale
Erkrankungen detektiert werden [13]. Bei Parodontitispatienten wurden vermehrt Interleukin-1β
(IL-1β), Interleukin-2 (IL-2) und Prostaglandin E2 (PGE2) im Zusammenhangmit parodontaler Dest-
ruktion nachgewiesen [Salvi et al. 1998]. In-vitro-Untersuchungen zeigten bei der Aktivierung von
FibroblastendurchdieZytokine IL-1βundTNF-αeinenAnstiegderHyaluronidasen, also spezifischer
Enzyme, die für denAbbau vonHyaluronsäure zuständig sind. DieseHyaluronidasenwirkendabei
anscheinend synergistisch mit degradierter Hyaluronsäure bei der Zerstörung des Desmodonts
währendeinesentzündlichenProzesses [Ohnoet al. 2002]. FragmenteniedrigmolekularerHyaluron-
säure induzierendarüber hinausüber dennukleärenTranskriptionsfaktor-κB (NF-κB) dieAktivierung
alveolärerMakrophagenwährend chronischer Entzündungsreaktionen. HochmolekulareHyaluron-
säuren zeigten hingegen keinerlei Auswirkungen auf die Bioaktivität vonMakrophagen [McKee et
al. 1996, Hodge-Dufour 1997]. Folglich entscheidet diemolekulare Größe der Hyaluronsäure über
den Einfluss auf dieMakrophagen. Dies verdeutlicht die zellvermitteltenAuswirkungen chronischer
Entzündungenauf dieHyaluronsäurestruktur.
Weiterhin besteht ein Zusammenhang zwischen dem Vorkommen von Hyaluronsäure und der
Wundheilung in Geweben. Bei der Neustrukturierung der Zellen nach Gewebedefekten dient
Hyaluronsäure als ein Regulator der Migration und der Zellteilungsmechanismen. Darüber hinaus
beeinflusst sie die Zellmotilität nachweislich positiv [Toole 1990, Thomas et al. 1992, Stamencovic
undAruffo1994].DerBlutplättchen-WachstumsfaktorPDGF (platelet–derivedgrowth factor) stimu-
liert Gingivafibroblasten des Menschen zur Proliferation und vermehrten Hyaluronsäuresynthese.
Dieser Wachstumsfaktor steht im Zusammenhang mit Reparatur- und Regenerationsvorgängen
parodontaler Gewebe nach entzündlicher Gewebsschädigung [Bartold 1993]. Die Fähigkeit der
Hyaluronsäure zur Beschleunigungder Osteogenesewurdemehrfachdiskutiert. Sie reicht vonder
Hemmungder Zellaggregationbishin zuosteoinduktivenEffektenhochmolekularerHyaluronsäure
inRöhrenknochenvonRatten [Pilloni undBernard1998, Sasaki undWatanabe1995].DieStimulation
durchWachstumsfaktoren (basicfibroblast growth factor, FGF-2) führte inZellendesParodonts von
Menschen zur vermehrtenExpressionvonHyaluronsäuresynthetasen (HAS1- undHAS2-mRNA) und
damit zur verstärkten Synthese hochmolekularer Hyaluronsäure. Die Ursache dafür könnte in der
vermehrtenZellteilungsratemesenchymaler Stammzellendes Parodonts liegen [Shimabukuroet al.
2005]. Dienatürliche Steigerungder Hyaluronsäuresynthesedurchdenbasic fibroblast growth fac-
tor (FGF-2), einemwichtigen Bestandteil der extrazellulärenMatrix innerhalbderWundheilung von
parodontalemGewebe, führtezumVersuchderApplikationvonHyaluronsäure inkünstlichgeschaf-
• 1990-1992: Abteilung fürMund-
Kiefer-undGesichtschirurgiean
derMedizinischenAkademieErfurt
• Über20 JahreklinischeErfahrung
undExperte in Implantologie,
Oral-Laser-Therapie, Regenerative
Parodontaltherapiemitgesteu-
erterGeweberegeneration (GBR,
GTR)undDigitalerVolumento-
mografie (DVT,) sowiezahlreiche
VorträgeundPublikationen in
diesenFachbereichen
• Seit2010ProfessoranderSchool
of Stomatology, ShandongUniver-
sity,Departmentof Implantology,
Jinan, China
• VorträgezumGermanDental-
Symposium inDalian, VRChina,
sowieGermanDental
DayzurSinoDental Exhibition in
Peking, China2010
• VortragundWorkshopmitHands-
on-Kurszur Europerio7,Wien
2012, Asia-Pazific-Session, Laser
SupportedParodontal Therapy,
WFLD - LaserWorldCongress2014
inParis, 1. Euro-Masterclinic in
Periodontology inParis2014
• Seit2013Gründerundwissen-
schaftlicher LeiterdesEllen
Institute forDental Researchand
Education inSteinbach-Hallen-
berg,Deutschland
• 2016:Gründungdes Ellen-
ceramic.implant.competence.
center
Kontakt:
Prof. (JiaoshouShandong
University,China)
Dr.med. FrankLiebaug