ddm | Ausgabe 1 | 2024 33 Kollegentipp Wie haben Sie sichergestellt, dass sich die CAD/CAM-Technologie nahtlos in Ihren bestehenden Behandlungsprozess integrieren lässt? Wir haben uns bewusst Zeit dafür genommen und am Anfang parallel gearbeitet. So habe ich die ersten zehn oder zwanzig Kronen im Labor herstellen lassen und gleichzeitig selbst inhouse gefertigt. Dadurch war ich in der Lage, die beiden Fertigungsergebnisse genau zu vergleichen. Das hat mir geholfen, schnell herauszu nden, welche Parameter ich in der CAD-Software nachzustellen hatte und worauf ich verstärkt beim Design achten muss. Erst als kaum noch Unterschiede zwischen meinen Inhouse-Kronen und den Kronen aus dem Labor sichtbar waren, haben wir begonnen, diese auch beim Patienten einzusetzen. Und wie hat das Zahntechniklabor, mit dem Sie zusammenarbeiten, darauf reagiert, dass Sie jetzt selbst Zahnersatz fertigen? Natürlich standen die Zahntechniker dem etwas reserviert gegenüber und waren auch skeptisch, ob die Arbeiten, die wir inhouse fertigen, an ihre Ergebnisse herankommen. Doch Bedenken konnte ich schnell ausräumen. Hier war aus meiner Sicht eine o ene Kommunikation entscheidend. Ich habe deutlich gemacht, dass ich ihnen die Arbeit nicht wegnehmen werde und nur kleine Arbeiten selbst realisiere. Kleinaufträge also, die ein Labor eher aufhalten würden. Und das haben die Zahntechniker gut verstanden. Sie sehen mein Praxislabor nicht als Konkurrenz an, denn sie wissen selbst, dass ein erfahrener Zahntechniker durch nichts zu ersetzen ist. Gerade große komplexe Arbeiten kann und will ich als Zahnarzt nicht inhouse fertigen. Dafür sind die Erfahrung und das Know-how eines Technikers notwendig. An meinen beiden Fräsmaschinen selbst ließen sie im Übrigen keine Zweifel aufkommen, denn sie kennen vhf und nutzen Dentalfräsmaschinen von vhf in ihrem eigenen Labor. Lassen Sie uns noch einen Blick in die Zukunft werfen: Was meinen Sie, wie sich die Inhouse-Fertigung in Zahnarztpraxen künftig weiterentwickeln wird? Ich bin mir sicher, dass die Chairside- oder Inhouse-Fertigung künftig enorm zunehmen wird. Das hängt neben den vielen genannten Vorteilen mit dem bereits erwähnten Thema des Fachkräftemangels zusammen. Wie in allen Branchen werden wir auch in den Zahnarztpraxen und Zahntechniklaboren zunehmend Schwierigkeiten haben, neue Mitarbeiter und zahnmedizinische Fachangestellte zu nden. Das bedeutet, dass auch die Produktionszeiten in den Laboren aufgrund von begrenzten Kapazitäten immer länger werden. Gerade für kleine und einfachere Arbeiten bietet es sich für Zahnärzte daher an, den Zahnersatz in kurzer Zeit selbst herzustellen. Welchen Tipp haben Sie für Kollegen, die sich gerade an das Thema Digitale Zahnheilkunde herantasten? Erst mal mit einem Intraoralscanner anfangen und sich dann je nach den Bedürfnissen die entsprechenden Maschinen aussuchen: Das ist der einfachste Weg. Zahnärzten empfehle ich, sich bei Fachkollegen umzuhören und sich über die digitale Fertigung auszutauschen. Auch auf Händler und Hersteller selbst zuzugehen und sich beraten oder Geräte präsentieren zu lassen, macht Sinn. Oftmals werden Workshops und Seminare angeboten, die einen guten Überblick und auch Detailwissen vermitteln. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Doktor Wiesner! Über Dr. med. dent. Tim Wiesner Dr. Tim Wiesner studierte Zahnmedizin an den Universitäten Freiburg und Tübingen. Im September 2016 gründete er seine eigene Zahnarztpraxis in Tübingen und beschäftigt einen angestellten Zahnarzt sowie acht Mitarbeiterinnen.
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