41 ddm | Ausgabe 4 | 2023 Kollegentipp Dr. Ingo Baresel ZT Frank Löring Wie steht es um die Genauigkeit bei der digitalen Abformung? Dr. Ingo Baresel: Die Genauigkeit ist das A und O in der Zahnmedizin. Bei der konventionellen Abformung stellen sich laut einer Studie von Luthardt1 nur 50 bis 60 Prozent der Abformungen für festsitzenden Zahnersatz als klinisch akzeptabel oder zufriedenstellend heraus. Währenddessen konnten andere Studien zeigen, wie genau Scanner heutzutage, auch bei Ganzkieferscans, sind und dass im Vergleich bei digitalen Abformungen die Passung konstant wesentlich besser als bei konventionellen ist. Worauf ist beim Kauf des Scanners zu achten? Dr. Ingo Baresel: Zuerst einmal: Wofür will ich den Scanner einsetzen? Nur als Abformhilfe, also rein restaurativ, oder auch in der Diagnostik und der Beobachtung der Zahnbewegung? Wichtig bei der Entscheidung für einen Scanner ist es auch, zu prüfen, ob es eine damit verbundene zertifizierte Cloud-Lösung gibt, ob Metall gut gescannt werden kann und die Integration in die Laborsoftware gewährleistet ist. Ich arbeite fast ausschließlich mit dem iTero Intraoralscanner. Das liegt zum einen an seiner Präzision, zum anderen an seiner Scanfähigkeit, jede Präparation einzeln scannen zu können. Retraktionen lassen sich dabei nach und nach entfernen – ein riesiger Vorteil im Vergleich zur analogen Option. Auch die Farbe wie bei den Okklusionsprotokollen lässt sich mit dem iTero Scanner ins Labor übertragen. Mit dem iTero-exocad Connector ist das Zurücksenden von Scans ans Labor unkompliziert möglich. Beim iTero Element 5D Bildgebungssystem können zusätzlich intraorale Scan-Daten inklusive NIRI (Near infrared imaging)-Daten übermittelt werden, um die Modellvorbereitung, Planung und insbesondere die Fertigung des Zahnersatzes zu unterstützen. Was ist denn mit Intraoralscannern möglich? Dr. Ingo Baresel: Nahezu alles! Herr Löring, welche Vorteile hat das Labor durch die Integration des digitalen Workflows? Frank Löring: Vorteile sehe ich im Wesentlichen an der verbesserten Kommunikation zwischen Praxis und Labor, einem ganz neuen Zeitmanagement und der Vermeidung von Fehlerquellen. Anhand einer analogen Abformung ist es kaum möglich, ein präzises Urteil über die Qualität auszusprechen. Apropos Zeitmanagement: Wieviel Zeit sparen Sie laborseitig ein? Frank Löring: Ohne Modellerstellung liegt die Zeitersparnis bei ca. 25 Minuten, mit Modellerstellung bei ca. zehn Minuten. Die Digitalisierung ermöglicht mir zudem die Einrichtung von RemoteArbeitsplätzen – u. a. sehr sinnvoll, um dem aktuellen Fachkräftemangel zu begegnen. Sparen Sie konkret Kosten durch die Digitalisierung? Frank Löring: Ja, um nur ein Beispiel zu nennen: Ich spare bei der Herstellung von Aufbiss-Schienen mehr als ein Viertel der durch Material- und Zeitaufwand entstandenen Kosten ein, wenn ich ohne Modelle arbeite. Wie können sich Labore für die Zukunft aufstellen? Frank Löring: Das A und O sind Fortbildungen. Und ein weiterer Rat: Arbeiten Sie mit Partnern zusammen, die Erfahrung haben und Support bieten können. Was ist heutzutage ein Must-have für ein Labor? Frank Löring: Desktop-Scanner und eine CAD-Software sind ein absolutes Muss. Die Investition ist hier überschaubar. Man braucht am Anfang noch keinen Drucker oder eine Fräsmaschine. Dr. Ingo Baresel: Ich gehe noch einen Schritt weiter: Ein Labor muss einen Scan empfangen, bearbeiten und in seine CAD-Software integrieren können. Dass ein Labor meine Daten empfangen kann, ist für mich Voraussetzung für eine Zusammenarbeit. Literaturangaben 1 L uthardt RG, Loos R, Quaas S. Accuracy of intraoral data acquisition in comparison to the conventional impression. Int J Comput Dent. 2005 Oct;8(4):283-94. English, German. PMID: 16689029.
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