ddm Ausgabe 3 | 2023

22 ddm | Ausgabe 3 | 2023 Der komplette Fall Wissenschaftliche und klinische Kriterien für die Auswahl des Onlay-Materials Das Onlay für Zahn 15 hätte alternativ auch direkt am Behandlungsstuhl extraoral aus sehr guten Composite-Füllungsmaterialien hergestellt werden können[5], aber man entschied sich für die Herstellung im Labor, um die Vorteile des digitalen Workflows zu nutzen. Die Wahl fiel dabei auf NanoHybrid-Composite-Blöcke, d. h. ein nanokeramisches Hybridmaterial für CAD/CAM-Restaurationen in sehr hoher Qualität (Grandio blocs, VOCO), das mittlerweile den Verzicht auf traditionelle Keramik ermöglichen kann. Grandio blocs (VOCO) kann auch chairside angewendet werden. Der Patient hat in diesem Fall nur Wartezeit, während die Restauration hergestellt wird. Im Vergleich zu analogen Composite-Techniken wird die Präzision der definitiven Restauration durch digitalisierte Prozesse erhöht[6]. Denn das Nanohybrid-Composite Grandio blocs wird im Gegensatz zu klinisch polymerisierten Composites in direkter oder semi-indirekter Technik industriell in Form eines fräsbaren Blocks vorgehärtet. Dadurch tritt bei der subtraktiven CAM-Herstellung der Restauration keine Polymerisationsschrumpfung auf. Im Gegenteil: Im Vergleich zu direkt am Behandlungsstuhl polymerisierten Composites lässt sich durch die industrielle Vorpolymerisation ein höherer Polymerisationsgrad erreichen, da letztere unter optimalen Bedingungen erfolgt. Eine Verformung vor der Polymerisation findet nicht statt, da sich das Material bereits in einem vorgehärteten Zustand (Blockform) befindet, während der hohe Polymerisationsgrad die Wasseraufnahme und Materialresorption im oralen Milieu reduziert[7]. Restaurationen aus Grandio blocs sind zudem nicht monolithisch im eigentlichen Sinn, da die Bezeichnung „monolithisch“ weniger auf diese Polymere zutrifft, sondern eher für kristalline Strukturen wie die üblichen CAD/CAM-Keramiken gedacht ist. Wie in einschlägigen klinischen Vergleichsstudien dokumentiert[8], weisen die Nano-Hybrid-Composites von VOCO selbst im Vergleich zu herkömmlichen Keramikrestaurationen eine sehr hohe Bruchfestigkeit und eine besonders gleichmäßige Verteilung der Kaubelastung auf. Darüber hinaus sind die mechanischen und physikalischen Eigenschaften von Grandio blocs besser als die aller anderen auf dem Markt befindlichen Composite-Blöcke; sie kommen den Eigenschaften der besten CAD/CAM-Keramiken sehr nahe und übertreffen diese teilweise sogar (s. u.). Der Gewichtsanteil des Nanofüllers im Verhältnis zur Kunststoffmatrix ist bei Grandio blocs außergewöhnlich hoch und beträgt 86 %. Die meisten geometrischen Parameter, die hier für die Präparation von Kavitäten in festsitzenden Prothesen verwendet werden, basieren auf den zeitlosen Prinzipien von Shillingburg, insbesondere auf der vierten Neuauflage des Buches „Fundamentals of Fixed Protheses“[9], jedoch unter Berücksichtigung der neuesten Aktualisierungen, die darauf abzielen, den Erhalt der Zahnhartsubstanz im Vergleich zu früher zu maximieren, was sich in konservativeren Präparationen widerspiegelt[10]. Ermöglicht wird dies durch die hervorragenden Adhäsionseigenschaften moderner chemischer Produkte. Ein weiterer Vorteil gegenüber dem seit Jahrzehnten bekannten keramischen Zahnersatz ist die deutlich geringere Komplexität. Denn bei Grandio blocs handelt es sich um ein Nano-Hybrid-Composite, das in mindestens drei Bereichen Vorteile gegenüber keramischen Materialien bietet: 1/3 Schnellere Arbeitsabläufe Im Vergleich zu Keramikblöcken beschleunigen Grandio blocs die CAD/CAM-Fertigung. Das liegt u. a. daran, dass sie bei der subtraktiven Bearbeitung nicht wie Keramik zur Abplatzung (Chipping) neigen, sodass die Geschwindigkeit der Fräseinheit deutlich erhöht werden kann. Dank der verschiedenen Partnerschaften, die VOCO im Laufe der Zeit mit großen Herstellern im digitalen Bereich aufgebaut hat, kann dieses Material heute mit Fräseinheiten jeder Herkunft bearbeitet werden, wobei die notwendigen Einstellungen bereits in deren Software hinterlegt sind. Schließlich – und das ist nicht unwichtig – entfällt das Sintern bzw. Brennverfahren nach dem Fräsen.

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