ddm | Ausgabe 2 | 2023 5 Gastkommentar Quo vadis? Oft wurde ich in letzter Zeit gefragt, was denn die Highlights der IDS waren, was man unbedingt gesehen haben muss und wohin die Reise gehen wird. Es dreht sich bei den wirklichen und noch öfter bei den Pseudo-Innovationen leider häufig um den Themenkreis „schneller, weiter, höher“ – und billiger! Das alles soll uns unser Leben leichter machen, setzt aber im Gegenteil viele Menschen einer ungekannten Beschleunigung und einem Druck aus, welcher leider auch gesamtgesellschaftliche Auswirkungen hat. Allein die Statistik der Zunahme psychischer Erkrankungen spricht deutliche Worte genug. Die Thematik betrifft eben nicht nur die Dentalbranche, sondern unsere gesamte Lebenswelt. Zurück zum Dentalen. Es fragt leider kaum jemand, was denn aber hinter den vielen tollen Innovationen von der IDS verschwunden oder nicht mehr wahrnehmbar ist. Das betrifft Produkte und ihre Hersteller gleichermaßen. Zum Beispiel spreche ich da vom Gold. Das Urmaterial der Zahntechnik ist auf der Leitmesse der Dentalbranche einfach nicht mehr sichtbar. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Der Patient will es weiß, er will kein Metall im Mund, das ist doch nicht mehr zeitgemäß etc. Das häufigste Gegenargument sind die hohen Edelmetallpreise. Es stimmt, sie sind sehr hoch und in den letzten Jahren immer weiter angestiegen. Aber ist das allein ein Grund, darüber mit Patienten gar nicht mehr zu sprechen und (auch im Hinblick auf den Patienten) auf die vielen Vorteile von Goldversorgungen zu verzichten? Immerhin handelt es sich um den bewährtesten Werkstoff der Zahnmedizin, leicht zu verarbeiten, biokompatibel und sehr beständig im Mund und auch im Wert. Was steckt also dahinter? Wer den Markt beobachtet hat, wird feststellen, dass der dramatische Knick in der Kurve beim Edelmetallabsatz in Deutschland auf dem Jahreswechsel 2004/2005 liegt. Ein Schelm, wer nun denkt, das hätte mit der Einführung der Festzuschüsse zu eben jenem Zeitpunkt zu tun. Also mit der Möglichkeit des Zahnarztes, Materialkosten zu sparen und dafür das Honorar in gewünschter Höhe anzupassen. Die fertige Krone ist für den Patienten in Zirkoniumdioxid in der Regel nicht billiger zu haben als eine aus Gold. Interessant in diesem Zusammenhang ist meine Wahrnehmung, dass ZahnärztInnnen und ihre Angehörigen dann doch häufiger als erwartet mit Goldrestaurationen versorgt sind. So schlecht und viel zu teuer kann also dieser Werkstoff nicht sein. Eine gewisse Janusköpfigkeit ist den ZahnärztInnen in dieser Frage also nicht abzusprechen. Nun schreibe ich hier in einem Magazin, welches sich der digitalen Zahnmedizin widmet. Was also könnte man tun? Dass die manuelle Fertigung zahntechnischer Arbeiten im Zuge der Digitalisierung immer weniger wird, lässt sich nicht aufhalten und ist eine logische Konsequenz technologischer Entwicklung. Und wer soll es auch machen in Zeiten sinkender Ausbildungszahlen? Die Rahmenbedingungen sind schlecht – siehe schneller, weiter, höher – und billiger! Also Edelmetall digital verfügbar machen! Angebote dafür gibt es. Zwar nicht viele, aber immerhin. Billig im obengenannten Sinne sind sie auch nicht. Aber sie gewährleisten in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung noch den Zugriff auf den Super-Werkstoff Gold (zu dieser Bezeichnung versteigere ich mich hier mal). Und die digitale Fertigung kann sogar noch optimierend auf die ohnehin schon guten Eigenschaften der Edelmetalle wirken, weil z. B. fehleranfällige Gießprozesse im zahntechnischen Labor entfallen. Ich bin mir ziemlich sicher. Am Ende liegt es nur am Geld. Leider sehr oft nicht an dem Betrag, den der Patient zu zahlen bereit ist, sondern dort, wo der behandelnde Zahnarzt sein maximales Honorar sichert. Ich breche also an dieser Stelle eine Lanze für das altbekannte Edelmetall, modern digital gefertigt und aus meiner Sicht daher absolut zeitgemäß. Es würde mich freuen, wenn sich diese Sichtweise in der Branche wieder mehr etabliert. Wir verlieren andernfalls einen der besten Dentalwerkstoffe überhaupt. Heiko Grusche Vertriebsleiter Dental bei C.HAFNER
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