ddm Ausgabe 3 | 2022

6 ddm | Ausgabe 3 | 2022 Jubiläum Mir suchet no oin, der wo Deutsch kann… Dieser Satz wurde mir im Spätsommer 1998 während des abendlichen Umkleidens vom Klinik-Weiß zum Motorrad-Dress mit einem leichten Grinsen von meinem Kollegen Michael Hopp übermittelt, der seit einem Jahr nebenamtlicher Chefredakteur der „Schwarzen“ war – des Zahntechnik-Magazins aus dem Hause Flohr im Württembergischen Rottweil. Dieser neue, hoch effizient arbeitende Verlag bestünde sozusagen nur aus einem Pär- chen mit sehr großen Ambitionen und einem noch größeren Rechner und suche jetzt einen Chefredakteur für den dritten Verlagsbaustein: Die für die Zahnmedizin-Generalisten gedachte Zahnarzt & Praxis international, welche aufgrund ihres Layouts bald auch die „Goldene“ genannt wurde. Besser-Deutsch – das zumindest traute ich mir zu. Und mit meiner Freizeit konnte ich damals auch noch unbekümmert umgehen. Aber wie würden etwa die Autoren reagieren, wenn ich ihre Beiträge ggf. auch mit Besser-Deutsch bearbeiten müsste? Wie die Werbe- kunden, wenn ich die siebente Produktnennung in einer Siebenzeilen-Meldung kürzte? Und – vor allem – würde ich wirklich für jede Ausgabe eines der ausdrücklich erbetenen „nicht langweiligen“ Editorials verfassen können? Es ging gut: Die Autoren zeigten sich überraschend erfreut, dass ich ihre oft in letzter Minute verfassten Texte glättete und die Reaktionen der Werbekunden behielt Pia mögli- cherweise für sich … Nur für die Editorials hatte ich beim Start im Oktober 1998 gerade einmal drei thematische Ideen. Aber der Alltag bot überraschenderweise ständig neue Anregungen. Dafür legte ich mir eine kleine Sammelmappe mit lustigen und ärgerlichen, in jedem Falle aber „bemerkenswerten“ Miszellen an, bei denen irgendein Zusammenhang zur Zahnmedizin bestand oder konstruierbar war. Am Ende entstanden bis 2013 in der Z&P und den zugehörigen Sonderausgaben insge- samt 101 Editorials. Ich hatte auf dieser ersten Heftseite jedes Mal die von den Flohrs ausdrücklich eingeräumte Chance, mir lange schon unter den Nägeln brennende Themen anzusprechen. Und ich konnte mir auch kleine Späße erlauben. Zum Beispiel meinem dama- ligen Chef (ein „brutaler“ Frühaufsteher) öffentlich zu erklären, dass nicht sein, sondern mein täglicher Biorhythmus der physiologische sei: „Der Gähn-Defekt“ hieß das. Sogar die in einem Editorial versteckte kleine Verliebtheits-Erklärung fand, von der Welt unbemerkt, tatsächlich ihren öffentlichen Weg zur adressierten Person. Ein spezielles Highlight beim flohr-Verlag war die urplötzliche Chance, kleine Buchprojekte durchzuziehen: Unsere Sammlung von Misserfolgen im zahnärztlichen Alltag ist wohl ein Unikum geblieben. Dazu kamen die Abschiedsbroschüren für zwei der drei im wiederver- einten Berlin befindlichen Universitäts-Zahnkliniken. Sie erwiesen sich als Bestseller unter den jeweiligen Absolventen. Und ich denke an das bis heute einzige Buch, in welchem alle Aspekte der Anwendung von Minimagneten in Zahnmedizin und MKG-Chirurgie besprochen waren.

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