ddm Ausgabe 3 | 2021

10 ddm | Ausgabe 3 | 2021 Der komplette Fall Dr. med. dent. Yassine Harichane Dr. Yassine Harichane hat an der Universität Paris Descartes studiert (DDS, MSc, PhD) und dort mehrere Forschungsarbeiten durchge- führt. Nachdem er in Kanada eine Privatpraxis betrieben hat, ist er nun hauptberuflich als Privatzahnarzt in Frankreich tätig. Darüber hinaus ist er Autor zahlreicher Publikationen in internationalen Fachzeitschriften. Kontakt: Dr. Yassine Harichane 5 boulevard ile Vertime F-85100 Les Sables Olonne yassine.harichane@gmail.com schen damit aus. Anders als man glauben könnte, ist die Anschaffung eines Intraoralscanners für die Praxis nicht zwingend notwendig, um an der digitalen Entwicklung in der Zahnheilkunde teilzuha- ben. Die digitale Zahnheilkunde ist vor allem ein Konzept, das – wie im vorgestellten Fall dargelegt wurde – eine unerwartete und vielleicht überraschende Funktion bietet: Copy-and-paste. Die Vorteile der Copy-and-paste-Funktion sind zahlreich und zum Nutzen aller Beteiligten: Zahnarzt, Zahntechniker und Patient. Für den Zahnarzt liegt der wichtigste Vorteil des Kopierens und Einfü- gens darin, ein immer gleiches Ergebnis zu erhalten. Einerseits gestatten die aktuell verfügbaren Materialen (Kompositmaterial und Keramik) eine natürliche Nachbildung. Andererseits ermöglicht die digitale Technologie das Kopieren der Natur mit all ihren Details. Durch die Verwendung com- putergenerierter Provisorien können komplexe und anspruchsvolle Projekte validiert werden. Am Ende sind die Restaurationen sowohl funktional als auch ästhetisch. Sie fügen sich perfekt in die Okklusion ein, weil keine größeren Veränderungen vorgenommen wurden. Dadurch bilden sie mit den Gesichtszügen eine harmonische Einheit. Für den Zahntechniker gehört die Copy-and-paste-Funktion zum gängigen Repertoire an Fertigkei- ten. Einerseits kann der Laborscanner jedes Detail des Zahnbogens erfassen. Andererseits können Fräsmaschinen exakt immer gleiche Kronen bei Bedarf wieder und wieder herstellen. Durch das Frä- sen aus einer Ronde oder eines Blocks für Provisorien wird das Behandlungsziel vorab validiert, bevor teure Materialien wie Zirkoniumdioxid oder Lithiumdisilikat verwendet werden. Im Falle etwaiger Retouren an das Labor sind die Kosten somit geringer, wenn zuvor erst ein fräsbares provisorisches Kompositmaterial verwendet wurde. Nachdem die Provisorien in situ am Patienten validiert wurden, braucht der Zahntechniker nur eine Taste zu drücken, um die definitiven Kronen im gewünschten Material herstellen zu können. Die digitale Zahnheilkunde führt den Patienten vor Augen, welche technischen Fortschritte die Zahnheilkunde in kurzer Zeit gemacht hat. Schlechte Erinnerungen an Zahnarztbesuche in der Kind- heit gehören damit heute wahrscheinlich der Vergangenheit an. Patienten haben darüber hinaus die Möglichkeit, sich ihr Lächeln aus Jugendzeiten zurückzuholen. Und noch besser: Es ist hypothetisch möglich geworden, das jugendliche Lächeln eines Kindes zu kopieren und im geschädigten Gebiss des Vaters nachzubilden. So kann das Lächeln von einer Generation an die andere weiter- aber auch wieder zurückgegeben werden. Fazit Die Zahnheilkunde macht zunehmend technologische Fortschritte und es ist an uns, diese zu nut- zen. Das Aufkommen neuer Hilfsmittel wie Intraoralscanner und einzigartiger neuer Materialien wie z. B. fräsbare Komposite machen es möglich, neue Behandlungskonzepte und -verfahren zu entwi- ckeln. Copy-and-paste ist zukünftig sicher zunehmend mehr Teil des Rüstzeugs von Zahnärzten und Zahntechnikern. Danksagungen Der Autor beglückwünscht Christophe Giraud (Zahntechniker, Frankreich) zu seinem Talent und sei- nen Fertigkeiten. VOCO Halle 10.2 Stände N010 O019, N020 O021 Anmerkung der Redaktion:

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