ddm Ausgabe 3 | 2020

ddm | Ausgabe 3 | 2020 45 Kollegentipp aus ethischen Gründen nur an extraktionswürdigen Zähnen durchgeführt werden, welches einen Vergleich mit gesunden Zähnen erschwert. Daher wird diese Methode eher in Laboruntersuchun- gen angewendet, wo die Prüfkörper teilweise zur Analyse in Scheiben geschnitten werden. [10] In den letzten Jahren hat sich deshalb die konventionelle Silikon-Replika-Technik zur Bestimmung der marginalen und internen Passgenauigkeit als nächstbeste Lösung etabliert. [7, 11-13] Hierzu werden auf Basis einer konventionellen AbformungMesskappen aus Metall oder Zirkoniumdioxid hergestellt, deren Passgenauigkeit mit einem niedrig viskösen additionsvernetzenden (A)-Silikon überprüft wird. Im Nachgang kann die Ausdehnung labortechnisch unter einem Lichtmikroskop bestimmt werden (Abb. 1). Dieses Verfahren ist jedoch sehr aufwendig und die Anzahl der Messstellen ist durch die Schnitt- flächen des Silikonkörpers limitiert, so dass keine Aussage über die Abweichung im Verlauf des gesamten Randbereiches und der Mantelfläche getroffen werden kann. [14] Aus diesem Grund gibt es verschiedene Forschungsansätze die Passgenauigkeit digital zu bestimmen. Die Arbeitsgruppe um Mostafa et al. benutzte ein Micro-CT zur Analyse [15] , während Boitelle et al. eine Triple-Scan-Methode zur dreidimensionalen Auswertung mittels Laborsoftware verwendeten. [7] Weitere Studien beschäf- tigten sich mit der Computer-Aided-Design (CAD)-Replikatechnik, bei welcher die Passgenauigkeit über einen Vergleich zwischen dem Scandatensatz des Zahnstumpfes und dem des Zahnstumpfes mit Silikonreplika erfolgte. [6, 14] Diese neuen Methoden wurden jedoch alle für Laborversuche entwi- ckelt. Daher war es das Ziel unserer Arbeitsgruppe, eine neue digitale Chairside-Methode zur Bestimmung der Passgenauigkeit zu entwickeln, welche im Gegensatz zu den in der Literatur beschriebenen Methoden, in jeder Zahnarztpraxis mit einem entsprechenden Intraoralscanner schnell und unkom- pliziert durchgeführt werden kann. Neben dem rein wissenschaftlichen Interesse an der Passgenauigkeit von Restaurationen ist die Bestimmung der Passgenauigkeit auch in der Zahnarztpraxis interessant. Insbesondere vor dem Hin- tergrund der großen Materialvielfalt und vielfältigen Workflows können so Fehler in der Prozesskette zeit- und kostensparend im Vorfeld erkannt werden, welches ein mühsames Anpassen der Restaura- tion am Patienten bzw. eine Neuanfertigung vermeidet. Chairside-Passgenauigkeitsuntersuchung Für die Bestimmung der Passgenauigkeit kann entweder die definitive Kronenrestauration oder eine separat angefertigte Messkappe mit anatomisch reduzierter Form verwendet werden (Abb. 2). Hierzu wird im Anschluss an die Präparation eine erste digitale Abformung mittels Intra- oralscanner durchgeführt. Bei der Auswahl des Restaurationswerkstoffs gibt es keine Limitation; so können neben keramischen Computer-Aided-Design / Computer-Aided-Manufacturing (CAD/ CAM)-Materialien auch Metalle oder Komposite verwendet werden. Sofern die Präparationsgrenze nicht vollständig optisch sichtbar ist, wird die Doppelfadentechnik zur Retraktion angewendet. In der darauffolgenden Behandlungssitzung wird nun die Passgenauigkeit mittels Intraoralscan- ner überprüft. Zur Darstellung des Zementspaltes wird ein dünnfließendes A-Silikon (z. B. Fit Test C & B, VOCO) verwendet, welches speziell zur Passungskontrolle prothetischer Restaurationen entwi- ckelt wurde. Damit das Silikon auf dem Zahnstumpf und nicht in der Restauration verleibt, wird eine dünne Schicht Puderspray (z. B. CEREC Optispray, Dentsply Sirona) in das Lumen der Restauration bzw. Messkappe appliziert und drei Sekunden auf den Zahnstumpf gedrückt. Nach dem Abbinden des Silikons wird die Restauration bzw. Messkappe vorsichtig entfernt und das vollständige Verblei- ben des Silikons auf dem Stumpf kontrolliert. Anschließend erfolgt der zweite Intraoralscan mit dem Silikonkäppchen auf dem präparierten Zahnstumpf. Abb. 2: Bestimmung der Pass- genauigkeit der Restauration anhand der definitiven Kro- nenrestauration (a) oder einer Messkappe mit anatomisch reduzierter Form (b).

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