ddm Ausgabe 3 | 2020

25 ddm | Ausgabe 3 | 2020 Der komplette Fall tigte Modell mit den aufgeschraubten Docklocs, die aufgesetzten Matrizengehäusen mit Übertra- gungsmatrizen und die Bissschablone. Auf Abbildung 18 ist die Wachseinprobe im Patientenmund zu sehen. Herstellung der Prothese PEEK wird in der Allgemeinmedizin seit 15 Jahren als Material für Hüft-, Knie- und Bandscheibenim- plantate eingesetzt. Bereits über vier Millionen Implantate wurden eingesetzt, ohne einen einzigen Fall mit einer nachgewiesenen Allergie gegen das Material (Quelle: Evonik). PEEK hat ein knochen- ähnliches E-Modul, das sich in der Einheilphase positiv bemerkbar macht. Auch deswegen ist PEEK für die Zahntechnik so interessant. Endlich steht ein Material mit knochenähnlicher Härte zur Ver- fügung – nicht zu weich wie PA und FPM-Kunststoffe, aber auch nicht zu hart wie PMMA. PEEK wird aufgrund seines sehr geringen Gewichtes schon seit Langem in der Raumfahrt eingesetzt. In der Halbleitertechnik macht man sich die nicht vorhandene Leitfähigkeit von PEEK zunutze; diese Materialeigenschaft kommt auch Versorgungen in der Mundhöhle entgegen. Die pharmazeutische Industrie verwendet PEEK in der Produktion. Dabei sind die produktberührenden Teile aus PEEK. Hier macht man sich die geringe Verfärbungsneigung und die hohe Beständigkeit gegen Abnutzung und Korrosion zunutze – weitere Eigenschaften, die der zahntechnischen Verwendung entgegen- kommen. Das zahnmedizinische Indikationsspektrum von PEEK erstreckt sich auf herausnehmbaren und bedingt herausnehmbaren Zahnersatz. Es können also Brücken / Kronen, Teleskopprothesen und Geschiebe sowie im Mund verschraubte Suprakonstruktionen hergestellt werden. Der Verbund zu Verblendungen wurde in einer Studie (Quelle: Universität Regensburg 2012) über- prüft. Um den Test zu bestehen, musste ein Wert von 5 MPa erreicht werden. PEEK erreichte mit allen getesteten Verblendsystemen einen Wert von 10 MPa und höher und hat damit alle Verbund- festigkeitsprüfungen bestanden. In weiteren Tests zur Verfärbungsneigung und Scherkraftfestigkeit (Quelle: Universität Jena 2013) wurden ebenfalls äußerst positive Ergebnisse erzielt, welche die Taug- lichkeit von PEEK zur Verwendung in der Mundhöhle bekräftigen. Die Bruchlastwerte lagen in Tests beim Belasten einer Brücke bis zum Versagen (Quelle: Universität Jena 2013) mit 2.354 N weit über denen von Keramik mit 1.702 N, sodass auch die Herstellung großspanniger Teleskopprothesen aus PEEK legitim erscheint. PEEK weist eine geringe Anfälligkeit für Plaqueanlagerungen auf und ist inert gegen Säuren und Chemikalien, sodass der Zahnersatz sogar mit chemischem Zahnreiniger gesäu- bert werden kann. Die Abbildungen 19 bis 25 zeigen das Computer Aided Design und die ausgearbeitete Prothese im vorgestellten Patientenfall. Bei der Verarbeitung von Teleskopprothesen aus PEEK muss zwingend nach dentalen Keramikrichtlinien gearbeitet werden, da sonst infolge von Rissfortpflanzung eine Schwächung des Materials erfolgen könnte. Abb. 24: Fertiggestellte Prothese … Abb. 25: …mit integriertem PEEK-Gerüst. Dr. med. dent. Michael Leistner • 1978 – 1981 Tätigkeit als Zahn- technik-Auszubildender • 1989 Examen, Approbation und Promotion an der Albert-Ludwigs- Universität Freiburg • 1989 wissenschaftliche Tätigkeit für Krupp Medizintechnik mit Schwer- punkt Titanschweißung • 1990 – 1991 Assistenzzeit • seit 1991 niedergelassen in eigener Praxis • seit 1994 Referent zum Thema Vollkeramik • 2001 Gewinner der russischen Meisterschaften in Stomatologie • seit 2002 Referent zum Thema Implantologie • 2007 Gründung einer überregio- nalen Praxisgemeinschaft • seit 2009 zahnärztliche Zulassung in Porto (Portugal) • seit 2012 Referent zum Thema vollkeramische Implantate

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