ddm | Ausgabe 2 | 2020 38 Digitale Visionen durch eine Zahnärztin oder einen Zahnarzt in der Klinik möglich. Auch hier helfen die CAD/CAMAssistenzen und können – weil sie die Patienten selbst kennenlernen können – zusammen mit den Ärzten individuell passenden Zahnersatz herstellen. „Flying Dental CAD/CAM-Nurse“ oder CAD/CAM-Assistenz wird man jedoch nicht einfach so. Zur Qualifizierung wurde eine Vielzahl von Fortbildungen besucht und Kontakt zu Zahnärzten und Zahntechnikern geknüpft, die in der Praxis diese Technologien einsetzen. So stand und steht ein kontinuierlicher gemeinsamer Lernprozess an, weil die digitale Welt nicht still steht und immer neue Materialien und Geräte auf den Markt kommen. In Greifswald wird versucht, das beste und praktikabelste der digitalen Welt zu etablieren. Dank der Unterstützung durch das Studiendekanat und die Universitätsmedizin konnten in den letzten Jahren auch einige Investitionen aus Fördermitteln getätigt werden, um diesen Bereich technisch auszubauen. So können die Studierenden auf dem aktuellen Stand der Technik ausgebildet werden und sich später für die eigene berufliche Praxis entscheiden, welche Technologien sie einsetzen möchten oder welche Aufgaben ein zahntechnisches Labor übernehmen soll. Diese Zusammenarbeit wird sich mit der Digitalisierung verändern und sie haben erste eigene Erfahrungen dazu gemacht. Für die Klinik sind so mehr Transparenz und objektivere Beurteilungsgrundlagen entstanden. Häufig geht es schneller und ist besser planbar. Es werden Abformmaterialien und Gips eingespart und durch Datensätze ersetzt. Diese brauchen keinen Lagerplatz und können reproduzierbar auch nach längerer Zeit bei Bedarf wieder geöffnet werden, um auf Knopfdruck eine neue Krone entstehen zu lassen, wenn sie gebraucht wird. Digitale Methoden werden auch seit Jahren systematisch in der Kieferorthopädie (Leitung Prof. Dr. Karl-Friedrich Krey) umgesetzt und gelehrt. KFO-Planung funktioniert mit digitalen Röntgenbildern und spezieller Software. Auch hier können Intraoralscans verwendet werden. Der sonst hohe Bedarf an Modellen lässt sich auf diese Weise stark reduzieren und im Bedarfsfall werden Modelle gedruckt. Ergänzt durch Gesichtsscans und instrumentelle Verfahren zur Bewegungsanalyse bestehen viele Möglichkeiten, eine große Menge an – teilweise nur digital verfügbaren – Daten für die Planung zusammenzutragen. Auch die kieferorthopädischen Therapiegeräte lassen sich vielfach mit CAD/CAM-Verfahren fertigen oder zumindest Hilfsteile dafür. Diskussion Kritisch dabei zu betrachten ist, wieviel darf und soll intraoral von den Studierenden gescannt und wieviel muss konventionell abgeformt werden, damit auch diese Technik noch beherrscht wird. Während die Investitionen in die CAD/CAM-Technologie ganz sicher bei der beruflichen Ausrichtung in der Praxis eine Rolle spielt, so ist dies auch eine entscheidende Frage der Ressourcen in den Universitäten. Hier ist schließlich auch die Industrie gefragt, ihre Entwicklungen stärker dem Nachwuchs näher zu bringen – durch Kursangebote oder Gerätestellungen. Das Engagement ist hier bei verschiedenen Anbietern extrem unterschiedlich, was ein wenig in die Zwickmühle führt, dass Universitäten eine notwendige Vielfalt, die für die Unabhängigkeit gebraucht wird und die in Forschung und Lehre eingesetzt werden kann, gar nicht überall erreichbar ist. Noch geht nicht alles mit Intraoralscans und CAD/CAM-Verfahren, auch wenn die IDS 2019 wieder gezeigt hat, dass Intraoralscanner sich weiterentwickeln und Studien hoffentlich beweisen werden, dass Ganzkieferscans ausreichend präzise werden, um große Versorgungen angehen zu können. Wo hier die Möglichkeiten und Grenzen liegen, das lässt sich nur sehr begrenzt im ZahnmedizinStudium thematisieren. Diese Entwicklungen lassen sich aber sehr gut im Weiterbildungsbereich abdecken, gerade für diejenigen, die schon Berufserfahrung gesammelt und spezielle Interessen entwickelt haben.
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