ddm Ausgabe 2 | 2020

ddm | Ausgabe 2 | 2020 35 Digitale Visionen Nach dem Physikum folgt der Phantomkurs der Zahnerhaltungskunde. Neben verschiedenen Präparationsformen am Phantom gibt es hier die Aufgabe der Versorgung mit einem zweiflächigen Keramik-Inlay. Dieses wird seit ein paar Jahren labside im zahntechnischen Labor von den Studierenden aus Feldspatkeramik unter Anleitung von Zahntechnikern hergestellt. Im Kurs geht es nach dem Ausarbeiten durch Polieren dann an das adhäsive Einsetzen. Mit dieser Aufgabe lernen die Studierenden bereits ein wenig auch die laborseitige Anwendung der CAD/CAM-Technologie kennen. Dieser Einstieg erfordert einen zeitlichen Aufwand von sieben bis acht Stunden, was im Grunde sehr wenig ist. Erstaunlich ist dabei, wie gut diese Aufgaben mit wenig Training absolviert werden. Ziele für die Zukunft, sind hier noch mehr Freiräume für Übungszeiten zu ermöglichen und Präparationsanalysesoftware einzusetzen, die mit objektiven Maßstäben kritisiert. Aber auch so sind die CAD/CAM-Verfahren dezentral, aber wie ein roter Faden in den vorklinischen Kursen gut verankert und eine gute Vorbereitung auf die Klinik. Klinische Kurse In den letzten vier Semestern finden die klinischen Kurse statt. Normalerweise beschäftigen sich die Studierenden nun mehr oder weniger semesterweise mit der Zahnerhaltung, dem Zahnersatz, der Kieferorthopädie, Kinderzahnheilkunde sowie Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie und sehen Patienten nur kurz für einzelne Versorgungen. In Greifswald ist das anders. Die Studierenden versorgen den Patienten in fast allen Belangen und nach den vorliegenden Bedürfnissen. Der „integrierte Kurs“ fasst mehrere Fachbereiche zusammen. Wenn ein Zahn beispielsweise eine Wurzelbehandlung benötigt und danach eine neue Krone braucht, betrifft das mindestens zwei Fachgebiete. Zahnärzte aus zwei Abteilungen schauen sich die jeweiligen Behandlungsschritte an. Komplexe Behandlungsabläufe werden so gebündelt und ähnlich wie in einer normalen Zahnarztpraxis geplant. Den Patienten und Studierenden ermöglicht es zudem, ein gewisses Vertrauen aufzubauen. Bei der Behandlung ist das Arbeitsumfeld ein wichtiger Baustein. Dazu gehört z. B. das digitale Röntgen, welches an allen Röntgenstationen in der Zahnklinik verfügbar ist. Auf Studenteninitiative gibt es hier bereits ein transportables Gerät, welches an den Behandlungsplatz gefahren werden kann. Die Röntgenbilder aller verschiedenen Arten werden zentral auf einem Server gespeichert und sind entsprechend zuverlässig auffind- und darstellbar. Ergänzt wird dies durch eine Praxismanagementsoftware für die digitale Dokumentation und Abrechnung. Ganz ohne Karteikarten läuft es jedoch (noch) nicht ab. Zu jedem Patienten gibt es eine Karteikarte, worin von extern mitgebrachte Unterlagen und Aufklärungsunterlagen abgeheftet werden. Die Behandlungsdokumentation erfolgt in allen Abteilungen und im Studentenkurs digital. An dieser Stelle hat die Freude über schlank wirkende digitale Prozesse aber auch ihre Grenzen, da mit wachsendem Dokumentationsbedarf auch die Netzwerk- und Softwareinfrastruktur wachsen müsste. Die technische Seite lässt sich lösen, aber eine komplexe, jedoch zu langsame Praxisverwaltungssoftware kann nicht ohne Weiteres gewechselt werden. Ein Aspekt bei der Zahnarztausbildung ist gemäß Approbationsordnung die Qualifikation, Zahnersatz selbst herstellen zu können. Unter Anleitung und Hilfe von Zahntechnikern stellen Studierende einige Arten von Zahnersatz selbst her. Das sind z. B. Totalprothesen, herausnehmbarer Zahnersatz und festsitzender Zahnersatz wie Kronen und Brücken. Für all diese Bereiche sind Entwicklungen zu sehen, wie die Computertechnologie diese Prozesse verändert. Für Kronen und Brücken, auch Inlays und Implantatkronen, aus keramischen Werkstoffen gibt es nun schon seit längerer Zeit Geräte zum Scannen von Kiefermodellen, Konstruieren des Zahnersatzes und Herausschleifen der individuellen Formen aus Keramikblöcken. Dieser moderne Zahnersatz hat Zahnfarbe, eine passgenaue Form und bekommt in den letzten Schritten durch individuelle Akzente mit Malfarben, Politur und mehreren Keramik-Hochtemperaturbränden den letzten handwerklichen Schliff. In Greifswald wird

RkJQdWJsaXNoZXIy NzIxMjU=