ddm Ausgabe 1 | 2020

ddm | Ausgabe 1 | 2020 57 Journal Aus Metalloxid wird Metoxit Bei Alusuisse bestand ein technisch und personell gut eingerichtetes Keramiklabor. Das Ziel der Arbeiten war die Entwicklung und produktionsreife Vorbereitung von keramischen Materialien und Formteilen, die im Aluminium-Herstellungsprozess eingesetzt werden sollten. In erster Linie betraf dies die sogenannte „unbrennbare Oxidanode“ aus elektrisch gut leitender Zinnoxid-Keramik, kera- mische Filter, Düsen und Messeinrichtungen für die Aluminiumschmelze und Laborkeramik aus Alu- miniumoxid. Für diese Produktgruppe wurde im März 1973 der Name „Metoxit“ (als Hinweis auf die Zusammensetzung aus Metalloxiden) kreiert, als Markenname weltweit angemeldet und nach kur- zer Zeit auch für die Vermarktung von Laborkeramik eingesetzt: „Metoxit Laborkeramik“. Im Januar / Februar 1978 wurde schließlich mit einer 50:50-Beteiligung von Tonwerke Thayngen und Alusuisse die Metoxit AG gegründet. Es wurde eine eigene Halle errichtet und eine neue technische Einrichtung beschafft – isostatische und axiale Pressen, Extruder, Misch- und Mahleinrichtungen, Laborgeräte, Mikroskope u. ä. Herzstück der Produktionsstätte wurde ein moderner Hochtemperaturofen: Da es 1978 noch wenig Erfahrung mit Haubenöfen dieser Größe und Leistung (4 m 3 , 1.750 °C) gab, erwies sich die Beschaffung als zeitraubend und aufwendig. Der Riedhammer-Prototyp, der 1980 in Betrieb genommen wurde und in der Anfangsphase zahlreiche Verbesserungen und Anpassungen benötigte, erwies sich als die richtige Lösung und ist heute noch im Einsatz (Abb. 5). Die Entwicklung von Metoxit verlief zu Beginn schwieriger als erwartet, strategische Entscheidungen des Alusuisse-Partners waren hier in vieler Hinsicht ursächlich. Aber auch in anderen Geschäftszwei- gen gab es Probleme. Die dringend benötigte Finanzspritze kam 1985: Die Tonwerk-Gruppe wurde von der Luzerner Firma AGZ übernommen, ein Jahr später auch die 50 %-Beteiligung der Alusuisse an Metoxit. Ab da ging es für Metoxit langsam, aber stetig aufwärts. Die Tonwerke Thayngen jedoch hörten im Jahr 1990 auf, auf ihren Stammgebieten produktiv und operativ tätig zu sein – trotz aller Bemühungen. Die Zeit war über ihre Produkte hinweggegangen. Das war einerseits sehr bedauer- lich, aber andererseits auch der Anstoß für noch größere Anstrengungen auf dem Gebiet der Oxid- keramik. Nach der anfänglichen Konzentration auf die Aluminiumindustrie wurde der Fokus nach 1986 auf die Erschließung zweier neuer Bereiche gelegt: Medizintechnik und hochbeanspruchte Maschinenbauteile. Abb. 4: Weltrekord: 13 m hoher keramischer Isolator. Abb. 5a und b: Der 4 Kubikmeter-Haubenofen für 1.750 °C, installiert in den Jahren 1979 / 80, ist bis heute im Dauereinsatz.

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