ddm Ausgabe 1 | 2020

ddm | Ausgabe 1 | 2020 34 Digitale Visionen Bereich ist in vollem Gange und das dynamische digitale Zahnmodell hat dabei zwei große Vorteile: Es ist strahlenfrei und von einer Präzision, die in nur wenigen Feldern der Medizin erreicht wird. Eine hohe Anzahl anonymisierter Befunde ist in der Zahnmedizin machbar. Was kann Ihre Arbeitsgemeinschaft leisten, um die digitalen dreidimensionalen Patien- tendaten zumWohle des Patienten zu nutzen und vor Missbrauch zu schützen? Wir sagen dazu ganz klar: Dieses neue Instrument muss in wissenschaftlicher Hand bleiben. Genau aus diesem Grund haben wir die führenden Experten aus allen Fachrichtungen in der Zahnmedi- zin zusammengebracht. Wir zeigen den in den digitalen Technologien versierten Kollegen, auf wel- chem Stand die High End-Forschung im jeweiligen Fachgebiet ist. Wir wollen diskutieren, was sich bei jedem einzelnen verändern würde, wenn er das Dynamische Digitale Modell als zusätzliches Instrument in sein Behandlungsspektrum integriert. Damit können wir zum einen den Stand in den einzelnen Fachgebieten feststellen, sehen, in welche Richtung es geht und welche Möglichkeiten es gibt, und zum anderen im fachübergreifenden Dialog ermitteln, welche Zusammenhänge es gibt und welche Faktoren und Auswirkungen bei einer Diagnose ursächlich sind. Wir fragen zum Beispiel, welche parodontalen Auswirkungen Artikulationsstörungen haben, welche Verschleißeigenschaf- ten von Materialien sich durch welche Speichelzusammensetzung verändern, welche implantologi- schen oder prothetischen Misserfolgsraten mit kieferorthopädischen Fehlstellungen korreliert sind. Sie haben im Oktober 2019 in Berlin einen Kongress zum Dynamischen Digitalen Modell veranstaltet. War das so eine Art Startschuss, und wenn ja, wie geht es jetzt weiter? Wir haben Experten und Praktiker aus den Gebieten der Chirurgie, Parodontologie, Funktionsana- lyse, konservierenden Zahnheilkunde, Prothetik, Zahntechnik, Traumatologie und Endodontologie fünf Tage lang zusammengebracht, um gemeinsam konkrete Schritte der Zusammenarbeit für das Dynamische Digitale Modell zu entwickeln. Wenn Sie sich die Referentenliste dieser Veranstaltung anschauen, werden Sie zahlreiche absolut renommierte Experten auf ihrem Gebiet entdecken, dar- unter die Professoren Florian Beuer (Berlin), Christof Dörfer (Kiel), Roland Frankenberger (Marburg), Jan-Frederik Güth (München), Bernd Kordass (Greifswald), Gabriel Krastl (Würzburg), Sven Reich (Aachen), Jörg Wiltfang (Kiel) oder versierte Praktiker und weitere erfahrene Referenten wie Dr. Ingo Baresel (Cadolzburg), Enno Kramer (Norden), Dr. Thorsten Wilde (Berlin), PD Dr. Kathrin Becker (Düs- seldorf), Conrad Kühnöl (Dresden) und ZTM Josef Schweiger (München). Unser Ziel ist es, das Dynamische Digitale Modell zum Wohle des Patienten in der Zahnarztpraxis zu integrieren. Jetzt wollen wir alle wichtigen Player an Bord bekommen, um das Thema industrieun- abhängig voranzubringen. Dabei arbeiten wir mit anderen Arbeitskreisen dort eng zusammen, wo sich die Themen berühren, beispielsweise mit den Arbeitskreisen Künstliche Intelligenz (AKAI) und Ethik (AKE) der DGZMK sowie mit der DGCZ. Derzeit sind wir dabei, den Arbeitskreis Dynamisches Digitales Modell als eingetragenen Verein zu gründen. Das nächste Kompakt-Curriculum wird dann vom 19–22.11.2020 in der DDA Berlin stattfinden. Welche Vision haben Sie für das Dynamische Digitale Modell der Zukunft? Mit dem Dynamischen Digitalen Modell kommt der Zahnmedizin innerhalb der gesamten Medizin eine wirkliche Vorreiterrolle zu. Im Unterschied zu den meisten anderen medizinischen Disziplinen analysieren wir in der Zahnmedizin mit einer sehr hohen Präzision. Wir analysieren oft im µ-Bereich. Und das ist nicht nur für Kronen oder Zahnbewegungen interessant, sondern auch für die Analyse von Schleimhautveränderungen oder allgemeinen Heilungsprozessen. Vielleicht gelingt es dadurch, unser Fachgebiet mit allgemeinmedizinischen Fragestellungen enger zu „verzahnen“ und unsere Patienten ganzheitlicher auch über lange Zeiträume kompetent zu betreuen. Herr Dr. Reiss, vielen Dank für dieses interessante Gespräch. Dr. Bernd Reiss Dr. Bernd Reiss ist niedergelassen mit der Praxisgemeinschaft Dres. Reiss & Rosenstiel in Malsch, Baden-Würt- temberg. Als Gründungsmitglied und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Computergestützte Zahnheilkunde (DGCZ) sowie der Arbeitsgemeinschaft für Keramik in der Zahnheilkunde (AG Keramik) widmet er sich seit 30 Jahren der Weiterentwicklung und Förderung therapeutischer und technischer Möglichkeiten computergestützter Restaurationen und vollkeramischer Dentalwerkstoffe. 2019 gründete Dr. Bernd Reiss den neuen Arbeits- kreis zum „Dynamischen Digitalen Modell“. Kontakt: Dr. Bernd Reiss Praxis Dr. Bernd Reiss und Dr. Simon Rosenstiel Hauptstraße 26 76316 Malsch Tel: 07246 6271

RkJQdWJsaXNoZXIy NzIxMjU=