ddm Ausgabe 6 | 2019
ddm | Ausgabe 6 | 2019 36 Pro & Contra keinen Grund zur Beanstandung. Bei (fraglichen) Behandlungsfehlern stellt sich dagegen rasch die Frage, wer dafür verantwortlich zu machen ist. Liegt der Fehler beim Entwickler, beim Instruktor oder beim Anwender einer technischen Gerätschaft? Sicher ist: In komplexen Mensch-Maschine- Systemen mit vielen Beteiligten wird es zunehmend schwer, die Verantwortung einer bestimmten Einzelperson zuzuordnen. Dieses Phänomen wird auch als „Verantwortungsdiffusion“ bezeichnet. Die Letztverantwortung dürfte in vielen Fällen beim Zahnarzt liegen – doch hier gibt es noch viele rechtliche (und damit ethische) Grauzonen. Herausforderung 5: Veränderungen im Berufsbild und Selbstverständnis Ein weiteres ernstzunehmendes Problem sind existenzielle Ängste, die mit der Digitalisierung ver- bunden werden. Hierzu gehört z. B. die Befürchtung, dass die neuen digitalen Möglichkeiten zu grundlegenden Veränderungen im Berufsbild, in der öffentlichen Wahrnehmung und im Selbstbild der Zahnärzte und / oder Zahntechniker führen werden. Die digitale Zahnmedizin hat die Situation für Zahnarztpraxen und Labore ohne Frage revolutioniert; in Deutschland z. B. ist die Zahl der kleinen Dentallabors seit vielen Jahren rückläufig, während die der großen Labors seit 2011 um 30 % gestiegen ist. Heute erwirtschaften 10 % der Labors mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Million Euro rund 50 % des Branchenumsatzes. Auch die Größe der Zahnarztpraxen nimmt seit einigen Jahren sukzessive zu. Eine viel zitierte konkrete Befürchtung ist zum Beispiel, dass die CAD/CAM-Technologie und die Chairside-Systeme zu einem Abbau von Arbeitsplätzen im Dentallabor führen. Das Outsourcing von Teilbereichen wird ebenfalls als Gefahr beschrieben. Es besteht kein Zweifel, dass die beruflichen Anforderungen und Berufsbilder starken Änderungen unterliegen. Aber diese offensichtlichen Ver- änderungen bieten auch Chancen: Spezialisierte Zahntechniker können sich zu „CAD/CAM-Desig- nern“ entwickeln, wie Eggert und Kordaß (2017) es formulierten. Dennoch gilt: Sowohl Zahnärzte als auch Zahntechniker müssen sich an veränderte Anforderungsprofile, an neue Geräte, an einen ver- änderten Workflow sowie an einen erhöhten (letztlich lebenslangen) Weiterbildungsbedarf anpas- sen und ihr eigenes Know-how fortwährend daran ausrichten. Sowohl Zahnärzte als auch Zahntechniker müssen sich an veränderte Anforderungsprofile anpassen.
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