ddm Ausgabe 6 | 2019

ddm | Ausgabe 6 | 2019 34 Pro & Contra 6 Kostenfalle / Amortisationsdruck bei neu erworbener Patientensicherheit, Überbehandlung Digitaltechnik in der Zahnarztpraxis – Recht auf Risiko der übermäßigen Nutzung neuer Nichtwissen Technologien (Überdiagnose oder Überbehandlung) 7 Verbrauchsspirale / Kontinuierliche digitale Innovationen und Gerechtigkeit, ökologischer Geräteaustausch, die zu einer Konsumspirale Nachhaltigkeit Fußabdruck der führen – Klärungsbedarf betr. Entsorgung Digitaltechnik digitaler Geräte (ökologische Nachhaltigkeit, „digitale Suffizienz“) 8 (Mangelnde) Fehlende klinische Studien in vielen digitalen Nichtschadensgebot, klinische Evidenz Technologien der Zahnmedizin Patientensicherheit („Evidenzlücke“) – Ablösung technischer Systeme durch Folgesysteme vor Abschluss der laufenden klinischen Studien Herausforderung 1: Big Data Ethische Fragen des Datenschutzes sind im digitalen Zeitalter von zentraler Bedeutung. Die Datensi- cherheit ist sicherlich das bekannteste ethische (und rechtliche) Problem der Digitalisierung und soll daher hier nur kurz angeschnitten werden. Die ethische Herausforderung betrifft alle drei Hauptbe- reiche des Datenmanagements: die Speicherung, die Weitergabe und die Nutzung der Daten. Die größte Schwierigkeit besteht darin, die informationelle Selbstbestimmung des Patienten zu wahren, d. h. sein Recht auf Zugang zu seinen eigenen Daten und die Entscheidung über deren Verwendung abzusichern: Je mehr Daten erzeugt werden, desto komplexer wird die Situation, desto schwieriger wird die Datenkontrolle und desto größer ist die entsprechende Verantwortung des Zahnarztes. Dies gilt auch für das Risiko, dass Daten für andere als die ursprünglich beabsichtigten (medizinischen) Zwecke verwendet werden, einschließlich der klassischen Straftat des Missbrauchs (z. B. aus kommerziellen Gründen, für Risikobewertungen durch Krankenkassen usw.). Es gibt eine Reihe von rechtlichen Maßnahmen zur Lösung dieses Problems. Von diesen sollten hier einige Beispiele erwähnt werden: In vielen Ländern müssen beispielsweise Geschäfts-E-Mails archi- viert werden. Bei der Nutzung von Cloud-Diensten sind beispielsweise Datenschutzrichtlinien zum Speicherplatz zu beachten, was vielerorts bedeutet, dass Patientendaten nur im Cloud-Speicher auf nationalem Territorium gespeichert werden dürfen. Die Daten müssen in einer Weise gespeichert werden, die mit den Datenschutzgesetzen des jeweiligen Landes übereinstimmt etc. In vielen Fällen können digitale Daten zudem viel leichter – und unauffälliger – gefälscht werden als analoge Daten. Als Beispiel sollen hier digitale Zahnröntgenbilder genannt werden: Selbst Spezia- listen haben Schwierigkeiten, manipulierte oder gefälschte digitale Röntgenbilder zu identifizieren. Díaz-Flores-García et al. (2017) untersuchten genau dieses Problem. Sie testeten die Fähigkeit von Experten, ein manipuliertes Zahnröntgenbild im Vergleich zum Original zu identifizieren. Die Ergeb- nisse waren alarmierend: Letztere erkannten nur in 56 % der Fälle das manipulierte Bild – dabei lag die Zufallswahrscheinlichkeit (Ja- / Nein-Entscheidung) bereits bei 50 %. Tabelle 1: Ethische Herausforderungen der Digitalisierung in der Zahnheilkunde.

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