ddm Ausgabe 6 | 2019

23 ddm | Ausgabe 6 | 2019 Digitale Visionen Kontakt Merz Dental GmbH Eetzweg 20 D-24321 Lütjenburg Tel.: +49 (0)4381 / 40 3-0 info@merz-dental.de www.merz-dental.de Trendbarometer mit Friedhelm Klingenburg (Merz Dental) Herr Klingenburg, was ist Ihrer Meinung nach derzeit der wichtigste Trend in der digita- len Zahnheilkunde? Ganz eindeutig die 3D-Drucktechnologie, die sich hervorragend in die digitale Prozesskette von Zahnarztpraxis und Dentallabor integriert. Der Zahnarzt denkt bei „digital“ an den Intraoralscanner, der Zahntechniker ist in dem Segment schon weiter und sieht in dem 3D-Druck eine zusätzliche arbeitserleichternde Komponente, die analoge Prozesse vereint. Wir forschen und entwickeln an druckfähigen Materialien, die mindestens so gut sind wie die heute verfügbaren konventionellen oder fräsbaren. Die ersten Materialien für den temporären Einsatz stellen wir Ende 2019 unseren Kunden vor. Natürlich erwartet man von uns auch ein Materialangebot für den dauerhaften Einsatz in der Prothetik, von der Prothesenbasis bis hin zu Totalprothesen. Intensiv forschen wir an Kom- positen wie auch Keramiken, aber bislang erfüllte kein Material unsere Ansprüche an Qualität und Ästhetik und es müssen noch einige Langzeittests durchlaufen werden. Auf welche Aspekte der Digital Dentistry konzentriert sich die aktuelle Forschungs- und Entwicklungsarbeit bei Merz Dental? Als Hersteller von fräsbaren und druckbaren Materialien bieten wir mit ausgewählten systematischen Partnerschaften alle Komponenten des digitalen Workflows an. Deshalb konzentriert sich unsere Abteilung Forschung und Entwicklung in Lütjenburg auf die Schaffung von zeitersparenden Kom- plettlösungen für unsere Kunden. Aktuell beschäftigen wir uns neben Materialien für den 3D-Druck mit der digitalen Übertragung von Intraoralscandaten. Als Exklusivanbieter erhalten Zahnmediziner von uns ein Augmented Reality System „projectAR“, mit dem die Übertragung von Intraoralscans auf den Bildschirm live realisierbar ist. Die Software „pAR“ ist eine Weiterentwicklung des Multimediasys- tems eyeCADconnect, das wir ergänzend anbieten. Sie bietet die Möglichkeit, sofort die Mundsitu- ation vom PC auf die Augmented Reality-Brille zu übertragen, zu verfolgen und zu besprechen. Mit der neuen latenzfreien Übertragung ist das auch im eigenen Praxis-WLAN-Netzwerk möglich und somit live direkt ohne Störungen sichtbar. Welches Glied in der digitalen Prozesskette fehlt aus Ihrer Sicht noch imMarkt? Keine einzelne Komponente, vielmehr vernetzte Systeme zwischen Zahnarzt und Zahntechniker. Jeder spricht über das Intraoralscannen. Neueste Studien zeigen, dass gerade mal 7 % der Zahnme- diziner diese Technologie nutzen. Und davon sind die wenigsten direkt mit dem Labor vernetzt. Also wird noch in Einzelschritten und nicht in der komplexen Prozesskette gedacht. Da sehe ich noch ein hohes Entwicklungspotenzial. Welche Top-Innovation aus dem Bereich Digital Dentistry erwarten Sie für die IDS 2025? Eine Überschrift, wenn aus heutiger Sicht vielleicht etwas provokant, könnte lauten: „Autonome bzw. semiautonome Arbeitsprozesse“. Ich spreche hier nicht von Robotern, die z. B. selbständig Prophy- laxemaßnahmen in der Praxis durchführen oder im Labor ganze Abteilungen ohne Zahntechniker ersetzen. Vorstellbar ist jedoch, dass zukünftig Arbeiten semiautonom ausgeführt werden. Schon wegen des erwarteten Fachkräftemangels sind vorstellbare Ansätze autonome Arbeitsprozesse vom Eingang digitaler Scandaten aus der Praxis über die automatische Konstruktion des Zahnersatzes bis hin zum Finishing. Der Zahntechniker konzentriert sich auf die Qualitätseinhaltung und ggf. Korrek- turen. Die Technologien gibt es bereits heute, jedoch ob das alles bereits 2025 schon so sein wird, kann ich nicht sagen. Aber ich erwarte schon Konzepte und Studien, die uns aufzeigen, wie die Arbeitsabläufe in Labor und Praxis in der Zukunft aussehen werden. Bei alldem dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass letztlich immer noch der Mensch und der persönliche Kontakt verbunden mit einer direkten Kommunikation zwischen Zahnarzt und Zahntechniker entscheidend für zufriedene Patienten ist. Friedhelm Klingenburg (Geschäftsführer, Merz Dental)

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