ddm Ausgabe 6 | 2019
18 ddm | Ausgabe 6 | 2019 Digitale Visionen Künstliche Intelligenz in der zahnärztlich-röntgenologischen Diagnostik Teil 1 Falk Schwendicke, Joachim Krois In Deutschland werden jedes Jahr ca. 55 Millionen zahnärztliche Röntgenbilder angefer- tigt; die Zahnmedizin fertigt die Mehrzahl aller Röntgenbilder in Deutschland an (und generiert dabei allerdings nur einen Bruchteil der gesamten Strahlendosis) (KZBV 2017, BfS 2019). Röntgenbilder sind Routine in der Kariesdiagnostik (Detektion approximaler Läsionen), der Endodontie (Detektion apikaler Läsionen, Therapieplanung, -begleitung und -evaluation), der Chirurgie und Parodontologie (Evaluation anatomischer Struktu- ren bzw. parodontalen Knochenabbaus sowie Therapieplanung) sowie der Kieferortho- pädie (Diagnostik, Planung und Verlaufskontrolle). Allerdings ist auch die Röntgendiagnostik (ähnlich wie andere, nicht bildgebende Verfahren) nur bedingt valide; die Validität ist zudem stark erfahrungsabhängig und wird durch äußere Umstände (u. a. den Zeitdruck, unter dem gearbeitet wird) mitbestimmt. Zahnärzte unter- oder überschätzen oft das Vorhandensein oder den Schweregrad einer Erkrankung (einer kariösen Läsion, eines paro- dontalen Knochenabbaus etc.) und verschiedene Untersucher kommen zu unterschiedlichen Dia- gnosen (und oftmals Therapien). Zudem ist die Befundung von Röntgenbildern, vor allem größe- rer Aufnahmen (Panoramaschichtaufnahmen, DVT, CT) umfänglich und zeitintensiv, müssen doch eine große Zahl anatomischer Strukturen (Kieferknochen, Kiefergelenke, Kieferhöhlen) beurteilt, die Zahl und der Zustand der Zähne untersucht und etwaige pathologische Auffälligkeiten (Karies, Kno- chenabbau, apikale Läsionen) bzw. ihre röntgenologischen Zeichen (überwiegend Aufhellungen bei Speichelsteinen oder odontogenen Tumoren etc., aber auch Verschattungen) detektiert und bewertet werden. Um hier nichts zu übersehen, gehen die meisten Zahnärzte systematisch vor und zeichnen etwaige Detektionen detailliert auf, u. a. um die anschließende Therapie planen und spä- ter begründen zu können und Verlaufskontrollen zu ermöglichen. Diese detaillierte Dokumentation kostet erneut Zeit, zudem entstehen bei der Übertragung der getroffenen Diagnosen in die Patien-
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