ddm Ausgabe 3 | 2019

ddm | Ausgabe 3 | 2019 70 Journal Sorgen und Chancen Der Trend zur Digitalisierung des Gesundheitswesens gewinnt an Dynamik: In den vergangenen Jahren ist eine wachsende Integration von IuK-Technologien in medizinische Systeme, klinische Stu- dien und diverse Gesundheitsanwendungen zu beobachten. Aufgrund gescheiterter Einzelprojekte und subjektiver Anwenderfehler wird jedoch immer wieder Kritik laut. Im Mittelpunkt der Bedenken steht der Datenschutz, z. B. die Vertraulichkeit von Daten in der elektronischen Patientenakte. Auch die Gefahr, dass Schadsoftware in medizinische Geräte eindringen und beispielsweise Systeme zur Patientenüberwachung blockieren kann, gibt Anlass zur Sorge. Dem stehen u. a. die Ergebnisse des Whole System Demonstrator (WSD)-Programms gegenüber. Damit untersuchte die britische Regierung schon 2008 Aspekte der Computerisierung im Gesund- heitssystem. Zu den Probanden gehörten 3.030 Patienten, die eine von drei Bedingungen aufwiesen (Diabetes, chronische Herzinsuffizienz und COPD). Folgende Daten wurden gesammelt: • 45%ige Reduktion der Sterberaten • 20%ige Reduktion der Notaufnahmen • 15%ige Reduktion der Unfall- und Notaufnahme • 14%ige Reduktion der elektiven Krankenhausaufnahmen • 14%ige Reduktion der Belegungstage • 8%ige Reduktion der Tarifkosten Auch wenn ein bedachter Umgang anzumahnen ist: Die allgemeinen Vorzüge und positiven Aus- wirkungen der Computerisierung auf das Gesundheitswesen, auch die Zahnheilkunde, liegen auf der Hand. So haben sich in den vergangenen Jahrzehnten sowohl die Alters- als auch die Risikogrup- pen für bestimmte Zahnerkrankungen verschoben. Speziell Senioren und Hochaltrige, aber auch Menschen mit niedrigerem sozialem Status, sind vermehrt von Karies und Parodontitis betroffen. Gleichzeitig ist eine ausreichende zahnärztliche Versorgung auf dem Land, vor allem für ältere Pati- enten, gefährdet. Auch das birgt neue Herausforderungen für die Zahnmedizin der Zukunft. Eine lebenslange Prävention steht für die meisten Patienten mehr und mehr im Vordergrund, es werden künftig zunehmend ältere Patienten behandelt und Risikogruppen-orientierte Diagnostik und The- rapie werden wichtiger. Es kann davon ausgegangen werden, dass Betreuungskonzepte außerhalb der Praxisräume eine wachsende Rolle spielen. Nicht nur für alte Patienten auf dem Land wird das klassische Praxismodell, bei dem der Patient den Zahnarzt aufsucht, wohl nicht mehr lange die erste Wahl sein. Der Einsatz von Tele(zahn)medizin ist ein Angebot, das eine bereits offenkundig bestehende Nachfrage bedient. Bilder: Philips Abb. 4: Ein Check-up ohne Praxisbesuch? Abb. 5: Roy Jakobs, Chief Business Leader, Personal Health Business bei Philips

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