ddm Ausgabe 3 | 2019

ddm | Ausgabe 3 | 2019 59 Pro & Contra Fußgänger ab Ende Oktober 2017 bei der Straßenüberquerung mit Blick auf das Gerät und dem Fakt, alles um sich herum zu ignorieren. Wer erwischt wird, dem droht eine Geldbuße von bis zu 35,- US-Dollar. Prinzipiell bleibt die Smartphone-Nutzung bei Fußgängern aber erlaubt, solange der Nutzer den Verkehr aufmerksam beachtet. In Anerkennung und Würdigung „des mündigen Bürgers“, der neben seinen Rechten auch seine Pflichten wahrnimmt, stellt sich der Vorschlag des Verkehrszeichenverlegens in den Untergrund als sinnlos dar und zeigt, wie kurios und inkompetent in Deutschland sehr häufig mit Problemen umge- gangen wird! Ein Beispiel von vielen Bereichen, in welchen konsequente Gefahrenvorbeugung und Ursachenbekämpfung nottut, aber mit den richtigen Mitteln umgesetzt werden muss! Nur so schüt- zen wir uns vor Gefahren. Es sind nicht die Geräte oder Technologien, die uns vielfach im Alltag nützlich sind – wie das Smart- phone, es sind die Nutzer, die Kompetenz und Verantwortung in deren Nutzung und Anwendung beweisen müssen, teilweise aber überfordert oder ignorant sind. Diese Überforderung zeigt sich beispielsweise auch in Familien, wo bereits Kleinkinder im Kinderwagen mit digitalen Bespaßungs- programmen ruhiggestellt werden, Halbwüchsige den Begriff „Spielen“ nur noch mit „Daddeln“ im Internet und digitalen Spielen verbinden sowie jungen Erwachsenen, die ständig meinen, etwas zu verpassen. Real sehen wir bereits einen massiven Anstieg sozialer Vereinsamung und Verwahrlosung jüngerer Erwachsener und Kinder. Das 24-stündige Online-Sein führt zu einer mentalen Überforderung und nicht arbeitsbedingtem Burnout, aber auch zur Schaffung von nicht realitätskonformen Wünschen und Visionen für das eigene Leben. Was ist das Fazit für den Nutzer? Evolution, Quadratur von Inkompetenz und der Dummheit, mit neuen Möglichkeiten sinnvoll umzu- gehen oder ist etwa aller Fortschritt böse? Sicher nicht. Neue Technologien, Medien und Verfahren bergen neben Fortschritt und fast grenzenlosen Möglichkeiten immer auch den Missbrauch oder negative Auswirkungen wie Abhängigkeiten und Abkehr vom realen Leben. Eine der besten Zusammenfassungen zur Social Media scheint, wenn auch aus christlicher Sicht, von L. Schneider 5 zu sein. Er sieht Social Media nicht als das Problem, sondern den Umgang damit und die Gefahr der Bildung von Scheinwelten, in denen nicht wichtig ist, was man macht oder ist, sondern wie man sich sehen und darstellen will. Dies führt zur Überbewertung des Egos, zur Verfla- chung der Werte und Kompetenz wird nebensächlich. Digitale Medien werden zu einem Lautsprecher für „Dummies“, negativ gepaart mit der sich selbst darstellenden Lautstärke des eigenen Auftritts und der ständigen Wiederholung der geposteten Inhalte. Eine filterlose Darstellung weniger intelligenter oder verantwortungsloser Nutzer führt oft zur Verletzung von Persönlichkeitsrechten und der Menschenwürde. Digitale und soziale Medien sind wunderbar, wenn sie mit Kompetenz, Achtung, dem nötigen Res- pekt und Vorsicht bedient werden. Klar wird hier die Verantwortung beim Einsatz durch den Ein- zelnen, Familien, Gesellschaften und Nationen, aber auch von der Gesetzgebung. Letzteres haben wir gerade sehr konträr und intensiv diskutiert mit der neuen Datenschutzgrundverordnung 6 erlebt. *Der Begriff „Smombie“ leitet sich aus der Synthese von Smartphone und Zombie ab und wurde zum Jugendwort 2015 gekürt. Literaturverzeichnis 1. Martini T: http://www.t-online.de/ nachrichten/panorama/id_83234454/ wegen-smartphones-stadt-versenkt- ampeln-im-strassenbelag.html 2. https://www.t-online.de/tv/webclips/ id_84305276/abgelenkt-vom-smart- phone-wer-nicht-nach-vorne-guckt-hat- pech.html 3. Hoffmann H: Der Struwwelpeter, 1844, Druck 1845 4. StVO: Straßenverkehrs-Ordnung vom 6. März 2013 (BGBl. I S. 367), die zuletzt durch Artikel 1 der Verordnung vom 6. Oktober 2017 (BGBl. I S. 3549) geändert worden ist, Konstitutive Neufassung gem. V v. 6.3.2013 I 367, in Kraft getreten am 1.4.2013 5. https://www.youtube.com/ watch?v=QWjopJRiCWI 6. https://dsgvo-gesetz.de/ Dr. med. dent. Michael Hopp Kontakt: Zahnarztpraxis am Kranoldplatz Kranoldplatz 5 D-12209 Berlin und Ernst-Moritz-Arndt- Universität Greifswald Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Abteilung für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde Direktor: Prof. Dr. Reiner Biffar Rotgerberstraße 8 D-17489 Greifswald mdr.hopp@t-online.de

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