ddm Ausgabe 3 | 2019

ddm | Ausgabe 3 | 2019 58 Pro & Contra Digital, Social Media, online … – Fluch oder Segen? Michael Hopp Digital, Social Media, online – prinzipiell würde ohne moderne Technologien und Medien gar nichts mehr gehen, sie bestimmen in vielen Bereichen unseren Alltag und teilweise auch unser Handeln. Anders als natürliche evolutionäre Prozesse, die hunderte, tausende oder zehntausende Jahre benö- tigen, hat das Smartphone mit nicht mal 20 Jahren Bestehen zu massiven Abhängigkeiten und einer revolutionär schnellen Veränderung der Nutzer geführt. Wissen gerät ins Hintertreffen, solange man Google oder andere Quellen anzapfen kann. Dort steht´s ja schließlich. Jeder von uns kennt die Karikatur der Entwicklung vom Affen zum aufrecht gehenden Menschen bis zu dem vor dem Computer abhockenden, rundrückigen Etwas. Mit der weltweit flächendeckenden Einführung des Smartphones haben wir die nächste Entwicklungsstufe erreicht, den mehr oder min- der abhängigen Smombie*, mit dem gesenkten Haupt, viele schon der realen Wahrnehmung und dem Bezug zu ihrer Umwelt beraubt. Was ist die Problematik der Smartphone-Generation? Dieser kleine Computer, dessen Telefoniemög- lichkeit nur noch ein Nebeneffekt ist, beherrscht, ja dominiert das Leben von mittlerweile bis zu drei Generationen. Das Smartphone dient dabei nicht als Hilfsmittel, sondern ist stattdessen Lebensmit- telpunkt geworden, besonders in Zeiten von Social Media. Die Gefährdung der scheinbar fremdgelenkten Nutzer – deshalb auch der Begriff Smombie – ist heutzutage Thema in den Medien, beschäftigt Parlamente und sogar die Gesetzgebung. Es ist ein Schutz des Anwenders vor sich selbst, zulasten der Allgemeinheit und technischer Entwicklungen. Das, was in Deutschland seit etwa Mitte des letzten Jahres recht vehement mit der Verlagerung von Verkehrszeichen und Signalen in den Boden diskutiert wurde, ist im Nachbarstaat Realität gewor- den, damit die verhuschten, abgelenkten Smartphone-Nutzer, meist Jugendliche, im Straßenverkehr nicht unter die Räder kommen. T. Martini 1 berichtete über die Versenkung von Lichtzeichen auf den Gehweg in Bodegraven (Nie- derlande) zur Reduktion der Gefährdung von Fußgängern. Die niederländische Verkehrssicherheits- Organisation „Veilig Verkeer Nederland“ („Sicherer Verkehr Niederlande“) sieht das eher als Hilfe für die Unachtsamen, die weiter realitätsentrückt auf ihr Smartphone starren, unachtsam durch die Gegend laufen oder in Brunnen zu fallen drohen 2 . Gibt es dazu Parallelen? Die deutsche Literatur zeigt sie uns auf in „Die Geschichte von Hans Guck- in-die-Luft“ im Struwwelpeter 3 . Nicht nur, dass der Hans unachtsam in die Luft starrend über einen Hund stolpert, nein, er fällt am Flussufer ins Wasser, verliert seine Mappe und friert durchnässt ganz jämmerlich – eine noch milde Strafe für die Unachtsamkeit. Einige Staaten fordern völlig zurecht Eigenverantwortung und Aufmerksamkeit, so wie es auch bei uns in der Bundesrepublik im Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung (StVO) 4 steht: „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht“. Mündige Bürger wer- den dazu nicht nur aufgefordert, sondern es besteht ein Gebot unter Androhung von Strafe. Ein „Smombie“-Gesetz verbietet in Honolulu (US-Bundesstaates Hawaii) Smartphone-Nutzung durch

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