ddm Ausgabe 2 | 2019

ddm | Ausgabe 2 | 2019 36 New Media Wie sicher sind digitale Patientenakten? Dr. Johannes Jacubeit Bis 2021 sollen elektronische Patientenakten flächendeckend verfügbar sein. Dieser Plan von Gesundheitsminister Jens Spahn sorgt für Kritik – insbesondere von Seiten eini- ger Sicherheitsexperten. Diese schlagen Alarm und warnen vor erheblichen Sicherheits- mängeln. Werden Patientendaten künftig zu leichter Beute? Dreidimensionale Röntgenaufnahmen, Praxisverwaltungssoftware und Praxis-Webseiten – kaum eine andere Entwicklung hat in den vergangenen Jahren die Prozesse in Zahnarztpraxen so ver- ändert wie die Digitalisierung. Denn der Nutzen von Gesundheitstechnologien im medizinischen Umfeld ist hoch. So ergab die McKinsey-Studie ‘Digitalisierung im Gesundheitswesen: Die Chancen für Deutschland’, dass 70 % des Nutzens – vor allem der möglichen Einsparungen – Ärzten zugu- tekommt. Nur 30 % des erreichbaren Nutzens landen bei Akteuren des Systems, wie Krankenkas- sen. Das entkräftet das althergebrachte Argument, dass Mediziner durch digitale Technologien nur zusätzliche Arbeit hätten und ansonsten nicht davon profitieren. Erhebliche Einsparungen durch papierlose Daten Lösungen für die Umstellung auf papierlose Daten können laut der McKinsey-Studie schätzungs- weise 9 Mrd. Euro einsparen. Dennoch haben viele Zahnarztpraxen ihre Abläufe noch nicht auf papierlose Prozesse umgestellt: Rund 80 % der Ärzte versenden heute noch Arztbriefe per Fax an niedergelassene Kollegen. 1 Dabei gibt es bereits praktikable digitale Lösungen, um den Datenaus- tausch zwischen Ärzten und ihren Zuweisern sowie zwischen Ärzten und Patienten zu erleichtern. Mit elektronischen Gesundheitsakten beispielsweise können Patientendaten gespeichert und für jeden Leistungserbringer zugänglich gemacht werden, zum Beispiel wenn ein neuer Zahnarzt die Behandlungsunterlagen eines verzogenen Patienten benötigt. Die digitale Übermittlung der Pati- entendaten ermöglicht schnellere und reibungslose Abläufe zwischen Kollegen, indem sie zum Bei- spiel den Zeitaufwand für Administration und die Anzahl der Tests reduzieren. Dringende Voraus- setzung für die Akzeptanz einer elektronischen Gesundheitsakte bei Patienten wird sein, dass sie die Kontrolle ihrer Daten behalten und entscheiden, wem sie Einsicht gewähren. Patientendaten sicher speichern: zentral vs. dezentral Hinsichtlich der Datenhaltung, also der dauerhaften Speicherung der Daten, unterscheiden sich die aktuellen Marktlösungen allerdings grundsätzlich. Bei Lösungen, die auf eine zentrale Datenhaltung setzen, liegen sämtliche Patientendaten dauerhaft gesammelt auf einem fremden Server, also z.B. in einer Cloud. Dies ermöglicht, dass sowohl Ärzte und Patienten unabhängig von ihrem Standort auf einen gemeinsamen Datenpool zugreifen können. Für die Sicherung von Patientendaten ist das Speichern in einer Cloud allerdings nur bedingt geeignet, da es durchaus Schwachstellen bezüglich der Sicherheit gibt. Wird dort eine solche Schwachstelle ausgenutzt, können Patientendaten in fal- sche Hände geraten – mit verheerenden Folgen. Zudem darf nicht vergessen werden, dass vor einer Übermittlung von Patientendaten grundsätzlich eine ausdrückliche Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht durch den Patienten erforderlich ist. 1 Ergebnis einer Umfrage von Springer Medizin und der CompuGroup Medical (2017) / https://doi.org/10.1007/s15006- 017-0117-3

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