ddm Ausgabe 1 | 2019

ddm | Ausgabe 1 | 2019 80 Fortbildung sche Werkstoffe (Titan, EM, NEM) in die Wahl einbeziehen (Abb. 5). So entsteht im klinischen Behand- lungsalltag nach dem Konzept „so ästhetisch wie möglich, so stabil wie nötig“ ein Materialmix, der den jeweiligen Indikationen angepasst ist. Für die prothetischen Aufbauten zweiteiliger Implantate haben sich heute neben Metall auch Zir- koniumdioxid- (ZrO₂) oder Lithiumdisilikat-Keramik (LS₂) qualifiziert. Vor allem im ästhetisch sensib- len Weichgewebsdurchtritt sind vollkeramische Abutments vorteilhaft. Dadurch wird eine gräuliche Verfärbung der Gingiva durch metallisches Durchscheinen vermieden. Ferner erreichen vollkerami- sche Kronen erst bei Verwendung vollkeramischer Abutments ihre volle ästhetische Qualität, da kein dunkler Metallpfosten den Lichtdurchtritt behindert. Die Verbindung zwischen Enossalpfeiler aus Titan und Keramik-Abutment kann durch Verschrau- ben oder Verkleben erfolgen. Die Stabilität des Keramik-Abutments wird dadurch erhöht, dass eine Titanhülse mit der Innenseite des Abutments verklebt wird. Dadurch, dass die Titanhülse in das Titan-Enossalteil eingreift, gerät das Abutment nicht unter Zugspannung, die bei direkter Kera- mik-Verschraubung entstehen würde. Die Abzugsfestigkeit von Keramik-Abutments mit verklebter Titanhülse wurde universitär im Kausimulator geprüft. Das Testmuster, bei dem das Innenlumen des ZrO₂-Abutments sowie die Titanhülse vor dem Verkleben abgestrahlt wurde (Al₂O₃, 50 µm, 1-2 bar), zeigte mit 700 Newton Abzugskraft den höchsten Widerstandswert. Voraussetzung ist, dass die Kle- beflächen trocken und nicht speichelkontaminiert sind. Diese Konditionierung ist geeignet, techni- sche Komplikationen im Fügebereich des Implantats, z. B. eine Frühlockerung der Mesostruktur, zu unterbinden. Im Frontzahn- und Prämolarenbereich bietet sich die vollkeramische Abutmentkrone an. Hierbei sind Abutment und Krone miteinander zu einer Einheit verbunden (Abb. 6). Die Verschlankung der Suprastruktur verhindert, dass bei einer evtl. Rezession des Weichgewebes das Abutment sichtbar werden kann. Die Fügefläche zum Implantat besteht aus einer Titanklebebasis, die mit dem Kronen- körper adhäsiv verbunden wird. Die Befestigung erfolgt mittels Abutmentschraube – aber nur dann, wenn die Angulation des Implantats eine Platzierung des Schraubenkanals auf der oralen Fläche der Suprastruktur zulässt. Andernfalls muss eine zementierbare Krone gestaltet und auf dem Abutment befestigt werden, das die Angulation des Implantats ausgleicht. Auf Prämolaren gilt, dass die stati- sche und dynamische Kontaktsituation eine okklusale Verschraubung zulässt und Okklusionskon- takte im Bereich des Schraubenkanals ausgeschlossen werden. Abb. 5: Individualisierte Titan-Abutments, mit Cristobal-Opaker dentinähnlich beschichtet, zur Aufnahme vollkeramischer Implantatkronen. Quelle: Ackermann/Neuendorff

RkJQdWJsaXNoZXIy NzIxMjU=