ddm Ausgabe 1 | 2019

64 ddm | Ausgabe 1 | 2019 Digitale Visionen CEREC steht noch immer für ein geschlossenes System. Primescan wurde uns hingegen als wirklich offene Lösung präsentiert. Wie loten Sie denn das Spannungsfeld zwischen einem geschlossenem System, einer offenen Technologie und sicheren Prozessen aus? Natürlich ist CEREC eine sehr präsente Marke und ein ausgesprochen starkes System für die Zahn- ärzte. Wir sehen aber, dass der Einstieg in die digitale Zahnheilkunde nicht immer über die komplette Akquisition eines Vollsystems von Anfang an geht, sondern eher schrittweise. Wenn man CEREC effizient nutzen will, muss man die Praxisabläufe anpassen. Das ist ein durchaus bedeutender Schritt für eine Praxis, der gut überlegt werden will. An dieser Stelle ist es hilfreich, dem Zahnarzt Optionen zu bieten, auch jene, den einen großen Schritt in Teilschritten zu gehen. Der zweite Aspekt ist, dass CEREC - gerade weil wir es in der Vergangenheit immer so positioniert haben – sehr eng mit „full- system-solution“ und „single-visit-dentistry“ verbunden ist. Das ist einer der Gründe, warum wir jetzt den Marktauftritt von Primescan etwas von der CEREC Marke lösen. Obwohl Primescan problemlos ein CEREC-Bestandteil sein kann, wollen wir ein Angebot machen, das wirklich offen ist. Das heißt, alle Primescan Installationen sind von vornherein mit einer offenen STL-Exportlizenz ausgestattet. Jede Laborsoftware kann also mit den Daten arbeiten. Wir wollen keine Restriktionen haben. Der Zahnarzt entscheidet, was er mit den Daten macht. Viel Sicherheit und Komfort bietet ihm der „vali- dierte Workflow“ mit externen Partnern. Er hat etwas mit Vertrauen zu tun. Man könnte es auch als „Offenheit mit Partnern“ bezeichnen. Es ist ein Workflow, dessen einzelne Prozessschritte wir vorher getestet, studiengeprüft und freigegeben haben. Wir reden ja auch über Medizinprodukte, und es ist unser Anspruch, dem Sicherheitsanspruch des Kunden und des Patienten gerecht zu werden. Darüber hinaus bleibt selbstverständlich der „seamless Workflow“ mit CEREC, also die vollumfängli- che Chairside-Applikation, erhalten. Viele Lücken im digitalen Workflow wurden mittlerweile geschlossen. An welcher Stelle sind aus Ihrer Sicht derzeit noch die größten Entwicklungspotenziale? Lassen Sie mich dazu CEREC noch einmal aufgreifen. Wir haben dabei mit Inlays und Einzelkronen angefangen. Die Entwicklung der Software aus den vergangenen Jahren zeigt, dass die Indikati- onsvielfalt enorm zugenommen hat. Das werden wir mit dem neuen Scanner weiter ausbauen. Ich denke an weitere Lösungen für die Kieferorthopädie und die Implantologie. Ein nächster Schritt könnte eine Multi-Implantatversorgung sein. Erste Experimente und Ansätze dazu haben wir ja schon gesehen. Diese sind sehr vielversprechend. Prinzipiell wird Primescan das eines Tages leisten können, und darauf arbeiten wir auch hin. Wie Sie wissen, haben wir vor etwa einem Jahr OraMetrix und damit das SureSmile System übernommen. Dieses Angebot werden wir ebenfalls in den Work- flow integrieren und unser Angebot für die Kieferorthopädie weiter ausbauen. Wir sind sicher, dass wir mit Primescan einen Intraoralscanner entwickelt haben, der sich dafür hervorragend eignet. Welche digitale Vision haben Sie für die Zukunft? Was müsste noch erfunden oder ent- wickelt werden? Meine digitale Vision für die Zukunft wäre, dass bei jedem Zahnarztbesuch neben einer Röntgen- aufnahme von vornherein eine digitale Abformung des kompletten Kiefers gemacht würde. Damit kann man dann alle wichtigen Verlaufskontrollen machen, zum Beispiel, um zu sehen, ob und wie sich die Zähne seit der letzten Kontrolle bewegt haben, wie das Zahnfleisch sich verändert hat. All das kann man wunderbar dokumentieren. Ich glaube, wir werden das eines Tages erleben. Jeder Zahnarzt wird die Behandlung seiner Patienten mit einem Intraoralscan beginnen. Der zweite Punkt ist die künstliche Intelligenz. Der Intraoralscan liefert eine Menge verwertbarer Daten, aus denen Maschinen lernen und Lösungen entwickeln können, und zwar um sehr zielgerichtet Behandlungs- abläufe zu optimieren. Hier sehe ich die Zukunft der digitalen Zahnheilkunde. Primescan ist ein ele- mentarer Schritt in diese Richtung. Herzlichen Dank für das spannende Gespräch, Herr Dr. Völcker.

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