ddm Ausgabe 1 | 2019

60 ddm | Ausgabe 1 | 2019 Digitale Visionen Interviewmit Thomas Stahl, Kulzer: „Digitales auf analogem Wissen aufbauen“ Redaktion Das ddm-Team traf Thomas Stahl im November 2018 auf den infotagen dental in Frank- furt. Seit Januar 2018 ist er Marketingleiter Deutschland bei Kulzer in Hanau. Im Inter- view gewährte er uns interessante Einblicke in neue Technologien und seine Sicht auf das Wechselspiel von analogen und digitalen Techniken. Herr Stahl, welche Trends haben Sie auf den Herbstmessen 2018 gesehen und was wer- den die Ihrer Einschätzung nach wichtigsten Trends auf der IDS 2019 sein? Das sind eindeutig die Intraoralscanner. Nicht weil sie etwas ganz Neues sind, sondern weil sie jetzt tatsächlich nahezu fehlerfrei funktionieren. Interessant sind die Schnittstellen, um jeden digitalen Schritt mit dem nächsten sinnvoll zu verknüpfen. Da werden wir Fortschritte sehen. Woran denken Sie da konkret? Ich denke, dass hier ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat. Nehmen Sie die Kommunikation zwischen Praxis und Labor. Dabei geht es nicht nur um Systeme, die miteinander kommunizieren können. Es geht auch um Transparenz im Prozess und Kompetenzbereiche. Wurde der Zahntechni- ker im analogen Prozess mitunter verantwortlich gemacht, wenn eine Arbeit nicht gepasst hat, so sieht man mittels Intraoralscan heute ganz genau, wer noch einmal nachbessern muss – Praxis oder Labor. Halten Sie die digitalen Technologien generell erst jetzt für einsatzfähig? Das kann man nicht verallgemeinern. Ich habe nun mehr als 20 Jahre Erfahrungen in der Dentalbran- che gesammelt und seither sehr viele hochangekündigte Innovationen gesehen. Darunter digitale Technologien, die meist aus anderen Industrien adaptiert wurden. Bleiben wir beim Intraoralscanner. Bis er wirklich einfach zu bedienen war, gute Ergebnisse geliefert hat und in der Breite einsatzfähig wurde, hat es 25 Jahre gedauert. Andere Technologien sind jünger und werden ebenfalls ihre Reife- zeit benötigen. Welche sind das aus Ihrer Sicht? Die 3D-Drucktechnologie birgt neue Möglichkeiten der automatisierten additiven Fertigung. In anderen Industrien mag das bereits wunderbar funktionieren. Im Dentalbereich und der Medizin- technik haben wir aber andere Anforderungen – gerade da, wo wir patientenindividuelle Lösungen anbieten müssen, zum Beispiel bei einer Schienenbehandlung. Auch die Materialien spielen beim 3D-Druck eine entscheidende Rolle. Denken Sie zum Beispiel an Farbverläufe prothetischer Erzeug- nisse. Meiner Einschätzung zufolge wird es noch dauern, bis die Dentalindustrie brauchbare Mehr- schichtverfahren mit dem 3D-Druck anbieten kann. Bei Kulzer arbeiten wir in puncto Materialien sehr eng mit unserem Mutterhaus Mitsui Chemicals an neuen, vielversprechenden Entwicklungen. Zur IDS werden wir neue, von uns selbst entwickelte Materialien auf den Markt bringen. Kulzer hat ja auch einen eigenen 3D-Drucker … Selbstverständlich sind wir hier an der Spitze der technologischen Entwicklungen dabei. Unser cara Print 4.0 ermöglicht die Fertigung von polymerbasierten dentalen Produkten im zahntechnischen Labor, und dies teilweise schneller und wirtschaftlicher als mit analogen oder digitalen subtraktiven Seit Januar 2018 verstärkt Thomas Stahl das Deutsch- land-Team von Kulzer. Er blickt bereits auf 20 Jahre internationale Erfahrung in Dentalunternehmen zurück. So hat er die Vertriebsregion Lateinamerika für einen großen Hersteller erschlossen und zuletzt bei Nobel Biocare das Marketing und Produktma- nagement in der DACH-Region verantwortet. Der thematische Fokus des Managers liegt auf Marketing und Verkauf sowie der Begleitung von Verände- rungsprozessen.

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