ddm Ausgabe 5 | 2018
ddm | Ausgabe 5 | 2018 60 Fortbildung Digitale Implantologie erhöht die Sicherheit Studienergebnisse zur klinischen Bewährung implantatgetragener Versorgungen belegen, dass die Überlebensraten im Korridor von 90 Prozent und höher liegen und damit hochgesteckte Erwartun- gen erfüllen. Das heißt aber auch, dass bei einer Erfolgsrate von 90 Prozent 50 von 500 Implantaten verloren gehen. Überleben ist jedoch nicht gleich Erfolg, denn Übersichtsarbeiten zeigen, dass die ästhetischen, biologischen und technischen Komplikationen mit 13,5 Prozent immer noch hoch sind. Diese Erkenntnisse basieren laut Neugebauer darauf, dass Komplikationen bei Patienten mit parodontal kompromittiertemWeichgewebe und das Risiko einer Periimplantitis deutlich höher sind als bei PA-gesunden Patienten. Deshalb teilt die Implantologie die größte Schnittmenge mit der Parodontologie. Das Management des periimplantären Weichgewebes ist eine Herausforderung für das ästhetische Ergebnis und macht den Aufbau von verloren gegangenem Gewebe zur Bedin- gung. Auch die Prothetik trägt zum Behandlungserfolg bei. Ist der Zahnersatz nicht putzbar, steigt die Periimplantitisrate und kann zu Knochenverlust führen. Dem Behandler obliegt es, diese Risiken frühzeitig einzuschätzen und ggfs. dem Patienten adjuvante oder alternative Therapieoptionen vor- zuschlagen. Für die Minimierung von Risiken und zur Planung der chirurgischen und prothetischen Abläufe ist die bildgebende Diagnostik und Befundung mittels 3-D-Röntgenaufnahmen (DVT, CT) angezeigt. Die Situation von Weichgewebe, Knochenstruktur, das Erkennen von Nervenbahnen, die Bestim- mung der Implantatposition, die Planung prothetischer Suprakonstruktionen mit Angulationen im Abutmentbereich – das alles kann in die Datensätze eingefügt werden. Sinn der digitalen Bildge- bung ist in erster Linie die Umsetzung der Planung in eine intraoperativ verwendbare Schablone für die Enossalbohrung, das Definieren der Insertionstiefe und der Einschubrichtung bzw. die Plat- zierung des Implantats. Im Rahmen einer Rückwärtsplanung, die vom prothetischen Endergebnis Einfluss auf die klinischen und operativen Maßnahmen nimmt, bietet die Digitaltechnik große Vor- teile. Dadurch können die Schritte zur OP exakt vorbereitet und das Endergebnis weitgehend voraus bestimmt werden. „Pas de deux“: Digital und analog kombinieren Univ.-Prof. Dr. Stefan Wolfart, Ärztlicher Direktor der Zahnärztlichen Prothetik am Universitätsklini- kum der RWTH Aachen, betonte in seinem Vortrag „Implantologie Update“, dass Digitaldaten für die Zusammenarbeit mit der Zahntechnik vorteilhaft sind, weil die Datensätze in die CAM-Systeme des Labors eingespeist werden können. So können Intraoralabformung, Modelle, Bohrschablone, Pro- visorien, Kieferrelationsbestimmung in der Praxis computerunterstützt durchgeführt bzw. gefertigt werden; im Labor erfolgt das Set-up bzw. Wax-up mit Artikulation, die Gerüst- und Kronenherstel- lung sowie die Verblendung der Restaurationen. Hierbei profitieren implantatgetragene Einzelkro- nen und kurzspannige Brücken besonders vom digitalen Workflow, weil mit der virtuellen Konst- ruktion auf ein physisches Modell verzichtet werden kann; ferner sind die Arbeitszeiten kürzer und senken die Kosten. Eine durchgängig navigierte Computerunterstützung wird laut Wolfart dadurch eingeschränkt, dass der Workflow vor allem im Bereich von Komplettsanierungen mit und ohne Implantate immer noch auf analoge Zwischenschritte angewiesen ist. So bevorzugt der Referent bei komplexen Fällen, z. B. bei mehreren Implantatpfeilern für mehrgliedrige Brücken, die analoge Vorgehensweise. Dazu zählen Polyäther-Abformungen, konventionelles Meistermodell, Kieferrelationsbestimmung sowie Arti-kulation und Set-up bzw. Wax-up. Besonders bei der Implantatversorgung des zahnlosen Kiefers ist der Analogprozess noch der „Goldstandard“. So beherrschen die Intraoralscanner laut Wolfart noch nicht die Ganzkiefervermessung mit der erforderlichen Genauigkeit, weil Referenzpunkte auf der Schleimhaut fehlen. Lediglich die Gerüstgestaltung wird heutzutage meist im CAD/CAM-Prozess realisiert. Zwingend ist dieses Vorgehen, sobald angulierte Verschraubungen angewendet werden – auch um bei anguliert stehenden Implantaten eine okklusale Verschraubung zu ermöglichen. Abb. 6: Digital gefertigte Bohr- schablone zur Enossal-Insertion. Quelle: Straumann Abb. 7: Schablonengeführte Enossalbohrung. Quelle: Straumann
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