ddm Ausgabe 5 | 2018

ddm | Ausgabe 5 | 2018 57 Fortbildung Eingeführt vor zwei Dekaden, wies ZrO₂ als Gerüstwerkstoff damals eine hohe Opazität auf und musste deshalb aus ästhetischen Gründen aufbrennkeramisch verblendet werden. Unterschiedliche physikalische Eigenschaften der Gerüst- und Verblendkeramik und damals unbekannte Verarbei- tungseinflüsse verursachten jedoch oftmals Chippings. Im Sinne einer Risikovermeidung löste dies in der Folge den Trend zu monolithischen, d. h. verblendfreien Kronen aus ZrO₂ aus. Zur Erlangung einer Semi-Transparenz mit zahnähnlichem Chroma wurde dafür der Anteil von Aluminiumoxid (Al₂O₃) von 0,25 auf 0,05 Gewichtsprozent reduziert und der Ytriumoxid-Gehalt (Y₂O₃) erhöht . Trotz- dem blieb die Lichtdynamik deutlich hinter den Glaskeramiken zurück. Die Indikation für monolithi- sche ZrO₂-Kronen blieb auf den Molarenbereich begrenzt. Um der ZrO₂-Keramik lichtbrechende Eigenschaften zu geben, wurde für die 3. Generation die Korn- struktur geändert. Unter Beibehaltung des Al₂O₃-Anteils wurde Y₂O₃ um 8,5 bis 10 Gewichtsprozent angehoben und unter gleichbleibenden Sinterparametern eine Steigerung der Transparenz erzielt. Hierbei sank jedoch die Biegebruchfestigkeit auf 600 MegaPascal (MPa) und begrenzte die Indika- tion auf Kronen und 3-gliedrige Brücken im Frontzahnbereich. Waren die Kornstrukturen früherer, opaker ZrO₂-Generationen zu 100-75 Prozent tetragonal stabilisiert und beeinflusste die Risszähig- keit und Festigkeit, wurde der nachfolgende Werkstoff zu 50 Prozent in der kubischen Phase stabili- siert. Dies erhöhte die Lichtleitfähigkeit, denn die kubischen Kristalle können aufgrund ihres größe- ren Volumens das Licht gleichmäßiger in alle Raumrichtungen verteilen. Das Material charakterisierte sich jedoch durch geringere mechanische Eigenschaften, vergleichbar mit Lithiumsilikatkeramiken. So weist das kubische, hochtransluzente, monolithische ZrO₂ mit 800 MPa einen geringeren Fes- tigkeitswert auf als das klassische, opakere ZrO₂. Dies kann zu eingeschränkten Indikationen führen (Einzelzahnkronen, Implantatkronen, Brücken mit einem Zwischenglied). Mit der nachfolgenden, 4. ZrO₂-Generation wurde durch Anpassung der Kristallstruktur die Biege- bruchfestigkeit deutlich angehoben (ca. 1000-1500 MPa). Teilweise wurde durch eine mehrschich- tige Infiltrierung fluoreszierende Partikel der Matrix zugesetzt, die die Ästhetik verbessern (z. B. Lava Esthetic, 3M; Abb. 1-2). Eine andere Variante kombinierte eine dentinopake ZrO₂-Schicht mit einer semitransparenten, schmelzähnlichen Schicht, um Festigkeit, Chroma und Transluzenz zu verbinden (Katana, Kuraray-Noritake; Abb. 3). Eine Rolle spielt auch die Sintertemperatur und die Prozessdauer. „Highspeed“-Sintern führt im Durchlicht zu farblich dunkleren Ergebnissen, längeres Sintern unterstützt die Transluzenz (Abb. 4-5). Eine forcierte Abkühlphase setzt Zugspannungen im Kristallgitter frei (bis 1.750 MPa), eine kontrol- lierte Abkühlphase (15 Min. bis Raumtemperatur) lediglich 200 MPa. Grundsätzlich bietet monolithisches ZrO₂ die Möglichkeit, substanzschonender zu präparieren. Wur- den ursprünglich Kronen-Wandstärken von 1,0-1,5 mm empfohlen, können diese für monolithische Kronen auf 0,6 mm gesenkt werden. Die Verbinder-Querschnitte für Brücken wurden von den Her- stellern von mindestens 16 mm² auf 12 mm² (2 Pontics) zurückgenommen. Längerfristige Studien auf dieser Grundlage zur klinischen Bewährung liegen jedoch noch nicht vor. ZrO₂-Oberflächen bieten einen höheren Grad an Totalreflexion, verglichen mit Glaskeramik. Die Poli- tur beeinflusst das Chroma und den Lichtfluss. Dadurch erhält ZrO₂ einen spiegelähnlichen, perl- muttartigen Glanz, das den visuellen Eindruck verändert. Angezeigt ist eine zweistufige Politur mit Gummi- bzw. Silikonpolierkörpern mit abgestuften Körnungen. Trotz der Veränderungen auf kristalliner Ebene ändern sich die Empfehlungen für die Befestigung nicht grundlegend. Obwohl bis zur Bruchfestigkeit von 350 MPa konventionell zementiert werden kann, empfiehlt sich die adhäsive Befestigung, besonders bei Brückenrestaurationen. Dadurch wer- Abb. 1: Fluoreszierendes Vollzir- koniumoxid (Lava Esthetic, 3M) basiert auf patentierter Färbetechnologie und wurde für eine exakte Übereinstimmung mit den Vita Classical Farben entwickelt. Quelle: 3M

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