ddm Ausgabe 5 | 2018
23 ddm | Ausgabe 5 | 2018 Der komplette Fall Das wurzelidentische oder wurzelähnliche Implantat war lange die Idealform für die Versorgung von frischen Alveolen, teils mit zusätzlichen Retentivelementen versehen. Als Vorläufer der Replicate-Implantate gelten heute das BioDesign-Implantat ReImplant (Gerold & Klaus, 1995) und die INDI-Implantate. Eine von Kohal et al. (1997) durchgeführte Studie wies dem ReImplant-Implantat trotz technologischer Schwächen bei der Herstellung gewisse klinische Erfolge nach. Mit Verbesserung der Scansysteme stellten Pirker & Kocher (2008) wurzelformidentische Implantate aus gefrästem ZrO₂ her, die nach Laserscan der extrahierten Wurzel gefertigt waren. Nur gesandstrahlte Implantate gingen nach maximal zwei Monaten verloren, während die mit zusätzli- chen Verankerungselementen eine Überlebensrate von 92 % über 33 Monate aufwiesen. Der technologische Durchbruch bei wurzelförmigen Implantaten scheint mit dem 3-D-Röntgen und der CAD/CAM-Herstellung über Fräsen oder andersartige Generierung, wie Sintern gegeben zu sein. Obwohl Moin et al. (2012) einen Volumenunterschied festgestellt haben zwischen der Zahnre- konstruktion im DVT und dem danach CAD/CAM-gestützt gefertigten Implantat, das etwas kleiner ausfiel, spricht nichts gegen die Anwendung der Technik. Die zusätzliche Anbringung von appro- ximalen Retentionsstrukturen führte zu einer wesentlichen Verbesserung der Primärstabilität und erfolgreichem Einheilen. Rubbert erweiterte die Technik seit 2006 zu Hybridimplantaten aus Titanwurzel und ZrO₂- Transgingivalteil (Abutment), verlötet mit Glasloten (Replicate™-Implantate) und erhielt 2013 das Patent für die Herstellung auf Implantate, die auf Basis von 3-D-Röntgen- und STL-Dateien individuell nach Patientenvorlage gefertigt werden. Eine ausführliche Beschreibung der Herstellungstechnik findet sich bei Hopp et al. (2015). Der gleichen Technik der 3-D-Röntgen- und STL-Dateien bedienten sich Mangano et al. (2013) bei „root-analogue implants“ (RAI) aus lasergesinterem Titan mittels DLMS. Wurzelidentische Implantate können jetzt aus Titan und Titanlegierungen, ZrO₂-Keramiken sowie deren Hybriden, verlötet mit speziellen Glasloten (Zothner et al. 2009) hergestellt werden. Ebenso sind bioinerte Hightech-Kunststoffe zur Herstellung denkbar. Verschiedene Fallberichte und Über- sichten zeigen den klinischen Erfolg der Replicate-Implantate und weisen auf das einfache klinische Prozedere sowie den Erhalt des patienteneigenen Emergenzprofiles hin (Jacobi 2013, Hopp et al. 2015, Hildebrandt 2017, Saeidi Pour et al. 2017). Patientenfall Vorstellig wurde ein 37-jähriger Patient mit mehreren erneuerungsbedürftigen Füllungen, Primärka- ries, einer defekten Krone an 14, fehlenden Zähnen an 24 und 36 sowie nach fehlgeschlagener endo- dontischer Behandlung ein Ersatz von 37 und 47. Die Abbildung 1 zeigt den Situationszustand des Gebisses bei Behandlungsbeginn in Okklusion. In zwei Stützzonen war die Okklusion noch gesichert, einzelne Zähne stellen ein begrenztes gnathologisches Störfeld dar, die später eingeschliffen oder füllungstechnisch korrigiert wurden. Es wurde keine Neigung zu CMD festgestellt. Wegen des Wun- sches einer möglichen implantologisch zu versorgenden Schaltlücke 24 und zur Gesamtbefundung wurde das OPG zu Behandlungsbeginn mit einem Röntgenmesskörper in regio 24 ausgeführt (Abb. 2), die Abbildung 3 zeigt die linke Seite mit dem 2. und 3. Quadranten in Okklusion, die Abbildung 4 den Zahn 37 als Einzelröntgenaufnahme. Die Abbildung 5 zeigt die rechte Seite mit dem 1. und 4. Quadranten in Okklusion, die Abbildung 6 den Zahn 47 als Einzelröntgenaufnahme. Der Unterkiefer in der Aufsicht ist in Abbildung 7 dargestellt. Nach der Routinediagnostik inklusive parodontaler und erster Röntgendiagnostik, der professionel- len Zahnreinigung und beginnender Füllungstherapie wurde bei der Zahnersatzbehandlung der Fokus auch im Unterkiefer auf die implantologische Versorgung gesetzt, wobei der Patient sich schon über eine schonende Behandlung mit Replicate-Implantaten informiert hatte. Abb. 1: Situationszustand bei Behandlungsbeginn in Okklusion
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