ddm Ausgabe 4 | 2018

ddm | Ausgabe 4 | 2018 57 Journal Materialkenndaten und Indikationen Die Hybridkeramik hingegen enthält als einzige eine duale Keramik-Polymer-Struktur, die zu 86 Gewichts-Prozent aus einem gitterähnlichen Keramiknetzwerk aus Feldspatkeramik besteht (Ena- mic, Vita Zahnfab.). In diese poröse Keramikstruktur wird werkseitig ein Polymernetzwerk mit 14 Gewichts-Prozent infiltriert, das thermisch vollständig ausgehärtet wird. Das Polymernetzwerk bildet mit der silanisierten Keramik einen adhäsiven, interpenetrierenden Verbund. Das Elastizitätsmodul von 30 GigaPascal (GPa) liegt zwischen Dentin und Schmelz. Mit 160 MPa Biegezugfestigkeit kann der Werkstoff hohe Kaukräfte kompensieren [16] . Die Schichtstärke kann okklusal auf 1,0 mm, approxi- mal auf 0,8 mm reduziert werden [17] . Kronenränder können sehr fein ausgeschliffen werden. Herstel- lerseitig indiziert für Inlays, Onlays, Veneers, Teilkronen, monolithische Kronen (Abb. 1-11), verblen- dete Kronen (Verblendkomposit) und Implantat-Surastrukturen (Vita Implant Solutions), belegten Kausimulationen ein dem Zahnschmelz ähnliches Abrasionsverhalten [16]. Für die Befestigung wird Schmelz und Dentin geätzt (Phosphorsäure-Gel), Dentinprimer aufgetragen, der Adhäsivvorstrich einmassiert. Die Keramik wird mit Flusssäure (HF 5%ig) geätzt, Silan und Adhäsiv aufgetragen; die Befestigung erfolgt mit licht- oder dualhärtendem Komposit [18] . Der Nano-Resin-Verbundwerkstoff enthält neben Siliziumoxid auch Zirkoniumoxid-Nanopartikel sowie zu Clustern versintertes Siliziumoxid und Zirkoniumoxid in einer hochvernetzten Polymer- matrix (Lava Ultimate, 3M). Mit dem dentinähnlichen E-Modul liegt die initiale Biegefestigkeit bei >200 MPa. Die Abrasion ist schmelzähnlich [19] . Eine keramikseitige Ätzung mit Flusssäure ist nicht erforderlich. Befestigungsflächen müssen mit Aluminiumoxidpulver abgestrahlt (≤ 50 µm-Korn, 2,0 bar Strahldruck, z.B. Cojet) und adhäsiv (Scotchbond Universal) vorbehandelt werden; Schmelz und Dentin 15 Sek. mit Phosphorsäure anätzen, Adhäsiv einmassieren, verblasen und 10 Sek. lichthärten, Befestigung mit RelyX Ultimate. Indikationen sind: Inlays, Onlays, Veneers. Die mechanische Eignung des Werkstoffs für Implantatkronen erlaubte nach Kausimulation eine günstige Prognose [20] . Die Befestigungstechnik für Kronen wird zur Zeit reevaluiert [21] . Die Politur der Verbundkeramik erreicht eine Oberflächengüte, vergleichbar mit einem Glanzbrand [22] . Auf der Basis keramikdotierter Polymere sind neuerdings CAD/CAM-fräsbare Kompositblocks ver- fügbar (z.B. Brilliant Crios, Coltene; LuxaCam Composite, DMG; Tetric CAD, Ivoclar Vivadent). Diese Hybridwerkstoffe bieten eine sehr geringe Monomer-Konversion, weisen eine hohe Netzwerkdichte auf und unterbinden damit eine Wassereinlagerung. Die E-Moduli sind dentinähnlich (9-18 GPa), die Biegebruchfestigkeit liegt über jener von Feldspatkeramik (Tabelle 1). Aufgrund der geringen Abra- sion und des geringen Bruchrisikos scheinen diese Materialien laut Herstellerangaben zur restaurati- Abb. 6: Tiefgezogener Silikonschlüssel zur Fertigung eines Moke-up. Abb. 7: Moke-up im Patientenmund, gefüllt mit fließfähigem Komposit, zur Bewertung der angestrebten klinischen Rehabilitation.

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