ddm Ausgabe 3 | 2018

ddm | Ausgabe 3 | 2018 62 Digitale Visionen Was raten Sie den Skeptikern? Ich möchte Sie einladen. Einladen, sich einzubringen und das Gespräch zu suchen. Mit mir, mit Kol- legen, die ihre Praxis bereits voll digitalisiert haben, mit anderen Unternehmen. Denn nur indem wir uns austauschen, können wir voneinander lernen. Auch IT-Unternehmen sind nicht allwissend. Ihnen fehlt etwas Entscheidendes: und zwar genau der Blick der Skeptiker. Produkte müssen heute so entwickelt werden, dass sie auch den größten IT-Skeptiker überzeugen. Einfach, intuitiv und sicher im Handling. Um das zu schaffen, brauchen wir den Austausch und auch die Hilfe der Anwender. Sowohl die der early adopters als auch die der „späten Mehrheit“. Ich bin überzeugt: Wir müssen die Produkte der Zukunft gemeinsam entwickeln. In Co-Evolution. Nur so kann Digitalisierung erfolg- reich gelingen. Stellen wir uns einmal vor, Sie hätten eine Kristallkugel auf Ihrem Schreibtisch. Werfen Sie doch mal einen Blick hinein und erzählen uns, wie die Zahnarztpraxis der Zukunft aussieht? Die Praxis der Zukunft ist für mich vor allem eins: das Gegenteil von Chaos. Sie ist ein Ort, der bis ins Kleinste organisiert ist, an dem die Rollen klar sind und an dem der Patient sich wohl fühlt. Aber auch nur, solange er es möchte. Denn in meiner Praxis der Zukunft gibt es keinen Empfang und keine Chipkarte und keine unnötige Wartezeit. Bereits vor dem Eintreffen des Patienten in die Praxis erfolgt die Anamnese per Sprachabfrage und die Übermittlung aller relevanten Daten an die Praxis. In der Praxis wird automatisch erkannt, dass der Patient eingetroffen ist und ihm wird über ein intelligentes Leuchtsystem der direkte Weg in das nächste freie Behandlungszimmer gezeigt. Für die Diagnose wird der behandelnde Zahnarzt von volldigitalen Lösungen unterstützt, die den gesamten Zahnbe- reich erfassen. Gestützt durch Cloudservices diagnostiziert das System die wahrscheinlichste Ursa- che für die Symptome des Patienten und schlägt häufige Behandlungsmethoden vor, die der Arzt prüft und im Anschluss mit dem Patienten bespricht. Während der Behandler den Therapieplan per Spracheingabe dokumentiert, erläutert eine Hologramm-Darstellung die Behandlung für den Pati- enten. Der Plan wird je nach Versicherung durch KI-Systeme in Echtzeit bestätigt und der Zahnarzt kann sofort mit den ersten Behandlungsschritten beginnen, sofern der Patient es wünscht. Sowohl der Behandler als auch die Praxismitarbeiter konzentrieren sich voll auf die Versorgung des Patienten. Sie werden nicht durch Prozesse und Verwaltungstätigkeiten von dessen Betreuung abgelenkt. Mit Abschluss der Behandlung ist die Rechnung automatisch generiert. Das Versenden wird allerdings überflüssig. Hier unterstützt Blockchain als dezentrales Patientenkonto, diese direkt an die Kosten- träger zu übermitteln. Jan Schellenberger Jan Schellenberger arbeitet seit 2015 als Chief Technical Officer (CTO) bei der Health AG und verantwor- tet in dieser Position die Bereiche Business Development, IT sowie Prozess- und Beschwerdemanage- ment. Im Fokus seiner Tätigkeit steht dabei die Weiterentwicklung und Optimierung aller Geschäftsprozesse des Unternehmens – etwa durch neue IT-Konzepte. Der Diplom- Softwaretechniker verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in Organisationsentwicklung, Business Development, Personal und IT. Dabei ist er als Geschäftsführer, Beirat und Aufsichtsrat nicht nur für zahlreiche Unternehmen aus der IT- und Finanzbranche beratend tätig gewesen, sondern unterstützt und begleitet als Dozent und Coach viele Menschen auf ihrem individuellen Karrierepfad. Schellenberger sieht sich selbst als Enabler, der versteckte Talente von Menschen und Organi- sationen aufdeckt und sie befähigt, ihre Potentiale voll auszuschöpfen.

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