ddm Ausgabe 3 | 2018

29 ddm | Ausgabe 3 | 2018 Der komplette Fall Die Funktion des biologischen Siegels ist nur bei intakter keratinisierter Mukosa gegeben. 16 Ziel der Implantatfreilegung ist daher, dieses biologische Siegel wiederherzustellen und die funktionell orientierte Faserstruktur der keratinisierten Mukosa zu erhalten oder zu rekonstruieren. Eine ausrei- chend breite Zone an befestigter Mukosa als stabile Gewebebarriere ist für den Langzeiterhalt von Implantaten als günstig anzusehen. 5,12 Bewegliche Mukosa an den Implantaten ist zu vermeiden. Aufgrund der Bewegung scheint die periimplantäre Weichgewebsmanschette ansonsten keine suf- fiziente biologische Versiegelung zu erlauben. Zur Verbreiterung der befestigten Gingiva an Implantaten werden die Verschiebelappentechnik sowie das Einbringen von Bindegewebstransplantaten oder freie Schleimhauttransplantate ange- wandt. 12 Eine Verdickung des Weichgewebes mittels Bindegewebstransplantaten erfordert die Transplantatgewinnung – vorzugsweise am harten Gaumen – und stellt damit einen weiteren chir- urgischen Eingriff dar. Der Patient wird also zusätzlich mit der Entnahmemorbidität belastet. 20 Mittels chirurgisch- prothetischer Transposition und Stützung mit individuellen Healing-Abutments können der Verlauf des Gingivalsaums, die interimplantäre Zone, die Dicke des Weichgewebes sowie die Breite der befestigten Gingiva nach tunnelierender Präparation des Weichgewebes positiv beein- flusst werden. 1,2 Individuelle Healing-Abutments entsprechen in ihrer morphologischen Gestaltung im Bereich des Emergenzprofils weitgehend der Form der definitiven implantatprothetischen Ver- sorgung. In ästhetisch anspruchsvollen Situationen wird nach der Implantatfreilegung eine Ausformung des Emergenzprofils mittels provisorischer Implantatkronen empfohlen. 9 Diese orientieren sich in der Morphologie an der Form der definitiven implantatprothetischen Versorgung. Allerdings kann die Therapie mit einer provisorischen Implantatkrone kosten- und die Eingliederung zeitintensiv sein. Mit konfektionierten, kreisrunden Healing-Abutments zur Ausformung des Weichgewebes können die biologischen und anatomischen Parameter zum Zeitpunkt der Implantatfreilegung (Ausfor- mung des Emergenzprofils) nicht ausreichend berücksichtigt werden. 1,2 Wird in Kombination zu den konfektionierten Healing-Abutments die Tunneltechnik bei Implantatfreilegung angewandt, kann das Gewebe oft nicht ausreichend gestützt werden. Es ist daher sinnvoll, im Rahmen der sekundären Heilung auf eine ausreichende prothetische Abstützung und Ausformung der Mukosa zu achten. Die Mobilisation des Weichgewebes und dessen adäquate prothetische Stützung durch individuelle Healing-Abutments erlauben dem periimplantären Weichgewebe eine zirkuläre Reparation der site- spezifischen, individuellen biologischen Breite. Die Ausformung des periimplantären Weichgewebes wird von der Form des Healing-Abutments maßgeblich beeinflusst. Die Kontraktion und Reorganisation des Gewebes im Rahmen der Heilung wird nach der Mobilisa- tion – im besten Fall einmalig – umgehend an der situationsspezifischen prothetischen Form aus- gerichtet. Die Form der prothetischen Restauration und deren Einfluss auf den Pink Esthetic Score (PES) nach Führhauser sind jedoch nicht nur unter ästhetischen Aspekten von Bedeutung. 7 Auch kaufunktionelle Parameter machen den Erhalt oder die Wiederherstellung der Alveolarfortsatzkon- tur notwendig. Tritt unter einer Krone eine Einziehung auf, können in diesem Bereich Speisereste ver- bleiben, die vom Patienten entfernt werden müssen. 18 Unter parodontalprophylaktischen Gesichts- punkten ist im Bereich der Interdentalräume bei der definitiven implantatprothetischen Restauration nicht eine möglichst weite Öffnung anzustreben, sondern eine, die eine gute Reinigung mit Inter- dentalbürstchen erlaubt. 13 Implantatdesign, Abutment und prothetische Versorgung Das Implantat wird als apikaler Anteil einer prothetischen Versorgung betrachtet, deren Platzierung sich idealerweise an der anzustrebenden Gestaltung des Zahnersatzes orientiert. 8,9,4 Das Implantat- design sollte idealerweise dem „Atrophiedesign“ des Alveolarkamms angepasst sein. Das Abutment als transmukosale Verbindung zwischen dem Implantat und der Suprastruktur sollte derart geformt

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