ddm Ausgabe 2 | 2018

49 ddm | Ausgabe 2 | 2018 Kollegentipp anzuschauen. Bei bestimmten Arbeitsschritten sowohl im Labor als auch in der Praxis sind wir beide anwesend und können direkt die akuten Probleme besprechen – zum Beispiel bei Einproben am Patienten. Prof. Dr. Irena Sailer : Gerade am Anfang, als wir uns stark mit optischer Abdrucknahme beschäf- tigt haben, hat dieses enge Miteinander den Horizont extrem erweitert. Heute geht es hingegen eher in Richtung Materialvielfalt und neue Indikationen der monolithischen Rekonstruktionen. Wei- tere Stichworte sind die richtige Vorbereitung, der nötige Platzbedarf insbesondere für minimalinva- sive Rekonstruktionen sowie die digitale Diagnostik. Sind Sie sich immer gleich einig, oder gibt es auch mal Kontroversen über die richtige Vorgehensweise, die zu verwendenden Materialien etc.? Vincent Fehmer : Nein, natürlich sind wir uns nicht immer gleich einig. Das ist wie überall im Leben. Aber das macht es ja schließlich auch spannend – sonst würde der Spaß fehlen. Prof. Dr. Irena Sailer: Natürlich versuchen wir einerseits, uns an die von uns selbst definierten systematischen Kriterien zu halten. Andererseits gibt es aber natürlich auch immer wieder Grenzbe- reiche, in denen verschiedene Lösungen möglich sind. Da können die Meinungen mal auseinander- gehen. Was macht nach Ihrer Einschätzung ein gutes Dental-Team aus? Worauf kommt es bei der Zusammenarbeit Zahnarzt/Zahntechniker an? Beide: Respekt und Verständnis füreinander sind unverzichtbar. Das Gleiche gilt für eine Kommuni- kation auf Augenhöhe. Und selbstverständlich muss auch die Chemie stimmen. Aus Ihren Beobachtungen im Alltag: Was lässt sich an der Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Zahntechniker noch verbessern? Vincent Fehmer: Zahntechniker müssten sich meiner Ansicht nach mehr auf die Weiterbildung fokussieren und hier nicht nur den Vortrag oder Workshop besuchen, der die allerschönste Kera- mikschichtung zeigt. Sondern sie sollten sich auch den Dingen öffnen, mit denen sich Zahnärzte auseinandersetzen. Prof. Dr. Irena Sailer: Darüber hinaus sind die Kommunikation und der Austausch von Daten uner- lässlich. Dank der Digitalisierung – E-Mails, Apps – könnte das bereits heute sehr gut funktionieren. Leider werden die vorhandenen Möglichkeiten oft nicht genutzt. Beide: Zusammengefasst lässt sich sagen: Beide Seiten sollten mehr Wert auf gezielte Teamweiter- bildung legen. Wie wird die Zusammenarbeit in Zukunft aussehen? Wie wird sie sich angesichts der zunehmenden Digitalisierung in den nächsten Jahren verändern? Vincent Fehmer: Ich sehe sehr viel Potenzial für die Zahntechnik in der Zukunft – auch in Zeiten der digitalen Zahnmedizin. Neben der eigentlichen Herstellung von Rekonstruktionen liegt dieses meiner Meinung nach insbesondere in der beratenden Funktion. Das heißt: Bei all den neuen Materi- alien und Möglichkeiten, die uns schon zur Verfügung stehen, haben wir Zahntechniker mit unserem Know-how einen riesigen Vorsprung – und damit viele Möglichkeiten, uns positiv in das Dental- Team einzubringen. Prof. Dr. Irena Sailer: Auch Zuarbeiten wie die Diagnostik von zahngetragenen Rekonstruktionen bis hin zur Vorbereitung zur geführten Chirurgie bieten viel Potenzial. ZTM Vincent Fehmer • 1998-2002 Zahntechnische Ausbildung in Stuttgart • 2002-2003 Volontierend in zahn- technischen Oral Design Laboren in Großbritannien und in den USA • 2003-2009 Oral Design Labor in Berlin, Deutschland – Die Dental Manufaktur Mehrhof • 2009 Abschluss zum ZTM in Deutschland • seit 2009 Chefzahntechniker an der Klinik für festsitzende Prothetik und zahnärztliche Materialkunde in Zürich Fellow des Internationalen Team für Implantologie (ITI) und Mitglied der Oral Design Gruppe sowie der Europäischen Vereinigung der Zahntechnik (EADT) und der Deut- schen Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde (DGÄZ) Prof. Dr. med. dent. Irena Sailer • 1997 Staatsexamen in Tübingen • 1998 Promotion in Tübingen • 1998 - 1999 Weiterbildungs- assistentin für Oralchirurgie, Universität Zürich • 1999 - 2003 Weiterbildungsassistentin für Kronen- und Brückenprothetik, Teilprothetik und zahnärztl. Materialkunde, Universität Zürich • 2003 Oberärztin, Universität Zürich • 2007 Visiting Scholar am Depart- ment of Biomaterials and Biomi- metics, Dental College an der New York Universität • seit 2009 Gastprofessur am Department of Preventive and Restorative Sciences, School of Dental Medi- cine der University of Pennsylvania in Philadelphia, USA • seit 2010 Privatdozentin • bis 2012 wissenschaftliche Abteilungsleiterin an der Klinik für Kronen- und Brückenprothetik, Teilprothetik und zahnärztliche Materialkunde, Universität Zürich • seit September 2013 Vorsteherin der Division für festsitzende Prothetik und Biomaterialien an der Universität Genf Dieses Interview ist auch im Zahnarzt- und Zahntechniker-Blog von Ivoclar Vivadent erschienen: https://blog.ivoclarvivadent.com

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