ddm Ausgabe 6 | 2017

ddm | Ausgabe 6 | 2017 64 Journal Erfolg von Abutments aus Zirkoniumdioxid scheint die Art des verwendeten Implantatsystems zu sein. Besonders die Verbindung zwischen Implantat und Abutment nimmt Einfluss auf die Fraktur- rate. Auch eine zu geringe Dimensionierung und Wandstärke; eine forcierte Abkühlphase im Sinter- prozess sowie eine extensive Nachbearbeitung des Gerüsts durch Beschleifen erhöht das Risiko [19] . Studien mit Hybrid-Abutments, d. h. Zirkoniumdioxid mit TiBase verklebt, zeigen eine höhere Frak- turfestigkeit gegenüber einteiligen Abutments [20] und sind somit für den hochbelasteten Molaren- bereich geeignet. Für Heilungskappen aus ZrO 2 konnte gegenüber Titan eine geringere Bakterienad- häsion nachgewiesen werden. Implantatgetragene Einzelkronen aus Zirkoniumdioxid waren nach 10 Jahren noch komplikations- frei [21, 22] . Es zeigten sich keine Unterschiede zwischen metallischen und keramischen Suprastruktu- ren. Systematische Übersichtsarbeiten vermitteln jedoch kontroverse Ergebnisse [23] . Hierbei ist zu berücksichtigen, dass hier ältere Studien mit Komplikationen bei ZrO 2 -Kronen eingeflossen sind, die hohe Verblendfrakturraten (Chippings) aufwiesen. Während Gerüstfrakturen selten aufgetreten sind, zählt das Chipping von verblendeten ZrO 2 -Kronen nach wie vor zu den häufigsten Komplikatio- nen [24] . Neuere klinische Daten zeigen, dass mittelfristig auch bei vollkeramischen Systemen mit einer Überlebensrate von mehr als 90 Prozent zu rechnen ist [25] . Inzwischen gelangt oftmals monolithisches ZrO 2 für implantatgetragene Kronen zum Einsatz, beson- ders im Seitenzahngebiet. Damit wird das Chipping-Risiko umgangen. Der semiopake Werkstoff kann zahnfarbig bemalt, mit Tauchlösung koloriert, aus farbgeschichteten Blocks gefräst oder parti- ell bzw. labial dünn verblendet werden, wobei die Funktionsflächen unverblendet bleiben können. Dafür liegen klinisch günstige Mittelfrist-Prognosen vor [26] . Aufgrund der besseren Ästhetik und der ausreichend mechanischen Eigenschaften kann für Implantatkronen im Frontzahngebiet monolithi- sches Lithiumdisilikat vorgezogen werden [27] . Während sowohl verschraubte als auch zementierte vollkeramische Versorgungen auf Implantaten gute Prognosen aufweisen [28] , werden vielfach, wo klinisch möglich, verschraubte Lösungen bevorzugt (Abb. 8) [29] . Dies erfolgt vor dem Hintergrund, dass Zementrückstände periimplantäre Entzündungen auslösen können. Mit eingefärbten vollkera- mischen Abutments bietet sich die Möglichkeit, die Zementfuge bewusst epimukosal oder supra- mukosal zu legen, um die Versäuberung zu erleichtern und das Verdrängen von Zementrückständen in subgingivale Bereiche zu unterbinden. Unabhängig von der Lagerung auf Zähnen oder Implantaten weisen Brückenkonstruktionen höhere Komplikationsraten auf [30] . Mit zunehmender Spannweite steigt das Frakturrisiko für die Vollkeramik; das betrifft besonders das Chipping [28] . Gerüstfrakturen bei Implantatbrücken aus Zirkoniumdioxid wurden selten beobachtet [31] . Dies wird auf das Fehlen des parodontalen Ligaments und die starre Verbindung der Brückenglieder zurückgeführt. Im Gegensatz zu dreigliedrigen Implantatbrücken scheinen weitspannige Rekonstruktionen aus ZrO 2 eine höhere Chipping-Anfälligkeit zu haben. Auf einen Blick Auf Basis der vorliegenden Erkenntnisse können vollkeramische Werkstoffe für implantatgetragene Suprastrukturen in den meisten Fällen empfohlen werden. Abutments aus Vollkeramik haben bei korrekter okklusaler Funktion kein höheres Komplikationsrisiko als Titan-Abutments. Die Individu- alisierung des Abutments mit Emergenzprofil ist zu bevorzugen. Zur Erfüllung ästhetischer Anfor- derungen im Frontzahnbereich ist die Vollkeramik unabdingbar. Im Seitenzahngebiet haben sich Hybrid-Abutments mit verklebter TiBase bewährt. Vollkeramische, implantatgetragene Einzelkronen haben klinisch eine sehr gute Prognose. Weitspannige Implantatbrücken haben eine höhere Kompli- kationsrate, unter anderem durch das Chipping-Risiko; unverblendete Funktionsflächen sind deshalb zu bevorzugen. Verschraubte als auch zementierte Implantataufbauten weisen gleichermaßen gute Prognosen auf. Kontakt: Manfred Kern AG Keramik Schriftführung Postfach 100 117 75255 Ettlingen info@ag-keramik.de www.ag-keramik.de 25 Wittneben JG, Buser D, Salvi GE, Bürgin W, Hicklin S, Brägger U: Complication and failure rates with implant-supported fixed dental prostheses and single crowns – a 10-year retrospective study. Clin Implant Dent Relat Res 2014; 16(3): 356-364 26 Bömicke W, Rammelsberg P, Stöber T, Schmitter M: Short-term prospective clini-cal evaluation of monolithic and partly veneered zirconia single crowns. J Esthet Re-stor Dent 2016; 29(1): 22-30 27 Rinke S, Lattke A, Eickholz P, Kramer K, Ziebolz D: Practice-based clinical eva- luation of zirconia abutments for anterior single-tooth restorations. Quintessence Int 2015; 46(1): 19-29 28 Wittneben JG, Millen C, Brägger U: Clinical performance of screw vs cement-retained fixed implant-supported reconstructions – a systematic review. Int J Oral Maxillofac Implants 2014; 39 Suppl: 84-98 29 Wang JH, Judge R, Bailey D: Five-year retrospective assay of implant treatments and complications in private practice. Restorative treatment profiles of single and short-span implant-supported fixed prostheses. Int J Prosthodont 2016; 29: 372-380 30 Hahnel S: Vollkeramische implantat- getragene Versorgungen – State of the Art? Wissen Kompakt Springer 2017; Band 11(2): 55-61 31 Larsson C, Vult von Steyern P: Five-year follow-up of implant-supported Y-TZP and ZTA fixed dental prostheses. 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