ddm Ausgabe 6 | 2017

ddm | Ausgabe 6 | 2017 58 Journal Vollkeramische Werkstoffe haben sich seit geraumer Zeit als ernsthafte Alternative für die Versor- gung mit Kronen und Brücken qualifiziert. Dies unterstützt die DGZMK mit der „S3-Leitline Vollke- ramische Kronen und Brücken“ mittels evidenzgestützter Studienergebnisse und testiert, dass die klinische Bewährung wesentlich vom Einsatzbereich, von den verwendeten Werkstoffen und von der Einhaltung materialspezifischer Anforderungen abhängt. Frau Priv.-Doz. Dr. Anja Zembic, Universität Zürich, und ZTM Vincent Fehmer, Universität Genf, the- matisierten in ihrem Co-Referat „Vollkeramik auf Implantaten aus zahnärztlicher und zahntechni- scher Sicht“ auf dem 17. Keramiksymposium besonders die Herausforderungen bei vollkeramischen Rekonstruktionen. So wurde für zahngetragene Brücken nach 5 Jahren eine Misserfolgsrate von 16 Prozent ermittelt, ausgelöst überwiegend durch biologische Komplikationen [1] . In dieser Studie zeigte sich bei implantatgetragenen Brücken auch ein signifikanter Anteil an Verblendfrakturen (Chippings). Nach 10 Jahren wiesen implantatgetragene Brücken eine Misserfolgsrate von 39 Pro- zent durch technische Komplikationen auf, verursacht durch Abutment- und Schraubenlockerun- gen, Verblendfrakturen sowie durch Retentionsverlust [2] . Verblendfrakturen auf Implantaten wurden speziell in einer breit angelegten Meta-Analyse nachuntersucht. Hier wiesen implantatgetragene Einzelkronen eine Überlebensrate von 96,3 Prozent nach 5 Jahren auf. Durch ästhetische Misserfolge und technische Ereignisse stieg die Komplikationsrate auf 12 Prozent [3] . Die Autoren kamen überein, dass die Defekte der Suprastrukturen der fehlenden Eigenbeweglichkeit der Implantatpfeiler durch die starre Verankerung im Knochen, der fehlenden Propriozeption der Implantate und somit der verminderten Taktilität geschuldet sind. Metallgestützte, verblendete Implantatbrücken wurden über 10 Jahre beobachtet. Nach 5 Jahren erreichte die Überlebensrate 96,4 Prozent, nach 10 Jahren 93,9 Prozent. Jedoch nach 5 Jahren blie- ben nur 66 Prozent der Brücken komplikationsfrei. Verblendfrakturen traten bei 13 Prozent der Fälle auf, ferner senkten Periimplantitis und Weichgewebskomplikationen (8,5 Prozent), Abutment- und Schraubenlockerung (5 Prozent) sowie Retentionsverlust (4 Prozent) die Erfolgsrate [4] . Zembic resü- mierte, dass die Auswahl verlässlicher Komponenten und Werkstoffe für Gerüste und Suprastruktu- ren, eine funktionelle Okklusion sowie eine überprüfbare Patientenhygiene geeignet sind, die Kom- plikationsrate zu minimieren. Monolithen als Lösung? Die schnelle Verbreitung von monolithischen, verblendfreien Kronen und Brücken aus Lithiumdi- silikat und Zirkoniumdioxid in der niedergelassenen Praxis basiert vermutlich darauf, dass mit dem anatoformen Kronen-Design und zahnfarbiger, CAM-fräsbarer Blanks das Risiko einer Verblendfrak- tur nach Eingliederung ausgeschlossen werden kann. Damit stellt sich die Frage, ob die manuelle, schichtweise Verblendtechnik noch eine Zukunft hat. Für Fehmer ist dem Ziel, eine natürliche, indivi- duelle Zahnfarbe und die Lichttransmission von Dentin und Schmelz zu erlangen, mit dem Einsatz industriell konfektionierter Keramikblanks immer noch Grenzen gesetzt und ist somit kompromiss- Vollkeramik auf Implantaten – geht das? Stabilität und Ästhetik implantologischer Therapiekonzepte im Fokus des Keramiksymposiums 2017 Manfred Kern

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