ddm Ausgabe 6 | 2017

ddm | Ausgabe 6 | 2017 41 Digitale Visionen Prof. Dr. Joachim Tinschert Studium der Zahnheilkunde an der Universität zu Köln; Promotion an der RWTH Aachen. Wissenschaftli- cher Assistent und Oberarzt an der Klinik für Zahnärztliche Prothetik des Universitätsklinikums Aachen; Verleihung einer außerplanmäßigen Professur 2006. Praxis in Aachen seit 2008. Kontakt: Prof. Dr. Joachim Tinschert jtinschert@online.de Herr Professor Tinschert, ist Speichel oder Blut ein Problem bei der Aufnahme? Joachim Tinschert: Beim konventionellen Scan muss absolut trockengelegt werden, beim Ultra- schall ist es genau umgekehrt. Flüssigkeit ist bei bestimmten Anwendungen sogar eher hilfreich, denn für Ultraschall braucht man immer ein Ankopplungsmedium. Daher nutzen wir auch ein Ultra- schallgel. Blut und Speichel haben keinen bis zu einem ganz geringen Einfluss auf das Ergebnis. Der Whitesonic Scanner ist noch in der Erprobungsphase. Welche weiteren Einsatzmög- lichkeiten in der Diagnostik sehen Sie? Joachim Tinschert: Da gibt es aus meiner Sicht vielversprechende Aussichten in der Zahnerhal- tung. In der Literatur finden sich zahlreiche Untersuchungen mit Ultraschall an Läsionen im Schmelz- und Dentinbereich. Wäre das System in der Lage, Kariesbefall zu verifizieren oder falsifizieren, könnte das insbesondere für die Behandlung von Kindern von großem Vorteil sein, da man hier aus Gründen der Strahlenbelastung ungern regelmäßig röntgt. Ultraschall wird in der Medizin auch genutzt um Blutströme darzustellen (Stichwort „funktionelle Bildgebung“). Dies könnte auch für dentalchirurgische Eingriffe am Weich- und Knochengewebe von Interesse sein. Schließlich könnten Chirurgen bereits vor dem ersten Schnitt wichtige Informationen über die Qua- lität, Dicke und Dichte des Bindegewebes erhalten, wenn sie z. B. Zahnhalsrezessionen mit einem Bindegewebstransplantat aus dem Gaumenbereich decken wollen. Herr Vollborn, sehen Sie Potenziale der Ultraschalltechnologie auch für die Prothetik? Thorsten Vollborn: Ja, unbedingt. Mit dem Whitesonic Scanner können wir Oberflächen abfor- men und gleichzeitig Informationen zur Weichgewebshöhe und Präparationstiefe liefern. Das ist interessant für die Erstellung der Zahnfleischmaske, denn das digitalisierte Zahnfleisch kann mit ein- geblendet werden. Mit einem Link zur Kronenherstellung reiht sich der Ultraschallscanner damit in den digitalen Workflow der Prothetik ein. Herr Vollborn, Herr Professor Tinschert. Vielen Dank für das Interview. Das Team von Whitesonic v. l.: Christopher Steinfelsner, Fabrice Chuembou Pekam, Daniel Habor, Thorsten Vollborn Dr.-Ing. Thorsten Vollborn An der RWTH Aachen entwickelte Thorsten Vollborn mit demwhite- sonic Team den ersten ultraschall- basierten Dentalscanner. In seiner Position im Unternehmen bildet er die Schnittstelle zwischen dem Anwender in der Zahnarztpraxis und der Produktentwicklung. Für das Produkt gestaltet und testet er alles was der Anwender in die Hand bekommt. Kontakt: Dr.-Ing. Thorsten Vollborn info@whitesonic.com

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