ddm Ausgabe 6 | 2017

ddm | Ausgabe 6 | 2017 39 Digitale Visionen Herr Vollborn, wie entsteht eigentlich die Bildgebung mit dem Whitesonic Ultraschall-Scanner? Thorsten Vollborn: Das System arbeitet nach dem Konzept der akustischen Mikroskopie bei dem ein fokussiertes Schallfeld über das Messobjekt geführt wird. Punktweise werden Schallwellen in das Messvolumen ausgesendet und an inneren Grenzflächen reflektiert. Deren Laufzeit aus dem Objekt wird gemessen, und das ist die Tiefeninformation. Aus der Zusammenlegung der Tiefeninformati- onen entlang einer Linie entsteht eine Schicht, aus vielen Schichten dann ein Volumen. So werden mehr als 1000 Schichten auf einer Strecke von etwa 30 mm erzeugt. Die Darstellung erfolgt, wie in der konventionellen Ultraschallbildgebung, in Graustufen und kann durch segmentierte 3D-Ober- flächen ergänzt werden. Wo liegt denn der Unterschied zum „normalen“ Ultraschall, den wir aus der Allgemeinmedizin kennen? Thorsten Vollborn: Der bekannte Ultraschall aus der Allgemeinmedizin sendet Wellen mit einer Frequenz von weniger als 20 MHz. Bei hochfrequentem Ultraschall wie dem Whitesonic Scanner sind es mehr als 50 MHz. Hochfrequenter Ultraschall kann Auflösungen unterhalb von 50µm erzielen und die feinen unterschiedlichen Strukturen aus weichem und hartem Gewebe am Zahn auflösen. Sie sprechen von einer Ultraschallplattform und verschiedenen Anwendungsbereichen. Wie geht das? Thorsten Vollborn: Die Ultraschalltechnologie unseres Whitesonic Scanners ist in den Scanner- kopf und die Arbeitsstation integriert. Das heißt, die Hardware ist je nach Einsatz die gleiche. Aller- dings ist die Verarbeitung der Daten je nach Software unterschiedlich und bestimmt damit auch den Anwendungsbereich. Die Daten einer Aufnahme enthalten viele Informationen, die auf ganz unterschiedliche Art verwendet werden können. In der Prothetik beispielsweise scannen wir prä- parierte Zahnbereiche und segmentieren für den Anwender nur die für eine Restauration notwen- digen Oberflächen. Derzeit erweitern wir unsere Plattform um weitere Features. So spielen in der Diagnostik tiefere Strukturen der unterschiedlichen Gewebe eine Rolle. Diese wollen wir mit dem Ultraschall erreichen, um sowohl eine zwei- als auch dreidimensionale Bildgebung der Kieferanato- mie zu ermöglichen. Herr Professor Tinschert, können Sie uns diese Anwendungsbereiche aus der Sicht des Erprobers und Praktikers schildern? Joachim Tinschert: Der Ultraschallscanner kann Weichgewebe, Hartgewebe und Knochenober- flächen erfassen. Damit eröffnet er grundsätzlich verschiedenste Möglichkeiten für die Diagnostik. Zum Beispiel in der Implantologie zur Kontrolle, Verlaufskontrolle und Nachsorge von Weichgewebe und Hartgewebe. So könnte man Weichgewebe im labialen Bereich darstellen, was man zumindest mit dem 2-D Röntgen nicht kann. Und man könnte sehen, ob sich die Knochenlamelle schon zurück- gezogen hat oder nicht. Auch in der Parodontologie hilft die Darstellung von Knochenverlauf und Schleimhautdicke. Verschiedenste Defekte wären mit Ultraschall dreidimensional erfassbar – ganz ohne Strahlenbelastung. Herr Vollborn, in der zahnmedizinischen Diagnostik spielt bislang die Röntgentechno- logie eine große Rolle. Heißt das, Ultraschall konkurriert jetzt mit DVT und OPG? Thorsten Vollborn: Der große Vorteil unseres Scansystems läge in der dreidimensionalen Bildge- bung direkt am Patientenstuhl ohne Strahlenbelastung. Das würde auch eine regelmäßige und eng- maschige Kontrolle durch den Zahnarzt ermöglichen. Wir sehen in der Ultraschalltechnologie jedoch keine Konkurrenz zum Röntgen, sondern eine Ergänzung und die Eröffnung ganz neuer Möglichkei- ten. So kann Ultraschall Weichgewebe darstellen und auch dort helfen, wo Artefakte bspw. durch Metallkörper bei der röntgenbasierten Bildgebung eine saubere Darstellung erschweren. Aktueller Aufbau des Whitesonic Ultraschallscanners

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